Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Marianne Hoffmann
Die Ateliers in der Alten Waggonfabrik in Mombach haben nach zehn Jahren neue Mieter. Die von der Stadt bezuschussten Räume sind ein Teil der Mainzer Kulturförderung – und die neuen Künstler keine Unbekannten.
Die Künstlerin Anne-Louise Hoffmann, kam mit einem feuerroten Kuschelkissen, groß wie ein Bett, in das Kulturamt der Stadt Mainz, wo sie eine von sieben Künstlerinnen und Künstlerinnen ist, die sich auf Einladung von Marianne Grosse (SPD), der Mainzer Kultur-und Baudezernentin, auf der Zitadelle der interessierten Presse vorstellt. Sie werden die frei gewordenen Ateliers in der Waggonfabrik in Mombach beziehen.
Das große Schmusekissen nennt sie „Big Mama“ – es ist Teil einer Performance, die die Künstlerin im Bahnhof Rolandseck aufführte. Zur Performance kommen noch Video und Skulptur dazu. Paul Schuseil ist für die Mainzer Kunstinteressierten kein Unbekannter mehr, war er doch vom Kunstbeirat der Stadt Mainz für den Förderpreis der Stadt 2016 nominiert. Das hat leider nicht geklappt, nun aber hat er ein Atelier und kann sich dort auf eine weitere Nominierung trefflich vorbereiten. Er hat bei Martin Schwenk Bildhauerei in Mainz studiert. Sein neuestes Projekt sind Orthesen, die man aus der Medizin kennt. Kleine Werkbeispiele, die er mitgebracht hat, machen Lust auf mehr.
Veronika Weingärtel, auch sie keine Unbekannte mehr, hat sie sich doch im vergangenen Jahr für den Stadtdrucker beworben. Sie liebt die Druckgrafik, war Meisterschülerin der ehemaligen Mainzer Professorin Andrea Büttner, die für den Turner-Preis nominiert war – ihre Monotypien und Materialschichtungen haben die Jury überzeugt. Dies gelang auch Marcel Kimble mit seiner realistischen Malerei, in der er Alltagssituationen aus neuen Blickwinkeln mit einem Augenzwinkern wiedergibt. Er wurde in Mainz geboren, ist mit 12 Jahren mit der Familie nach Texas ausgewandert, um später wieder in seine Heimatstadt zurückzukehren. Er freut sich über das neue Atelier und die Gemeinschaft mit den anderen Künstlern.
Noch bis zum 17. August kann man im Mainzer Rathaus die Ausstellung „You relate to me“von Theresa Lawrenz besuchen. Die Bildhauerin ist umtriebig in der Kunstlandschaft unterwegs, hat aber bisher einen Raum vermisst, in dem sie Platz genug hat ihre Skulpturen zu entwickeln und zu bauen. Wie bunt gemischt die Auswahl der zukünftigen Ateliernutzer ist, zeigt sich mit Lukas Rinker, der freiberuflicher Regisseur ist. Sein Film „Laserpope“ ging bei youtube durch die Decke und war sein Abschlussprojekt an der Hochschule Mainz. „Wir achten auf Qualität,“ sagt Marianne Grosse – „und haben sie mit diesen jungen Menschen für den Kunstbetrieb gefunden.“
KRITERIEN
Die Benutzerkriterien für die Waggonfabrik haben sich geändert: Nur noch fünf Jahre (früher 10) können die Künstler ihre Ateliers nutzen, die neue Altersbegrenzung liegt bei 35.
Aus 18 Bewerbungen hat die fünfköpfige Jury die Neuen ausgewählt. Im Herbst werden noch Ivana Matic und Katrin Leube dazukommen.