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Geteilter Schreibtisch – Bürogemeinschaften und Coworking in Mainz

coworking
von Mara Braun –

„Uns hat einfach der Austausch mit anderen gefehlt.“ Christoph Schulte bringt ein Gefühl auf den Punkt, das viele Freelancer kennen. Anders als Angestellte, die sich in der Mittagspause oder beim Kaffee mit Kollegen austauschen, empfinden manche Freiberufler einen Arbeitsplatz in der Abgeschiedenheit ihrer Wohnung auf Dauer als zu einsam. Schulte und eine Handvoll freischaffender Kollegen reagierten vor sechs Jahren, indem sie die Bürogemeinschaft „Die Blase“ gründeten.

Der Name sollte in erster Linie Aufmerksamkeit erregen. Ihre erste Adresse war ein Abrissgebäude in der Rheinstraße. Für die Räumlichkeiten sprach vor allem der unschlagbare Preis: 60 Euro im Monat. Freiberufler, gerade im kreativen Bereich, haben schließlich speziell in der Gründungsphase selten viel Geld auf der hohen Kante. „Mit der Zeit sind die Ansprüche aber gestiegen“, sagt Maike Klamp, ebenfalls Gründungsmitglied. Mit weiteren Kreativ- Schaffenden finden sie ein neues Domizil in der Osteinstraße: größere Räumlichkeiten mit Küche und Bad. „Inzwischen haben wir uns alle auch schon stärker etabliert, so war das finanziell drin.“ Die Besetzung im idyllischen Neustadt- Hinterhof wechselt. Bis zu acht Mitglieder hat die „Blase“ zeitweise. Je fester die beruflich im Sattel sitzen, umso mehr Freiraum können sie sich am Arbeitsplatz schaffen, den sie heute zu sechst teilen.

„Wir vermieten das zweite Zimmer nicht mehr, sondern nutzen es für Pausen, Besprechungen und Shootings“, sagt Klamp. Neben der Grafik- Designerin und Schulte (Motion Design) gehören zur Blase Björn Frieling (Kamera, M.D.), Bernd Güßbacher (Color Grading, M.D.) sowie Peter Meister und Frederick Hambalek mit einer Filmproduktion. Anschaffungen und Reparaturen tragen alle gemeinsam, Kaffee und Klopapier werden aus der Bürokasse bezahlt, Entscheidungen demokratisch getroffen. „Ich schätze es, dass wir in ähnlichen Bereichen arbeiten“, sagt Schulte. „Man kann über Sorgen reden oder ein zweites Paar Augen auf Arbeiten schauen lassen.“ Die Blase ist also keine Zweckgemeinschaft: „Wir sind befreundet“, sagt Klamp. „Und mit den Bewohnern hier im Haus ist es nett, wir nehmen die Pakete für alle an und grillen im Sommer gemeinsam.“

Ort für Ideen und Kreativität

Nicht für jeden Freiberufler passt das Modell, sich in einer Bürogemeinschaft fest zu binden. Wer nur tageweise oder ohne lange Laufzeit einen Schreibtisch mieten möchte, kann das im Coworking-Space M1 in der Mombacher Straße tun. Im Angebot sind feste Plätze ebenso wie Tagespässe, auch als reine Postadresse  kann das „M1“ genutzt werden. Das Großprojekt der Genossenschaft „Synthro“ steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit, erklärt Community- Manager Florian Hupf: „Wir haben zwei Schreiner im Team, die alle Tische gebaut haben.“ Der offene Küchenbereich in Weiß und Edelstahl bildet das Herzstück der Räumlichkeiten, die seit Januar zur Nutzung freistehen.

Von den sieben Büroräumen im Obergeschoss für dauerhafte Mieter sind sechs vergeben. Im knapp 110 qm großen Coworking- Space sind aktuell zwölf Plätze vermietet. Bis zu 50 Freischaffende sollen in Zukunft hier arbeiten. „Kaffee und Wasser sind bei allen Tarifen dabei, man kann drucken und scannen und wir bieten Kurse und Seminarräume“, zählt Hupf auf. Zur Ausstattung gehören Internet via Glasfaser ebenso wie Dusche, Waschmaschine und Trockner. In Sachen Philosophie schließen Coworking-Anbieter eine Lücke zwischen klassischer Bürogemeinschaft und reiner Raummiete: Sie bieten Platz und setzen darauf, dass unter den Mietern Synergien entstehen.

„Letztens haben wir zusammen gekocht und in den Gesprächen merkst du, wie plötzlich ganz viel passiert“, schwärmt Hupf, dem man die Begeisterung für das Projekt abnimmt und der direkt im nächsten Thema steckt: dem großen Balkon für laue Sommerabende und einem Garten, der bald gemeinsam angelegt wird. Ob das Wunschklientel der Kreativen und Start-Ups zwischen 220 und 250 Euro plus Mehrwertsteuer im Monat in die Hand nimmt, um Schulter an Schulter mit Gleichgesinnten zu arbeiten, muss sich freilich erst weisen. Darauf angesprochen gelobt Hupf, man wolle „für alle Anforderungen und Probleme eine Lösung finden“. Gemeinsam und nachhaltig, versteht sich.

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