von Tiffany Bals
Illustration dainz.net
Die wunderbare Kommunalwahl am 25. Mai rückt näher. Plakate allenthalben machen es mehr als deutlich. Man und Frau kann nicht mehr durch die Straßen latschen, ohne gegen die „Mainz Gestalten“ der CDU zu rennen oder sich von Dr. Eckart Lensch angrienen zu lassen. Zu allem Überfluss findet zeitgleich auch die Europawahl statt, weswegen wir uns außerdem mit Slogans zu einem stabilen Euro, starken Europa und anderem beschäftigen dürfen. Der ein oder andere mag sich an dieser Stelle fragen, wieso die großartigste aller zur Wahl antretenden Parteien, die MfS (Mainzer für sensor), nicht präsent ist im Schilderwald. Nun, dafür lassen sich vielerlei Gründe finden: Neben dem Hauptgrund, dass unsere handgebastelten Plakate von der Stadt nicht zugelassen wurden, sahen wir auch nicht die Notwendigkeit, noch weiter in Erscheinung zu treten, da alle vernünftigen Menschen sowieso von unserer fundierten Berichterstattung und unseren Putschplänen beeinflusst werden, so dass sie mit Garantie am Wahlsonntag ihre Kreuzchen an der richtigen Stelle setzen. Nein, tatsächlich war es so, dass wir käuflich sind wie verrückt – Nutten des Kapitals sozusagen. Wir haben hier nämlich einige Partei- Anzeigen im Heft (für Unsummen von Euroletten), verbunden mit der Bitte an unsere Leser, zur Wahl doch lieber eine dieser Parteien zu wählen (hüstel). Da konnten wir einfach nicht nein sagen und schulen unsere Direkt-Kandidaten daher momentan zu Wurstfachverkäufern um.
Keine 5 Prozent
Die Wahl ist jedenfalls nicht ganz unwichtig. Die Gewählten bestimmen über zahlreiche Rahmenbedingungen lokaler und regionaler Wirtschaft, Kultur und Politik. Über Dinge, mit denen sich unsere Heft-Protagonisten manchmal tagtäglich beschäftigen und die Haare zerraufen. Hier ist eigentlich die Chance, etwas zu verändern und mitzubestimmen. Leider ist die Wahlbeteiligung jedoch oft unterirdisch. Seit 1989 ist sie um mehr als 20 Prozent gesunken. Nicht nur deshalb gibt es in dieser Wahl keine 5-Prozent-Hürde wie zur Bundestagswahl. Um in unserem wunderbaren Bundesland eine Partei ins Rennen zu schicken, bedarf es „lediglich“ 250 Unterstützer-Unterschriften. Und bereits ab einem Wahlergebnis von 1,7 Prozent ist es möglich, einen von 60 Sitzen im Rathaus beim Stadtrat zu erlangen. Laut dem gegenwärtigen Stand des Wählerverzeichnisses kommt Mainz auf 158.000 Wahlberechtigte.
Elf Parteien treten an
Mitte April fand im Rathaus die Bekanntgabe der eingereichten Listen statt. Elf Wahlvorschläge liegen nun vor. Neben den etablierten Parteien wie CDU, SPD, Grüne und FDP haben sich Bündnisse wie die AfD, ProMainz und das überwiegend aus dem türkischen Milieu kommende Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) mit ihren Listen angemeldet. Außerdem treten die Freien Wähler an, die Linke, die ÖDP und erstmalig auch die Mainzer Piratenpartei. Wir Wähler haben nun die Möglichkeit, bis zu drei Stimmen auf einen Bewerber oder eine Bewerberin zu konzentrieren. Dies nennt man in der Fachsprache „Kumulieren“. Oder man verteilt seine Stimmen auf verschiedene Listen. Das nennt man „Panaschieren“. Also schnappen Sie sich die Wahlbenachrichtigungen, die die Stadt in diesen Tagen versendet, und machen Sie am 25. Mai einen hübschen Spaziergang zum Wahllokal und tun das Richtige. Wir verlassen uns drauf.