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Gastro-Tipp: Die gute Stube (Hopfengarten 10)

„Gastronomie ist für mich vor allem Kommunikation“, stellt Assia Militchina (aus Bulgarien) fest, während wir gemütlich am „Stammtisch“ sitzen. Der Name irritiert, denn der Tisch ist nicht etwa für immer wiederkehrende Kaninchenzuchtvereine reserviert, sondern funktioniert nach dem erprobten Weinstubenprinzip: Einfach dazu setzen und drauf los babbeln.

Er sollte übrigens auch daran schuld sein, dass wir die (Arbeits-) Zeit total vergessen und uns nach über zwei Stunden mit einem Architekten und einem ehrenamtlichen Musikeventler unterhalten werden. Immer wieder spazieren Leute herein und umarmen die Gastgeberin herzlich, bleiben kurz oder auch länger. Manche spült es vom Altstadt-Markt herein (es ist Donnerstag), andere fragen sich, ob denn die hübsche Bestuhlung auf dem Hopfengarten hierzu gehöre (ja, tut sie).

Hopfengarten grünt

„Die Gute Stube“ hatte gerade Geburtstag: Letztes Jahr entdeckte Assia die Immobilie am Hopfengarten und wusste sofort, wie sie den Laden einrichten würde. Sie hatte schon länger in der Gastronomie gearbeitet und den Plan gefasst, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Für die „Bewerbung“ konzipierte sie einen Businesss-Plan und machte Passanten-Umfragen bezüglich der Namensgebung. Tatsächlich konnte sie im Mai 2016 die Türen der „Guten Stube“ öffnen, die längste Zeit jedoch in Richtung Baustelle.

Nun ist die Umgestaltung des Hopfengartens abgeschlossen und seit letztem Monat kann man seinen Cappuccino (2,80 €) mit Windbeutel-Erdbeer-Sahnetorte (alle Kuchen: 3 €) auch draußen schlürfen oder auf dem neu angelegten Sandplatz Boule spielen und eine hausgemachte Limo (0,5l; 5 €) genießen. Wir bewundern die Mühe, die Assia vor allem in die florale Gestaltung des nagelneuen Außenbereichs gesteckt hat, als plötzlich das Ordnungsamt hereinschaut: Alles sei in Ordnung, außer der Blumen. Die seien ja ganz nett, würden aber nicht in den von der Stadt vorgesehenen Begrünungsplan des Hopfengartens passen. Deutscher geht es kaum. Assia darf nur noch vier Blumenkübel aufstellen, um ihre Bestuhlung einzufassen.

Inspiration statt fester Karte

Assia Militchina hat es den Gästen und sich auch drinnen nett gemacht. Die Einrichtung ist gemütlich und sehr gepflegt; hier und da gibt es etwas zu entdecken, zum Beispiel Bücher über vergangene Hochkulturen, diverse Zimmerpflanzen oder eigens gestrickte Tiere. Letztere werden von einer Freundin gefertigt und hier auch verkauft. Assias Exemplar ist ein weißes Einhorn mit Haar und Horn in Pink, das auf einem Stapel Backbücher auf ihrer Theke thront. „Gudrun“ heißt es, weil ihr der Name so gefällt und er sich auf „gut tun“ reimt.

Täglich von 9 bis 19 Uhr kann man in die gute Stube kommen: Das Frühstück (8,90 €) ist zum selbst zusammenstellen. Die Auswahl ist neben dem Kaffeeangebot übrigens das einzig Vorhersehbare hier: „Ich wollte keine Karte und koche jeden Tag etwas anderes, lasse mich gerne inspirieren, vom Markt zum Beispiel.“ Mittags gibt es also, worauf die Inhaberin gerade Lust hat und was die Saison hergibt. Wünsche werden gerne erfüllt.

Für unseren Besuch hat Assia ein bulgarisches Ofengericht (4,90 €) vorbereitet, das sich schnell und einfach nachkochen lasse (siehe Rezept). Der kleine, fein-würzige Auflauf aus Tomaten, Käse und Ei schmeckt pikant und macht pappsatt, ist aber trotzdem nicht zu schwer und lässt sich auch an einem sommerlichen Tag gut genießen. Wir taten das mit hausgemachter Limonade, die nach persönlichen Vorlieben süßer oder sauerer ausfällt; immer wieder andere Sorten sind im Angebot, auch die saisonale Erdbeer-Basilikum-Version ist zu empfehlen.

Rezept: Gjuwetsch irgendwas 

Zutaten: Was so im Haus ist. Für zwei Personen beispielsweise eine große Tomate, ein Paket Schafskäse, Olivenöl und zwei Eier.

In zwei kleine Auflaufförmchen je Folgendes übereinanderschichten: Tomatensauce und Olivenöl (würzen nach Belieben), Schafskäse, Tomatenscheiben, Olivenöl, Schafskäse, Tomatenscheibe, Olivenöl. An den Rand zwei Peperoni stecken und die Formen bei 180° in den Backofen stellen. Wenn der Käse etwas verlaufen ist (ca. 5 min.), ein Ei drüber schlagen und wieder in den Ofen stellen. Warten bis das Ei gar ist; fertig!

von Ulrike Melsbach und Jonas Otte (Fotos)