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Mainz wertet Kita-Stellen auf: Modell für ganz Rheinland-Pfalz?

Die Stadt Mainz darf künftig über 50 % der Kita-Fachkraftstellen dauerhaft in eine höhere Entgeltgruppe (S8b) eingruppieren. Voraussetzung dafür ist eine anerkannte Fortbildung (160 Stunden) sowie entsprechende Tätigkeiten. Mainz ist damit die erste Kommune in Rheinland-Pfalz, der dies im großen Stil gelingt – nach Erfüllung der Auflagen der Kommunalaufsicht (ADD) und Zustimmung von Bildungsministerium und Kommunalem Arbeitgeberverband.

Die Höhergruppierung ist Teil eines umfassenden Konzepts, das nachweist, dass mehr als die Hälfte der Kita-Kinder besonderen Förderbedarf hat – z. B. Kleinkinder, Kinder mit Sprachförderbedarf oder Förderdiagnosen. Das städtische Fortbildungsangebot wurde stark ausgebaut, um die Fachkräfte zu qualifizieren.

Der Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst (TVÖD SuE) definiert, dass den Erziehern die höhere Entgeltgruppe (S8b statt S8a) zusteht, wenn sie „besonders schwierige fachliche Tätigkeiten“ ausüben. Wann dies der Fall ist, ist nicht nur zwischen den Tarifparteien umstritten, sondern wird auch in den Bundesländern unterschiedlich ausgelegt. In Rheinland-Pfalz konnte sich die Forderung der Gewerkschaften, umfassend auf S8b zu erhöhen, bisher in keiner Kommune durchsetzen. Mainz ist nun die erste rheinland-pfälzische Stadt, die den Weg für eine Höhergruppierung in großem Umfang freimachen konnte.

OB Haase und Sozialdezernent Lensch betonen, dass dies ein wichtiger Schritt zur Anerkennung und besseren Bezahlung der Erzieher sei. Auch das Bildungsministerium unterstützt das Vorhaben und stellt eine mögliche finanzielle Unterstützung durch das Land in Aussicht.

Konzept der Landeshauptstadt liefert den Nachweis für S8b-Stellen
Nachdem die ADD verneint hatte, dass alle Erzieher eine „besonders schwierige fachliche Tätigkeit“ ausüben, stand die Stadt Mainz vor der Herausforderung, den Anteil der benötigten „S8b-Stellen“ mit einem Konzept nachzuweisen: Im Fokus stehen dabei die Kinder, die einen besonderen Förderbedarf haben und deren Förderung besondere fachliche Qualifikationen der Erzieher erfordert, z. B. Kinder, bei denen die Schuleingangsuntersuchung einen individuellen Förderbedarf festgestellt hat sowie Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Die größte Gruppe stellen im Konzept die Kleinkinder dar: Die Zahl der Unterdreijährigen hat sich in den Mainzer Kitas seit 2010 mehr als vervierfacht. Das städtische Konzept erbringt den Nachweis, dass derzeit 51,8 Prozent der Mainzer Kita-Kinder eine Förderung benötigen, die eine besondere fachliche Qualifikation und Tätigkeit der Erzieher erfordert. Folglich müsse der Anteil der S8b-Stellen auf demselben Niveau liegen. Dieser Wert werde, so das Konzept und wie von der ADD gefordert, künftig für jede einzelne Kita regelmäßig ermittelt.
Mit Schreiben vom 20. März attestierte das Bildungsministerium dem städtischen Konzept, dass es „nachvollziehbar“ sei und „als sachgerecht anerkannt“ werden könne; am 26. März bestätigte der Kommunale Arbeitgeberverband Rheinland-Pfalz, dass „auch aus tarifrechtlicher Sicht keine Veranlassung für Bedenken gegen eine Umsetzung des Konzepts“ bestünden.

Mainz startet Fortbildungsinitiative
Zur Umsetzung des Konzepts hat die Stadt Mainz eine Fortbildungsinitiative gestartet: 70 städtische Erzieher werden in diesem Jahr eine Zusatzqualifizierung zum Facherzieher starten und/oder abschließen können. Damit steigt die Kapazität gegenüber den Vorjahren auf das Siebenfache. Der erste Kurs ist bereits diese Woche (am 31. März) gestartet. Neben dem Sozialpädagogischen Fortbildungszentrum ist die Volkshochschule Mainz eine wichtige Partnerin: Nach den Sommerferien beginnen drei Kurse mit jeweils 16 Plätzen zur Frühpädagogik, Inklusion und Sprachförderung. Das Kurskonzept inklusive Platzvergabe wird derzeit mit dem Personalrat final abgestimmt. Hierüber wird es eine umfassende Information für alle städtischen Erzieher geben.

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