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Gardistinnen auf dem Vormarsch

Die „Gardinen“ mischen seit 11 Jahren in der Fastnacht mit. Sie kleiden sich in elegantes Schwarz. Foto: Die Gardinen

Frauenpower in der Fastnacht: Das Mainzer Amazonen Corps und die „Gardinen“ mischen im Kampf gegen Mucker und Philister mit:

Die Zahl der Gardistinnen in der Mainzer Fastnachtslandschaft steigt. Und das auch dank zweier Garden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, närrisch ambitionierte Damen zu fördern und ihnen eine karnevalistische Heimat zu bieten. Vor 11 Jahren war es die 1. Mainzer FrauenGarde MFG „Die Gardinen“, die sich anschickte, sich mit weiblicher Power im Kampf gegen Mucker und Philister ins Getümmel zu stürzen. Jetzt kommt Verstärkung: Das Mainzer Amazonen Corps, gegründet im Juni 2024, ist am 1. Januar 2025 in seine erste Kampagne gestartet. 33 uniformierte Damen, allesamt fastnachtlich erfahren, bilden die Gründungs-„Frau“schaft, zwei Kadettinnen sind am Start, außerdem wächst die Zahl der Fördermitglieder und der Großen Räte stetig.

Die Amazonen in närrischem Ornat. Foto: Anne Laukhardt

Frauen ermutigen
Die Damen des Amazonen Corps machen gleich in ihrer ersten Kampagne Ernst: Orden und Pins wurden angefertigt und sind heiß begehrt, ebenso wie die Tickets für die erste Sitzung, die im Nu ausverkauft war, berichten die Vorstandsmitglieder um Präsidentin Anna-Katharina Coenen und Vizepräsidentin Johanna Wittker: „Wir möchten Frauen ermutigen, sich in der Fastnacht einzubringen, möchten mit der Garde neue Akzente setzen“, sagt Anna-Katharina Coenen, selbst als Tochter von Harald Faerber, Generalfeldmarschall der Prinzengarde, familiär „vorbelastet“. Und natürlich wollen die Amazonen vor allem eines: Spaß haben, die Freude am Brauchtum fördern und verbreiten. Dabei sei es nicht ausgeschlossen, dass die Amazonen auch zur Talentschmiede für weibliche Bühnenstars werden.

Der Amazonen-Orden: Konfetti und Luftschlangen

Rang und Namen
Der Name des Mainzer Amazonen Corps fußt auf der griechischen Mythologie: Als Amazonen wurden Frauen bezeichnet, die kämpferisch für ihre Ideale eintraten. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieses Sinnbild zu dem einer selbstbewussten, unabhängigen Frau. So sehen sich die Amazonen also als närrische Streitkräfte im Auftrag des Prinzen Carneval für das vaterstädtische Brauchtumsfest und Botschafterinnen der Lebensfreude. Auch die rote Uniform, die bereits beim Neujahrsumzug ein echter Hingucker war, habe einen historischen Bezug, erklären die Amazonen: Die Kölner Stadtsoldaten, die vor 230 Jahren in Mainz stationiert waren, trugen Rot – und wurden deshalb im Volksmund auch „Rote Funken“ genannt.

Mehr Frauen?
Dass Frauen in närrischen Funktionen in Mainz noch immer unterrepräsentiert sind, lässt sich nicht leugnen. Daran wollen auch die „Gardinen“, die inzwischen auf elf Jahre zurückblicken, etwas ändern. Die Begeisterung für die Fastnacht und eine „zündende Schnapsidee“ war es, die damals zur Gründung der 1. Mainzer FrauenGarde MFG „Die Gardinen“ geführt hat, berichten die Damen. „Mit konsequenter Freundlichkeit durch die Meenzer Fassenacht“, so lautet das Motto der in elegantem schwarz gewandeten Damen. Sie selbst bezeichnen ihre Uniform als „Kleines Schwarzes“, das „fastnachtlich uffgerüscht“ daherkommt. „Handgemachte Fastnacht“, das ist der Anspruch des Trupps um die Vorsitzende Maria Weyand. Die Orden werden in Handarbeit hergestellt, anstelle eines Protokolls gibt es eine „Gardinenpredigt“, und sogar das „Erste Handkäsorakel“ wurde von den Gardinen entwickelt. Männer – wenn auch nur in der Einzahl – sind bei den Gardinen nicht völlig außen vor: Pro Kampagne darf ein Mann, die sogenannte „Gardinen- Stange“, als Standarten-Träger bei den Umzügen dabei sein. Dass die Fastnacht auch ein Spiegel der Gesellschaft ist, haben die „Gardinen“ in den vergangenen Jahren festgestellt: „Frauen übernehmen zunehmend Führungspositionen, auch in der Fastnacht, sei es als Sitzungspräsidentinnen oder Generalfeldmarschallinnen.“ Was früher undenkbar gewesen sei, etabliere sich jetzt: „Frauen finden zueinander, um ihre Kreativität und Ideen in die Fastnacht einzubringen.“ Vor allem auch das Engagement zahlreicher Frauen hinter den Kulissen der Fastnacht müsse weiter wertgeschätzt werden: „Ohne diese unsichtbare, aber unverzichtbare Arbeit würde die Fastnacht nicht funktionieren“, weiß die erste Mainzer Frauen-Garde.

Text: Maike Hessedenz

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