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Mainzer Museen – Natur, Kunst und Geschichte(n)

Landesmuseum_web
von Ann-Kristin Eikenbusch

Neben Dom, Rhein und Gartenfeldplatz gibt es in Mainz noch viele andere Punkte auf der Landkarte, die – gerade an verregneten Tagen – viel Unterhaltungspotenzial bieten. Zum Beispiel die vielfältige Museumslandschaft der Stadt, die für so ziemlich jeden, vom Naturwissenschaftler über den Mittelalterfreak bis hin zum Liebhaber moderner Kunst, das Passende bereithält. sensor hat einen kleinen Rundgang gemacht.

Kunsthalle
Wer es moderner mag, geht in unsere Kunsthalle. Das Ausstellungshaus am Zollhafen widmet sich internationaler zeitgenössischer Kunst. Die wird durch Workshops, thematische Rundgänge und Vorträge ergänzt. Allemal lohnenswert ist der Besuch auch wegen der außergewöhnlichen Architektur und Raumgestaltung der zwei Baukörper, die verschiedener nicht sein könnten: Mit Eintritt in den 21 Meter hohen und um 7 Grad geneigten Turm gelangt man zum einen in die Ausstellungsräume des ehemaligen Kesselhauses, das den Zollhafen einst mit Energie zu versorgen hatte. Diese sind als fast fensterlose „White Cubes“ angelegt, die der Moderne der Exponate eine zeitgemäße Präsentationsfläche bieten. Absolut lohnenswert ist die Fahrt mit dem gläsernen Aufzug in die Höhen des Turms: Hier bietet sich ein toller Ausblick auf die industrielle Kulisse des Zollhafen- Areals. Anlässlich des 100. Gedenkjahres zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges erinnern die aktuelle Ausstellung ab dem 27. Februar mit Les Gueules Cassées (frz. „zerschlagene Fressen“) an die Narben dieses brutalen Krieges in der zeitgenössischen Kunst. Mit dabei sind unter anderem Werke von Tacita Dean, Agnès Geoffray, William Kentridge und Karlheinz Stockhausen. Im Rahmen einer zweiten Ausstellung portraitiert der Rocksänger und Fotograf Bryan Adams in seiner 2013 entstandenen Serie „Wounded – The Legacy of War“ die Kriegsversehrten aus dem Irak und Afghanistan.

Naturhistorisches Museum
Was passiert beim Klimawandel und wie entstehen Erdbeben? Welche Tiere leben in unseren Wäldern und was für Mineralien sind im Boden versteckt? Das Naturhistorische Museum in der Neustadt ist besonders für Kinder und Naturwissenschaftsfans ein Erlebnis. Als größtes Naturkundemuseum des Bundeslandes wird hier aus naturhistorischer Sicht eine Entdeckungsreise durch Rheinland-Pfalz geboten. An interaktiven Stationen kann man zum Beispiel selbst als Archäologe tätig werden und Fossilien ausgraben oder an Bildschirmen die Bewegung der tektonischen Platten nachvollziehen. Neben Führungen für Kinder und Jugendliche werden auch spezielle Programme für Seniorengruppen, Menschen mit Handicap und in verschiedenen Sprachen angeboten. Zum Anschauen gibt’s außerdem eine Vielzahl an Nachbildungen aus der heutigen Tierwelt: Eine Besonderheit der wissenschaftlichen Sammlung sind die Präparate südafrikanischer Steppenzebras. Aber wie immer im Museum gilt (meist) auch hier: Nur anschauen, nicht anfassen!

Landesmuseum
Das goldene Pferd auf dem Giebel des Landesmuseums ist längst zu einem Markenzeichen geworden. Dabei dürfte wohl nur Insidern bekannt sein, dass die barocken Gemäuer der ehemaligen „Golden Ross-Kaserne“ in einem der ältesten Museen Deutschlands auch eine sehenswerte Sammlung zur Kunst- und Kulturgeschichte beherbergen. Neben Spurengängen zur Alltagskultur der Vorgeschichte und Römerzeit erwartet den Besucher ein kunsthistorischer Querschnitt vom Mittelalter bis zur klassischen Moderne. Ergänzt werden die hochkarätigen Exponate um eine Vielzahl kunsthandwerklicher Ausstellungsstücke. Dabei wird trotz der Fülle an Bildern und Kunstgegenständen das Betrachterauge nie überfordert. Zurzeit widmet sich das Museum mit Altdeutsche Meisterblätter den druckgrafischen Schätzen aus der Dürerzeit, darunter auch Werken von Lucas Cranach d. Ä. oder Hans Baldung Grien.

Römisch-Germanisches Zentralmuseum
In den prachtvollen Räumlichkeiten des Schlosses untergebracht, bietet das RGZM einen idealen Überblick über die Kulturgeschichte Europas, Nordafrikas und des vorderen Orients. Jede der insgesamt drei Ebenen führt durch eine andere Epoche und gibt auf anschauliche Art und Weise Einblicke in Entwicklung und Alltag der Römerzeit, des Frühmittelalters und der Vorgeschichte, die aktuell jedoch leider geschlossen ist. Mithilfe von großen farbigen Infotafeln, Repliken antiker Statuen und Schaukästen voller Originale kann hier Geschichte verstanden und erlebt werden. Besonderes Schmuckstück der Ausstellung ist die detailgetreue Kopie der Cathedra Sancti Petri, dem Holzthron in der Peterskirche in Rom. Während die erste Ebene noch sehr leicht zugänglich und frei gestaltet ist, wird man von der Masse an Exponaten in der oberen Etage leider etwas erschlagen. An verregneten Tagen dennoch vor allem für (Hobby-)Historiker und -Archäologen ein ideales Ziel – besonders bei durchgängig freiem Eintritt. Wer von den Römern dann immer noch nicht genug hat, kann sich nach einem Spaziergang am Rhein wieder im Antiken Schifffahrtsmuseum aufwärmen und auf den Spuren römischer Seemänner wandern.

Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum
Nach einem Rundgang durch den 1000 Jahre alten Dom zu Mainz gelangt man über den gotischen Kreuzgang ins daran angeschlossene Museum. Mit seinen knapp 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, aufgeteilt auf drei Ebenen, ist es eines der größten seiner Art in Deutschland und beherbergt ein ganzes Jahrtausend sakraler Kunst. Angefangen in den Gewölbehallen des Untergeschosses führt der Rundgang durch die Sammlung verschiedenster Skulpturen des Früh- und Hochmittelalters, dessen besonderes Highlight die Fragmente der Westchorschranke (um 1240) des so genannten „Naumburger Meisters“ sind. Das Erdgeschoss ist dem Bereich der Sonderausstellungen gewidmet. Außerdem ist hier die museumspädagogische Werkstatt untergebracht, in der es verschiedene (Kreativ-) Angebote für Kinder und Erwachsene gibt. Die 800 Quadratmeter des oberen dreiflügligen Kreuzgangs werden schließlich von 60 Kunstwerken aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit bespielt. Schon zu Beginn begrüßt den Besucher die monumentale sechs Meter hohe Kreuzigungsgruppe (1519) aus der Werkstatt Hans Backoffens – deren Replik aber auch in der Außenanlage der Ignazkirche in der Altstadt bestaunt werden kann. Tipp: Am persönlichen Namenstag ist der Eintritt in die ständige Sammlung frei.

Gutenberg-Museum
Natürlich gebührt dem berühmtesten Sohn der Stadt auch ein eigenes Museum. So ist inmitten der Altstadt, gegenüber vom Dom, das im Jahr 1900 gegründete Gutenberg-Museum im alten Haus zum Römischen Kaiser untergebracht. Hier sind vier Jahrtausende Schriftkultur versammelt, ein Ort der Buch-, Druck- und Schriftgeschichte aller Kulturen der Welt. Auf mehreren Ebenen können die Besucher den Reichtum und die Innovation der Schrift- und Buchgestaltung nachvollziehen und durch verschiedene abgestimmte Ausstellungsflächen die Vielfalt der Druckkunst einzelner Kulturen erleben. Die Rekonstruktion der Gutenberg’schen Werkstatt und die Präsentation alter Pressen und Setzmaschinen machen Geschichte wieder lebendig, von der Herstellung des Papiers bis zum fertigen Band. Besondere Schmuckstücke sind dabei die zwei Exemplare der weltberühmten 42-zeiligen Gutenbergbibel, die sorgsam im hoch gesicherten und abgedunkelten Tresorraum untergebracht sind (bei Klaustrophobie sei zu einem Blick von außen auf die Vitrinen geraten!). Und obwohl das Museum ein so altes Gut zum Gegenstand hat, zeigt es sich in den Bereichen Museumspädagogik und Kunstvermittlung technisch fortschrittlich: So können beispielsweise je nach Sonderausstellung iPads ausgeliehen und für die Erkundungstour genutzt oder die Museums-App mit interaktiven Raumplänen und Audioguides heruntergeladen werden. Absolutes Muss für Bücherwürmer, Technikbegeisterte, Grafikdesigner und andere Typografie-Fans. Ein Highlight wird in diesem Jahr die gemeinsame Ausrichtung des Internationalen Museumstages am 18. Mai 2014 aller sechs großen Mainzer Museen sein. Von 14 bis 17 Uhr werden die Museen in der Kunsthalle zeigen, wie gut das diesjährige Motto „collections make connections“ („Sammlungen schaffen Verbindungen“) gerade zur Mainzer Museumslandschaft passt.