Die weiteren Aussichten sind eine deutschsprachige Indie-Rock-Band aus Mainz rund um den Singer/Songwriter Patrick Scheuermann. So frisch wie der Morgentau auf einer Festivalwiese und musikalisch das unbedingt gewünschte Kind von Frightened Rabbit und Wir Sind Helden, sind sie gekommen, um dich mal so richtig und ehrlich in den Arm zu nehmen. Die weiteren Aussichten sind keine Musical-Flashmob-Liebeserklärung mit Heiratsantrag und Feuerwerk. Sie sind das Haarehalten im Gebüsch hinterm Club und ein leises „Ich liebe dich“ in der ersten Bahn. Diese Band verspricht dir nicht die Welt. Aber sie ist für dich da, wenn du sie brauchst. Eh viel besser.
17 Fragen an Die weiteren Aussichten – RHEINLAND-PFALZ
Patrick Scheuermann // Gesang, Gitarre, Songwriter
Johannes Schmitt // Bass
Tobias Pfeifer // Schlagzeug
Heiko Schmidt // Gitarre
1. Erzählt uns, wie und wann ihr euch musikalisch gefunden habt.
Da ich selbst nicht wirklich eine musikalische Ausbildung genossen habe, hat das ein wenig gedauert, bis
ich Mal mit Mitte 20 erste Lieder schreiben und ein bisschen Singen konnte. Das muss so 2018 gewesen
sein. Dann viele Jahre nur für mich geschrieben und gesungen, Mitte 2023 entstand dann der Band Sound.
Da hatte ich mit einem Freund gerade meinen ersten Song „Die Makrele, die nicht ganz zufrieden war“
aufgenommen und uns war klar: Das muss so auch auf der Bühne stattfinden. Den aktuellen Bandsound
haben wir dann mit jedem noch so kleinen Ging auf der Bühne selbst erst so richtig gefunden.
2. Was war das bisherige Highlight eurer Reise als Band?
Das war zum einen der überraschende „Erfolg“ der Makrele. So als komplett unabhängige Band, ohne
professionelle Strukturen einen Song zu veröffentlichen, den Leute dann auf den eigenen Konzerten
mitsingen ist schon krass. Und zum anderen unser Auftritt beim Open Ohr Festival in Mainz. Da hab ich vor
nem Jahr mal aufs Plakat gezeigt und zu meinen Bandkollegen gesagt „In fünf Jahren spielen wir da“ und
ein Jahr später stehen wir auf dieser Bühne und die Leute singen den Makrelen Song mit.
3. Was war/ist eure bisher größte Herausforderung als Band? (musikalisch, menschlich, organisatorisch)
In letzter Zeit vor allem die Orga. Da vieles einfach noch über mich als Einzelperson läuft und wir uns sehr
schwer tun die Sachen vernünftig aufzuteilen. Vor allem wenn so viele tolle Dinge gleichzeitig passieren,
wie das local heroes Bundesfinale.
Auf künstlerischer Ebene ist es, mit dem Produzieren hinterher zu kommen. Wir spielen 90 Minuten Sets mit
eigenen Songs und haben erst 5 veröffentlicht, da geloben wir, das Tempo nächstes Jahr zu erhöhen.
4. Wie würdet ihr euren Stil – vielleicht sogar Alleinstellungsmerkmal im Teilnehmerfeld – beschreiben?
Wir haben so eine ganz angenehme Mischung aus klassischem Indie-Rock gemischt mit einer Liebe für den
humorvollen Umgang mit der deutschen Sprache. Wir sind glaube die Einzige Band, in deren 30 Minuten
Set man gleichzeitig aufrichtig weinen, sowie lachen kann.
5. Wie würdet ihr eure inhaltlichen Schwerpunkte/Botschaften zusammenfassen? (bitte auch begründen, warum das so ist)
Wir haben mal gesagt bekommen, dass man nach einem Konzert das Gefühl hat, mit uns befreundet zu
sein und ich glaube das ist ein schönes Bild. Mit guten Freunden kann man lachen, kann man tanzen und
manchmal redet man um 3 Uhr morgens mit guten Freunden auf einer Parkbank über den Tod, weint ein
bisschen und merkt wie schön das alles doch ist. So ein Freund wollen wir für die Leute sein.
6. Warum seid ihr bei local heroes dabei?
Das wissen wir selbst nicht so ganz. Es gibt eine Menge anderer Bands, die es mindestens genauso
verdient hätten, an unserer Stelle an local heroes teilzunehmen. Was uns von den anderen Bands
unterscheidet sind am Ende nur die immensen Summen Bestechungsgeld, die wir an alle wichtigen
Entscheidungsträger überwiesen haben. (aus legalen Gründen: Das war ein Scherz)
7. Als local heroes Bundesfinalisten vertretet ihr euer Bundesland. Was bedeutet das für euch?
Als Vertreter des wunderschönen Bundeslandes Rheinland-Pfalzs war es unser wichtigstes Ziel an der Bar
des Bundes Finales, die Weißweine mit der Kraft der mitgebrachten Sprudelflasche in Weinschorlen zu
verwandeln.
8. Wie erlebt ihr die Musikszene vor Ort in eurem Heimatbundesland? Welche Unterstützung erfahrt ihr dort?
Wir sind in RLP sehr gut aufgestellt, da wir pop-rlp (kompetenzzentrum Popularmusik Rheinland-Pfalz)
haben. Die haben mich schon unterstützt als ich noch alleine mit akkustischer Gitarre und ohne Gagen auf
die Bühne gegangen sind und mittlerweile sind wir auch in ihrer masterclass aufgenommen worden. So eine
breite Förderung, von blutigen Newcomern, zu nur noch mit Schürfwunden ausgestatteten Newcomern
sucht man in vielen Bundesländern vergeblich. Außerdem hat RLP viele mittelgroße Städte, die nicht von
den ganz großen Bands überlaufen sind. Da kommt man schnell an kleinere Gigs.
9. Wo seht ihr aktuell die größten Hürden für Newcomerund was wünscht ihr euch vielleicht gerade von politischer Seite in Sachen Newcomer-Förderung? (hier könnt ihr sehr gern detailliert auf die Situation in eurem Bundesland eingehen: Wie ist die Lage bei euch? Was läuft richtig gut, was ist ausbaufähig?)
Ich habe manchmal das Gefühl, die Politik hat den Bereich „Newcomerförderung“ fast komplett an die
Industrie abgegeben. In den Medien finden kaum noch „Newcomer“ statt, weil das keine Reichweite bringt.
Öffentliche Gelder werden Jahr für Jahr gekürzt. Gerade Venues, in denen keine 200 Leute reinpassen,
sind oft komplett alleine und müssen hoffen, dass ihr Vermieter sie nicht rauswirft, um Wohnungen rein zu
packen. Dann nervt das Ordungsamt ja weniger. Die Kommunen und Städte wie beispielsweise Mainz
versiegeln fleißig ihre Städte, um noch mehr Wohnraum und Steuern zu generieren. Schon logisch, dass
man da keinen Bedarf hat, einen Kulturbetrieb zu erhalten, der am Ende sogar noch die Stadt Geld kostet,
weil die Venues so frech sind und eine Gage bezahlen wollen. So sterben die kleinen, unabhängigen
Venues aus, Bands ziehen weg und zurück bleibt eine Stadt voller Wohnraum, aber ohne Leben.
10. Wie habt ihr eure local heroes Teilnahme vom Landesfinale bis hin zu den Vorbereitungen auf die Dreharbeiten erlebt?
Dadurch, dass wir kein Landesfinale hatten, ging es bei uns dann doch recht schnell. Ich habe den
kompletten August in Hamburg beim Popkurs verbracht, wodurch es keine Zeit gab, Aufregung aufzubauen.
Wir kannten Rixa, die ja alle Videos künstlerisch betreut, bereits durch einen gemeinsamen Workshop,
wodurch wir ziemlich entspannt in das Wochenende starten konnten.
11. Das Bundesfinale findet in einem besonderen Rahmen statt. Habt ihr bereits Erfahrungen mit einem solchen Setting (Dreharbeiten, Live-Session, Interviews, Coachings)?
Ich selbst habe mal ein Volontariat bei einem öffentlich-rechtlichen Sender gemacht. Interviews und Drehs
waren daher nichts grundlegend Neues. Aber, dass man selbst im Fokus der Aufnahme stand. Mit der
eigenen Musik. Das war nochmal eine ganz andere Erfahrung. Und was Coaching angeht hatte ich dieses
Jahr durch meine Teilnahme am Popkurs Hamburg schon die eine oder andere Erfahrung, auch was den
Umgang mit Feedback angeht. Wodurch man die Zeit auf dem Schloss noch mehr genießen konnte.
12. Wie habt ihr Euch auf das Bundesfinale vorbereitet?
Unsere Einladung kam so kurzfristig, dass wir erst einmal einen neuen Gitarristen brauchten. Unser
eigentlicher Gitarrist hatte da nämlich schon seinen Urlaub in Italien gebucht . Wir haben uns also intensiv
mit unserem Ersatz-Gitarristen eingespielt und auf den Gig vorbereitet.
13. Wie war die Bundesfinal-Zeit auf Schloss Hundisburg für Euch? Was habt Ihr erlebt? Was nehmt ihr mit? (persönliche Erfahrungen, fachliche Aspekte aus den Coachings, Interview-Situationen, Fotoshooting, Netzwerken…)
Wenn Musiker sein wie Fahrrad fahren ist, dann war dieses Wochenende Fahrrad fahren mit Stützrädern:
Alle waren super freundlich, es war super familiär, alle Positionen technischer Seite waren mit Profis
besetzt, die vor allem menschlich super angenehm im Umgang waren. Man hatte genug Zeit für alles, es
war aber auch gut strukturiert. Man hatte immer das Gefühl, jemand kümmert sich um einen. Das bereitet
einen super darauf vor, wenn man eben nicht mehr mit Stützrädern den Karriereweg entlang fahren kann.
Außerdem hat man jetzt ein großes Netzwerk in ganz Deutschland, auf das man zurückgreifen kann, wenn
man sich mal nicht sicher ist, welchen Weg man als nächstes einschlagen soll.
14. Wie, hofft ihr, werdet ihr von Eurer Teilnahme bei local heroes profitieren?
Wir haben am Wochenende so viele tolle Kontakte geknüpft, dass mein Handy fast keinen Speicher mehr
hat. Wir hoffen wir konnten ein paar Freundschaften anfangen, die noch eine Weile halten werden.
15. Wie sehen eure nächsten Zukunftspläne aus?
Es gibt ein paar Umbrüche hinter den Kulissen, aber der Hauptfokus liegt auf dem Produzieren. Wir wollen
erst mal unseren inzwischen ganz gut definierten Live-Sound in die Studio Atmosphäre übertragen. Und
sobald wir damit fertig sind: Live spielen, Live spielen, Live spielen.
16. Was glaubt ihr, muss ein Musikprojekt heutzutage mitbringen, um längerfristig zu bestehen – und was tut ihr dafür?
Man muss realistisch sein. Mit dem ersten Song direkt den Fulltime Job aufgeben ist vermutlich nicht der
beste Weg. Mir hilft es total, ein relativ klares Bild zu haben, wo ich mich und meine Musik sehe. Und ich
weiß, dass es lange dauern wird, bis man das erreichen wird. Aber solange man sich darauf hin bewegt, ist
alles gut. Daher: Einen Job finden, der die Miete zahlt, jede freie Minute in die Musik stecken und dann
einfach mal zwei Jahre dran bleiben.
17. Die Musikindustrie ist in ständigem Wandel, nochmal mehr seit den Pandemiejahren. Was wünscht ihr euch von der Branche für die Zukunft?
Ich hätte nur zwei Bitten an die „Branche“. Einmal: Bei der Auswahl eurer Support Acts vielleicht mal auf die
Live-Performances achten und nicht die Followerzahl. Die kann man sich nämlich einfach so erkaufen.
Und ansonsten, das, was Kapelle Petra sagt: Keine Lieder für Böse Menschen.