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Im Check: Mainzer Theatergruppen

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von Ulrike Melsbach & Anne Winterhager

„Man könnte doch wieder mal ins Theater gehen…“ – wem in der (Vor-)Weihnachtszeit der Sinn nach sinnigen, unterhaltenden, interessanten Abenden oder einem schönen Nachmittag steht, findet auch abseits von großen Theatern viele kleine Angebote. In Mainz wartet ein vielschichtiges Potpourri aus selbst organisierten, freien Theatergruppen mit wechselnden Spielstätten auf Besucher. Hier eine kleine Auswahl.

Mainzer Improtheater

Oberste Pflicht des Zuschauers beim Improvisations- Theater ist die Lust mitzumachen und aktiv zu sein, es ist nichts für Leute, die sich berieseln lassen wollen. Hauptsächlich vier Mainzer Impro- Gruppen schmeißen regelmäßig amüsante Abende, für die es nur eine fast leere Bühne und spontane Schauspieler mit viel Persönlichkeit braucht, damit die absurde Situationskomik entsteht, die Impro-Fans so lieben.

„Musenkuss nach Ladenschluss“ sind die „Dienstältesten“ unter ihnen und gestalten ihre Abende meist unter einem Motto, wie etwa „Männerabend“ oder „Ersti-Show“. Die „Wackerschnuppen“ bringen auch mal Musik mit ins Spiel und haben sich diverse Formate, also Rahmenbedingungen für ihre Vorstellungen überlegt. „Die Schlaraffen“ (Foto) bieten neben ihren Shows auch jeden dritten Sonntag im Monat „Sunday Sessions“ (Nächster Termin: 20.12.) an, zu denen jeder gerne dazu improvisieren darf.

Und „Cou- Cou“ sind die allerjüngsten unter den Mainzer Improvisten, aber mit genauso viel Leidenschaft dabei und umso fleißiger am Auftreten. 2016 wird es auch wieder das Mainzer Improfestival „Punk und Pomp“ geben, vom 8. bis 10. April mit allen vier Gruppen!

Musenkuss: So, 6.12., 20 Uhr – „Nikolaus Show“ im Philosophicum P1 Wackerschnuppen: Sa, 12.12., 20 Uhr – „Impro- Bar“, M8-Haus der Jugend (Eintritt: 5,50 bis 12 Euro) Die Schlaraffen: Di, 5.1. – „Studentenshow“, Café Awake (Eintritt frei) CouCou: Mi, 2.12., 19:30 Uhr – „CouCou im Advent“, Café Awake (Eintritt frei)

ZWÖLFplusEINS

Die 2006 gegründete, generationsübergreifende (20 bis 55 Jahre sind die Darsteller) Gruppe erarbeitet Stücke, die „das Leben zeigen, wie es wirklich ist: einzigartig, widersprüchlich, (un)moralisch“. Die Stücke feiern ihre Premieren gerne in Kirchen, um die besonderen räumlichen Gegebenheiten in die Produktion einzubeziehen; für „Novecento“ durfte allerdings auch schon mal das Mainzer Unterhaus als Spielstätte herhalten. Rädelsführerin Sibylle Brandl hat in ihrer Rolle als Theaterpädagogin noch diverse andere Projekte am Laufen und außerdem das Netzwerk für Theaterpädagogen „TheaterRaumMainz“ ins Leben gerufen. Ab Anfang 2016 führt die Gruppe eine Eigenproduktion mit dem Arbeitstitel „Ophelia geht nicht ins Kloster und wo ist eigentlich Frau Polonius“ auf. Ort und Preis noch unbekannt; letztes Mal: 8€ VVK / 6,50€ erm.

Achterbahn und Achterbähnchen

Nach dem Motto „Kleinkunst für alle“ gibt es hier nicht nur Vorstellungen für Groß und Klein, sondern auch für Hörende und Gehörlose. Die „Achterbahn“ ist in den Burg-Lichtspielen in Mainz-Gustavsburg zu Hause. Hier erwarten den Besucher Varieté- Shows, Solo-Darbietungen und andere Gastspiele. Für die ganze Familie gibt es das „Achterbähnchen“- Kindertheater, das wie der große Bruder mit Artistik, Clownerie, Musik und Zauberei arbeitet.

Sa, 12.12., 20 Uhr – „Der 12-Minuten-Kleinkunstmix“. Hier haben verschiedene Künstler jeweils 12 Minuten Auftrittszeit mit Literatur- Klamauk, Rock‘n‘Roll-Akrobatik u.a. (Eintritt: 10 / erm. 7 Euro) So, 13.12., 11 Uhr – „Weihnachtszauber mit Martino”. Weihnachtliches Zaubertheater für Kinder ab 4 Jahren (Eintritt: 5 Euro)

jungebuehneJUNGE BÜHNE Mainz

2007 aus einem Projekt des Wiesbadener Staatstheaters entstanden, belebt die „Junge Bühne“, die größtenteils aus Studenten der Mainzer Uni  besteht, die hiesige Kinder- und Jugendtheater- Landschaft. Von der Presse gelobt, absolviert die freie Theatergruppe ein beachtliches Pensum: Zumeist zwei bis drei neue Produktionen werden pro Saison präsentiert. Die M8-Bühne im Haus der Jugend bietet der Truppe seit einigen Jahren die richtige Umgebung, um „auch jenseits der klassischen Guckkastenbühne“ zu inszenieren.

Do, 10. & Fr, 18.12. um 15 Uhr „Das Dschungelbuch“. Eintritt: 7 / erm. 4 Euro bei Gruppen ab 10)

Meenzer Rhoiadel

Mund-ART-Theater nennen sie das, was die da unten in Mombach machen. Gleich gegenüber der Phönixhalle erfreuen sich regelmäßig Freunde des derb-Urwüchsigen an Lustspielen, die uff Meenzerisch gebabbelt werden. Größtenteils sieht man hier selbst Verfasstes, wobei auch schon „Der kleine Prinz“ inszeniert wurde. Die Truppe, die sich vor 15 Jahren aus einigen Pensionären formierte, hat sich generationstechnisch etwas durchmischt und wird vom ehemaligen ZDF-Regisseur Hartmut Schottler geführt.

Fr, 4.12. / Sa, 5.12., 19.30 Uhr – „Uff de eebsch Seid“ (Eintritt: 15 Euro) Fr, 11.12. / Sa, 12.12., 19.30 Uhr/ So, 13.12., 18 Uhr – „Die Mumbacher Klappsmiehl“ (Eintritt: 15 Euro)


fluechtlingstheaterWishmobTheater e.V.

Wishmob arbeitet seit 2012 in Mainz und hat es sich zur anspruchsvollen Aufgabe gemacht, gutes Theater ohne erhobenen Zeigefinger für Kinder von vier bis 14 Jahre zu bieten. Die freien Theatermacher schaffen aus märchenhaften Klassikern – zuletzt Andersens „Däumeline“, als nächstes Stevensons „Schatzinsel“ – eigene, moderne Versionen.

Auf der Bühne wird ein Mix aus Schauspiel, Musik, Bewegung und Puppenspiel geboten, in dem es dem Ensemble darum geht, der kindlichen Phantasie Räume zu lassen und auch den erwachsenen Zuschauern eine Identifikationsebene zu bieten. Seit 2014 leitet Wishmob auch eine Theatergruppe mit den Flüchtlingskindern aus der Zwerchallee, die bisher mit viel Liebe, Witz und großem Erfolg Märchen erarbeitet hat.

So, 29.11., 15 Uhr – „Däumeline“, ZMO Mainz (Eintritt frei) So, 4.12., 15 Uhr – Flüchtlingstheatergruppe: „Das Märchen von der traurigen Prinzessin“, ZMO Mainz (Eintritt frei)

Day Old Theatre

Wenn Sie englischsprachiges Theater mögen und Ihr Herz bei Shakespeare, Poe oder Pratchett höher schlägt, sind Sie beim „Day Old Theatre“ genau richtig. Das D.O.T ist schon seit 1991 an der Uni und somit die „old Lady“ unter den Hochschulgruppen. Studenten, Absolventen und andere Liebhaber der englischen Sprache machen hier mit viel Spaß an der Sache ziemlich professionelles Theater ohne denglische Fremdschäm-Momente. Die Stückauswahl ist epochenübergreifend und beinahe so vielfältig wie die englischsprachige Literatur. 2015 präsentierte das D.O.T mit „Plays in Pubs“ eine Collage aus feuchtfröhlichen und trunken melancholischen Episoden rund um das Thema Bars und Pubs und momentan erarbeitet es einen kleinen, gruseligen Weihnachtsabend.

Sa. 12.12. & So. 13.12., 20 Uhr – „Knight Terrors before Christmas: Gothic Tales.”, Röhre / Johann Maria Kartell Platz 1 (Eintritt frei)

kammerspieleMainzer Kinder- und Jugendtheater

Alle Jahre wieder gibt es von dieser Truppe, die in den „Kammerspielen“ ihre Spielstätte gefunden hat, in der Vorweihnachtszeit eine Premiere: Kindertheater mit Musik. So auch dieses Jahr, mit mit dem Stück „Die Köchin und der fremde Riese“ in dem es um Nächstenliebe und Essen geht. Die Stücke sind zumeist für das Grundschulalter konzipiert. Ein Ableger ist das „Krümeltheater“, das sich um den Protagonisten „Krümel“, eine kleinkindgroße rotschöpfige Puppe dreht und sich speziell an Kindergartenkinder richtet.

Fazit

Es ist einiges los unter den freien Mainzer Theatergruppen. Auch Tanzgruppen hätten wir noch einfügen können, dafür reichte aber der Platz leider nicht. Speziell Kinder- und Improvisationstheater scheinen Genres zu sein, die die Mainzer auf die Bühne (ver)führen, vielleicht weil sie so lebendig sind. Und falls Ihnen die Truppe, denen Sie den Abend zu verdanken haben, besonders sympathisch war, sprechen Sie sie gleich danach an, nicht wenige Ensembles sind für Neuzugänge sehr aufgeschlossen.

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der jeweils abgebildeten Gruppe