Von Michael Jacobs (Allgemeine Zeitung, Mainz)
Bild: A. Coerper
Seit das Staatstheater ins Visier der Kostenfahnder der Ampelkoalition geraten ist, hängen dunkle Wolken über der lange Jahre relativ heilen Mainzer Bühnenwelt. Drei Millionen Euro will Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) einsparen, damit die tief in der Kreide stehende Stadt unter anderem durch diese Einsparung in den Genuss von jährlich 13 Millionen Euro aus dem Entschuldungsfonds des Landes kommt.
Staatstheater Intendant Matthias Fontheim sieht durch die rigiden Sparpläne das Staatstheater in seiner bisherigen „kulturellen Wertigkeit“ und seiner „Leuchtturmfunktion“ für Stadt und Land in Frage gestellt. Auch für den Kaufmännischen Direktor Volker Bierwirth rühren die Forderungen der Ampel an den Grundfesten des Hauses in der seit 20 Jahren gewohnten Form. Natürlich könne sich das Theater nicht von Sparmaßnahmen abkoppeln, sagt Bierwirth. Dann aber müsse die Politik artikulieren, auf welchem Niveau das Mainzer Haus künftig spielen solle. Doch wie speisen die Gelder eigentlich den Organismus des Staatstheaters?
Erstmals Defizit von 173.000 Euro
Für die nächste Spielzeit verbucht das Drei-Sparten-Haus Erträge von 26,6 Millionen Euro. Davon sind 22,363 Millionen Euro Betriebskostenzuschüsse, die Stadt und Land jährlich je zur Hälfte beisteuern. 2,641 Millionen Euro erwirtschaften sich durch den Kartenverkauf, die Pacht beträgt 1,005 Millionen Euro. Erstmals, so Bierwirth, fahre das Haus für die kommende Spielzeit ein Defizit von 173.000 Euro ein, das noch durch Rücklagen aufgefangen werden könne. Grund seien die jährlichen Tariferhöhungen, die nicht durch die konstanten Zuschüsse von Stadt und Land kompensiert werden und so das Theater ans Limit der Sparanstrengungen brächten. Seit 2002 verursachen die tarifvertraglich festgelegten Lohnerhöhungen für die Mitarbeiter jährlich Mehrkosten in Höhe von rund 300.000 Euro, die man durch eine straffere Organisation, etwa des Spielplans, bislang noch habe ausgleichen können. „Der Vorwurf, das Theater würde nicht sparen, ist nicht fair“, sagt Bierwirth. Man habe hier seit 2002 durch eigene Anstrengungen etwa 6 Millionen Euro eingespart.
Bei den einzelnen Sparten entfielen in der Saison 2009/10 laut Kostenrechnung produktionsbezogen auf das Musiktheater direkt zurechenbare Kosten in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Das Schauspiel schlägt mit 2,1 Millionen Euro zu Buche, das Ballett mit 1,5 Millionen Euro. Der Anteil der Personalkosten am Gesamtetat beträgt in der kommenden Spielzeit 17,7 Millionen Euro (66 Prozent). Die Sachkosten (34 Prozent) belaufen sich auf 9 Millionen Euro, davon sind 6,135 Millionen Euro Betriebskosten, weitere 4,3 Millionen Euro entfallen auf das Orchester, das seit der Strukturreform aus den Personalkosten herausgelöst wurde. Zusätzliche 2,9 Millionen Euro, so Bierwirth, rangierten unter allgemeinen Kosten wie Porto, Telefon, Programmheften, Werbung, Tantiemen etc. Dazu summieren sich noch die Kosten für Ausstattung (630.000 Euro) und Energie (730.000) Euro.