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Highlandklänge aus Mainz: „Moguntia Pipes and Drums“

Der Verein „Moguntia Pipes and Drums“ pflegt mit seiner Dudelsackband schottische Musik und Kultur.

„Haben Sie Ohrstöpsel dabei?“, fragt Heike Hänel, Pressebeauftragte und seit sechs Jahren aktive Trommlerin bei den „Moguntia Pipes and Drums“. Bei der Probe der Mainzer Dudelsackband in den Räumen des Gymnasiums Theresianum in der Oberstadt wird es laut: Mit über 100 Dezibel ertönen die schrillen Dudelsäcke, und die Laute der am härtesten gespannten schottischen Snaredrum klingen mit etwa 120 Dezibel wie Pistolenschüsse. Unwesentlich leiser sind die kleineren Base- und Tenordrums. „Alleine zuhause zu üben ist wegen der Lautstärke der Instrumente kaum möglich“, so Michelle aus Saulheim, die eine der vergleichsweise leiseren Drums spielt. Auch deshalb findet die wöchentliche Probe der Band abends im leeren Schulgebäude außer Hörweite von Nachbarn oder Anwohnern statt. Die gemeinsame Probe ist für die Band das A und O. Das Zusammenspiel von Pipes und Drums erfordert Übung. Und die Sackpfeife ist eines der am schwersten zu erlernenden Instrumente, erklärt Heike Hänel. Nicht nur viel Puste braucht es dafür, sondern ebenso eine Menge Ehrgeiz und Geduld. Bis zu einem Jahr üben Anfänger zunächst auf einer Übungsspielpfeife, dem sogenannten Practice Chanter, um Griffart, Fingertechnik und Mechanik zu verinnerlichen. Auch für das Spielen der Drums sind Vorkenntnisse und Talent unerlässlich. Das bestätigt selbst Til, ein klassischer Schlagzeuger. Das Notenlesen müssen alle beherrschen. Denn für die Trommelklänge gibt es sozusagen eine eigene „Partitur“. Durchhaltevermögen ist auch hier gefragt. Erstaunlicherweise sei der Zuwachs an Dudelsackspielern bei der Band derzeit höher als bei den Trommlern, so Heike Hänel.

Faible für Schottland
Die aktuell 25 aktiven und 5 passiven Mitglieder des Vereins im Alter zwischen 16 und 56 Jahren haben sich mit Leib und Seele der Pflege der schottischen Musik unter traditionellen und modernen Aspekten verschrieben. Eric Schuck, Vorstandsvorsitzender des Vereins, betont den starken Schottlandbezug als gemeinsame Basis für das Hobby. Dazu gehört auch, dass die meisten Mitglieder aus Mainz und Umgebung Schottland häufig selbst besuchen oder im Rahmen von „Celtic Nights“ andere schottische Traditionen pflegen. Ihr Faible für die schottische Kultur verbindet sie weit über die Mainzer Grenzen hinaus. In Deutschland gibt es heute über 90 Dudelsackbands nach schottischem Vorbild, die sich in regelmäßig stattfindenden Wettbewerben messen und in der „Bagpipe Association of Germany e.V.“ zusammengeschlossen haben. Das „Wimbledon“ der deutschen Dudelsackbands sei das „Highlandgathering“ in Peine, so Heike Hänel. Auch die „Moguntia Pipes and Drums“ gehören dem Dachverband an.

Original schottische Kilts dürfen nicht fehlen

Teures Hobby
Eine große Leidenschaft brauchen die Mitglieder ebenso in finanzieller Hinsicht. Die teuren Instrumente können vom Verein, der sich hauptsächlich über Auftritte bei öffentlichen Veranstaltungen und auf privaten Feiern finanziert, nicht gestellt werden. Für eine Bagpipe (Dudelsack) fallen ab 1.000 Euro aufwärts an. Die Drums kosten etwa die Hälfte, je nach Trommel aber auch wesentlich mehr. Natürlich darf die traditionelle Kleidung beim Auftritt der Band nicht fehlen. „Wir dürfen den Tartan der McKenzies, einer alteingesessenen schottischen Familie, tragen. Die klassische grün-blau karierte Uniform wird auch von einigen anderen deutschen Dudelsackbands getragen“, so Eric Schuck. Nicht selten überschreiten die Ausgaben für die maßgeschneiderten original schottischen Kilts, inklusive Weste, Glengarry (Kappe), Tasche, Strümpfen und Schuhe, ebenfalls die 1.000-Euro-Marke.

20-jähriges Jubiläum
Der Verein, der 2005 von zwei Bandmitgliedern gegründet wurde, feiert im kommenden Jahr bereits sein 20. Jubiläum. Zu diesem Anlass ist ein größeres Konzert oder eine größere Veranstaltung geplant. Da in den letzten Jahren mehr Junge hinzugekommen sind, sei für die Zukunft im Hinblick auf die musikalische Ausrichtung und die Verantwortung eine Verjüngung angestrebt, so Eric Schuck. Dazu sollen neben klassischen Stücken zunehmend modernere ins Programm aufgenommen werden. Neue Mitglieder sind willkommen. Interessierte können nach Absprache die wöchentliche Probe der Band besuchen. Auch Unterricht wird von dem Verein angeboten. Der nächste öffentliche Auftritt der „Moguntia Pipes and Drums“ findet im November bei der „Night of the Pipes and Drums“ in Koblenz statt. In Mainz und Umgebung wird die Band erst im Frühjahr 2025 bei öffentlichen „Pubproben“ und spätestens am nächsten Johannisfest wieder zu hören sein.

Text: Tina Jackmuth

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