Kann Mainz mehr als Fleischworscht? Zum Beispiel der Deutschen tradiertes und liebstes Würstchen, die Currywurst? Um dies herauszufinden, hat unser Wursttester Hanswurst viele Fastfood-Locations probiert. Auf seiner Wursttour gibt es eine Vielzahl an Wurst- und Currysaucenvariationen zu entdecken.
Zum Schorsch (Am Zoll- und Binnenhafen 14)
Im hintersten Winkel des alten Zollhafens liegt gut versteckt am Rhein, der gut ausgebaute Imbiss – mit Tresen „Eiche rustikal“ – „Zum Schorsch“. Neben Sitzmöglichkeiten im Imbiss hat man noch die Wahl, im Biergarten zu sitzen. In diesem besticht der Rheinblick, und Eisenbahnliebhaber kommen auch auf ihre Kosten. Die Currywurst gibt es in den Varianten „Feine Schweinebratwurst“ oder „Hausgemachte grobe Schweinebratwurst“ (nach Auskunft selbst gewurstet). Mit Pommes kosten diese 5,50 und 6,90 Euro. Die Würste schmecken beide sehr gut – sowohl in der Konsistenz als auch im Geschmack. Einziger Nachteil: Die Würste sind nicht geschnitten und die einst selbstgekochte Currysauce scheint mittlerweile einem Fertigprodukt gewichen zu sein. Mit Currypulver wurde nicht gegeizt und die Pommes schmecken solide.
Metzgerei Beim Peter (Feldbergstraße 2)
Peter in der Neustadt, idyllisch gelegen am Sömmeringplatz, besitzt nicht zuletzt seines Betreibers Peter Leussler wegen Kultstatus. Die Location, eine Mischung aus Metzgerei, Imbiss und Treffpunkt für den Kiez, ist vollgestellt mit Tischen und Stühlen. Mittags kann es schon mal vorkommen, dass sich der Weg an den Tresen als Abenteuer gestaltet. Dahinter hantiert Peter emsig und hat für jede Kundin und jeden Kunden einen passenden Spruch parat. Die Currywurst ist in der einfachen Variante bereits für 4 Euro zu haben. Im Preis inbegriffen sind ein Beilagensalat, frei wählbar an der Salattheke, Pommes und eine unbegrenzte Menge Zitronenwasser. Die Currywurst, eine warmgehaltene Bratwurst, schmeckt ganz gut, die Currysauce auch. Die Sauce besitzt eine gute Currynote und ist sogar ein wenig scharf. Die Pommes warten mit einem guten Biss, Geschmack und Salzgehalt auf – genauso wie sie sein müssen. Fazit: Beim Peter bekommt man definitiv viel für sein Geld.
Meenzer Worschtstubb II (Bahnhof)
Die „Meenzer Worschtstubb“ ist eigentlich keine Stubb, sondern ein Pavillon auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. Hier kann man seine Wurst an zwei Stehtischen verzehren. Angeboten werden neben Brat- und Currywürsten (mit verschieden scharfen Currysaucen) auch Rindsund Käsewürste. Obendrein bekommt man auch einen Hot Dog, verschiedene Burger und natürlich Pommes. Heute bestelle ich für 5,20 Euro eine Currybratwurst mit Fritten. Die Bratwurst schmeckt wirklich gut. Das feine weiße Wurstbrät ist mit Kräutern versetzt. Auch ist die Wurst ordentlich gebraten – übrigens eine DLG-ge- prüfte hessische Schweinebratwurst vom Fleischgroßhandel Rembser aus Mainz-Kastel. Die Currysauce schmeckt tatsächlich scharf – ich habe die Variante „Glühender Bahnhof“ gewählt. Wenn man einen Kompromiss zwischen Geschmack und Schärfe sucht – hier ist er. Definitiv eine gute Wahl. Einziger Wermutstropfen ist das geschmacksneutrale Currypulver. Ein Top wiederum sind die Fritten. Sie schmecken gut und haben einen dickeren Schnitt, was sie kartoffelicher macht. Außerdem sind sie heiß und ausreichend gebräunt.
Centrum Grill Haus (Stadthausstraße 1-4)
Das „Centrum Grill Haus“ entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Dönerstand direkt neben der Römerpassage. Dank der Lage in der Fußgängerzone ist hier immer was los. Die Dönerfachmänner hinterm Tresen machen einen soliden Eindruck und so bestelle ich mir für 5 Euro Rindscurry mit Pommes. Rindswurst – versteht sich von selbst für einen Dönerstand, – natürlich halal. Die Wurst schmeckt erstaunlich gut, definitiv besser als andere Mainzer Rindswürste. Bei der Currysauce handelt es sich vermutlich um ein Großmarktprodukt – für einen Dönerstand in Ordnung. So liegt es auch nahe, dass ich das Currypulver suchen muss. Die Fritten überraschen positiv, sie sind kross und gut gesalzen.
Knolli / Chicken&Chips (Stadthausstraße 1)
In der Fußgängerzone direkt neben dem Centrum Grill befindet sich der Fastfood-Anbieter „Knolli / Chicken&Chips“. Hier ist der Name Programm und so findet sich im Sortiment neben Broilern und paniertem und frittiertem Hühnchen sogar eine Currywurst auf Geflügelbasis. Mittags um 12 Uhr ist es recht voll in der Innenstadt und so muss man bei Knolli mit einer mittellangen Schlange rechnen. Ich bestelle für 6,50 Euro ein Sparmenü, bestehend aus einer Currywurst mit Pommes und Softdrink. Die Geflügelwurst wartet mit harter Pelle auf, nicht so prickelnd. Die Currysauce ist ok – vermutlich ein Fertigprodukt. Im Abgang klingt ein Hauch von Schärfe durch. Die Pommes sind großkalibrig und schmecken wirklich gut. Hier ist der Name Knolli wirklich Programm und führt einem nochmal die Kernkompetenz seiner Betreiber vor Augen.
Zur Andau (Gaustraße 77) Am Fuße der Gaustraße stolpert man über die Traditionskneipe „Zur Andau“. Von den Sitzplätzen aus sieht man schön den Schillerplatz und den Fastnachtsbrunnen. Mittags scheint der Andrang überschaubar – dafür bekommt man abends keinen Platz. Für 7,50 Euro bestelle ich mir die Currywurst à la carte. Ich erhalte eine angeritzte Wurst aus Rind mit einer sehr harten Pelle und zahlreichen Fettklumpen gespickt. Vielleicht gibt es jemanden in Mainz, der so was mag? Die Sauce ist auf Hela-Basis, die Konsistenz ist prima – sehr sämig, zudem reichlich und ein bisschen scharf. Die Fritten schmecken gut. Sie sind kross, dezent mit Pommesgewürz eingedeckt und heiß. Fazit: Mit einer anderen Wurst im Sortiment komme ich wieder.
Das Glöckle Wirtshaus (Schusterstraße 18-20)
Der Glöckle-Straßenverkauf ist seit einigen Monaten hip aufgemacht und lockt mit „Pulled Pork“ und anderen trendy Kleinigkeiten und bietet auf der Gasse drei Stehtische. Für 4,20 Euro bestellte ich mir einmal Bratcurry mit Hausfritten. Die Bratwurst schmeckt, ist solide und ein wenig fest in der Konsistenz, was für einen geringen Fettanteil spricht. Die Currysauce gefällt mir gut. Sie besticht durch eine exotische Fruchtigkeit und auch der Currygeschmack kommt gut rüber. Die Hausfritten präsentierten sich im „holländischen“ Schnitt und wirkten dadurch sehr kartoffelich. Gut und lecker.
Hintz & Kuntz (Fischtorstraße 1)
Am Fischtorplatz – im Schatten des Doms – liegt das „Hintz & Kuntz“. Das Lokal ist als familienfreundlich bekannt und wirkt als Lokalität angenehm. Außerdem ist der Service ok. Für einen ähnlichen Preis wie „Zur Andau“ bestelle ich mir die hiesige Currywurst à la carte. Die Bratwurst ist allerdings sehr hart und knorpelig und nicht mal geschnitten. Déjà-vu? Der Geschmack ist jedoch ok. Die Beschaffenheit der Currysauce ist recht dünn und sie schmeckt eindeutig zu säuerlich. Dafür hat sie eine leicht scharfe Note und Currypulver ist fast nicht vorhanden. Die Pommes oder „Steak Fries“ haben einen krassen Beigeschmack nach modrigem Kartoffelkeller – das darf nicht passieren. Abgesehen von der Currywurst ist das Hintz & Kuntz ein nettes Café.
Best Worscht in Town (Augustinerstraße 11)
Die in der Augustinerstraße gelegene Filiale der Frankfurter Imbisskette „Best Worscht in Town“ besticht durch besonderen Charme. Dieser entsteht durch das Ambiente einer ehrlichen Wurstbude und dem dortigen Wurstbräter. Es macht einfach Spaß hier. Das Besondere: die Kombination aus zehn verschiedenen Saucen, zehn verschiedenen Currymischungen und drei Wurstsorten (Brat-, Rinds-, und Veggiewurst). Die Bratwurst schmeckt tiptop: gut gebraten, gut im Geschmack. Die Wahl der Currysauce in Verbindung mit dem gewählten Currypulver schlägt sich tatsächlich positiv auf den Geschmack nieder. Toll. Die Beilage in Form des Bauernbrotes, das es standardmäßig dazu gibt, ist geschmackvoller als die obligatorische Semmel. Auch die Fritten taugen hier besonders. Sehr lecker.
Bootshaus (Victor-Hugo-Ufer 1)
Das Bootshaus liegt direkt am Winterhafen und gehört mit seinem maritimen Flair zu den exquisiten Adressen in Richtung gehobenerer Küche (Snacks, aber auch vollwertige Mahlzeiten). Überwindet man die erste Hürde, kann man sogar eine Bestellung aufgeben – mit Hürde sind die wenig aufgeweckten Servicekräfte gemeint. Spätestens am Preis merkt man, dass man sich in einem Lokal befindet, das eigentlich lieber auf Sylt wäre. 13 Euro kostet meine Currywurst mit Fritten. Die kommt nach 20 Minuten und sieht auf Porzellan mit gestärkter Serviette und besserem Besteck fehl am Platz aus. Die Bratwurst scheint eine gute, feine Metzgerbratwurst zu sein. Leider flog sie nur an der Pfanne vorüber – lauwarm und völlig brataromafrei: eine Beleidigung für die guten Anlagen der Wurst und natürlich auch für den Preis. Die Currysauce schmeckt wie Tomatenketchup und wenig nach Curry. Das Currypulver vermag diesen Mangel nicht wettzumachen. Die Pommes sind unterirdisch. Versteinert und auch nur lauwarm – gerade so als wären sie zweimal frittiert und anschließend zum Warmhalten in den Backofen gestellt worden. Hilfe!
Text und Fotos: Florian Link
Florian Link
Seit 2018 betreibt Hanswurst seinen Wurstzeitblog. In knapp 2 Jahren testete er über 100 Currywürste in und um Mainz, egal ob in Kantinen, Schnellimbissen, Restaurants oder Volks- und Weinfesten. Diese Wursterlebnisse und Rezensionen lassen sich nachlesen im Wurstzeitblog:
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