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FSV 05 Manager Christian Heidel im sensor 2×5 Interview


Interview: Felix Monsees
Foto: Ramon Haindl

Die EM neigt sich dem Ende zu. Ohne aufs Geld zu achten: Welcher Spieler wäre was für Mainz 05?
Ich würde Wayne Rooney nehmen. Sein Stil Fußball zu spielen passt zu Mainz 05. Ein Spieler, mit dem man sich identifizieren kann und der sicherlich auch mal über die Stränge schlägt. Messdiener will ich sowieso nicht. Rooney zeigt vieles, was wir auch in Mainz zeigen wollen: die Freude und das unbedingte Gewinnen wollen.

Vor allem in ZweitLiga-Vergangenheit gab es einige Mainzer Spieler, die keine Messdiener waren.
Leute, die woanders Riesenprobleme hatten, haben sich oft bei uns durchgesetzt.

Man denkt sofort an Ansgar Brinkmann, der so viel Talent wie Skandale hatte. Der Mittelfeldspieler mit dem Spitznamen „Trinkmann“ spielte 1993 bis 1995 für Mainz.
Brinkmann ist sicherlich ein Original, aber man freute sich nicht immer, ihn im Verein zu haben. Es gab eine Zeit, da hat er in seinem Auto gewohnt, mit Briefkasten dran. Ein lieber feiner Kerl mit ganz viel Talent. Aber ein Chaot. Ein Typ wie Brinkmann würde heute nicht mehr im Fußball funktionieren, denn wir werden viel intensiver medial beobachtet, solche Eskapaden wären nicht mehr tragbar. Da kann man Schade sagen, aber der Fußball hat sich weiterentwickelt.

Es heißt, Sie suchen die Spieler für Mainz 05 vor allem nach Charakter aus?
Aus elf klasse Fußballern muss man nicht immer eine klasse Mannschaft hinbekommen. Es gibt Beispiele von Vereinen, die drei- oder viermal so viel Geld haben wie wir und seit Jahren hinter uns stehen. Die haben bei der Kaderzusammenstellung nicht auf die Charaktere geachtet. Man kann nicht nur Häuptlinge oder Indianer in einer Mannschaft haben, der Mix muss stimmen.

Sie sagten vor zwei Jahren, Mainz 05 könnte ein richtiger Bundesliga-Verein werden. Ist es jetzt so weit?
Ja, das glaube ich. Unser Ziel war es früher, zu Deutschlands Top 24-Fußballvereinen zu gehören. Dazu gehörten aber auch die ersten sechs Plätze der 2. Bundesliga. Das haben wir revidiert: Wir wollen zu den Top 15 in der 1. Liga gehören. Mit dem neuen Stadion haben wir Clubs wie Freiburg wirtschaftlich überholt. Wir haben jetzt ein gutes Fundament und dazu gehört auch eines der besten Nachwuchs-Zentren Deutschlands. Wir ziehen uns jetzt Jungs heran, die verstärkt im Profikader auftauchen. Wir haben uns in den letzten Jahren etwas aufgebaut. Deshalb haben wir die Chance, ein richtiger Bundesliga-Verein zu werden, obwohl wir wirtschaftlich zu den Kleinen der Liga gehören.

Mensch

Sind Sie auch privat ein großer Fußballfan?
Seit 1984 war ich auf jeder EM und WM. Aber nicht in Anzug und Krawatte. Ich fahr da ganz normal als Fan hin, mit Kumpels im Wohnmobil. Wir sitzen dann mit Trikot im Fanblock. Das ist meine ganz private Sache und hat nichts mit Mainz 05 zu tun. Wenn wir bei der EM ins Halbfinale kommen sollten, dann werden ich und meine Kumpels uns aber nochmal aufraffen.

Können Sie überhaupt noch entspannt Fußball schauen?
Heute viel mehr als früher. Damals habe ich geguckt, ob was für uns dabei ist. Heute sehe ich das viel gelassener. Früher habe ich mir um 12 Uhr die Zeitung geholt und geguckt, was steht drin. Heute lese ich drei, vier Tage lang keine Zeitung. Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt. Mit der Erfahrung, die ich jetzt habe, bin ich viel entspannter. Ich kann Spiele der Nationalmannschaft wirklich als Fan genießen.

Gibt es auch eine fußballfreie Zeit bei Ihnen?
Fußballfrei kann man nicht sagen. Ich bin nicht der Typ, der im Urlaub unerreichbar ist. Ich mache Urlaub nicht im Hotel, da bin ich ja das ganze Jahr während der Saison über. Ich miete mir ein Haus, und da muss ein Fax drin sein und W-Lan. Dann bin ich zwar immer erreichbar, aber in einem angenehmen Ambiente. Ich bin dann am Meer und habe schönes Wetter. Teilweise habe ich Spieler vom Strand aus verkauft und verpflichtet.

Sie haben zum 20-jährigen Dienstjubiläum von den Kollegen eine Übernachtung im New Yorker Luxushotel Waldorf-Astoria geschenkt bekommen. Was macht ein Mainzer in New York?
Ich habe den Altersdurchschnitt im Hotel um 30 Jahre gesenkt. Es ist ein sehr schönes Hotel, aber ich würde es nie buchen. Ich war mit meiner Lebensgefährtin da, die noch nie in New York war. Wir waren auf dem Empire-State-Building und sind Schiffche-Bötchen gefahren. Und natürlich shoppen. Ein Highlight war das NBA-Halbfinale Miami Heat gegen Indianapolis.

Schon wieder Sport?
Ja, das gehört dazu. Ich interessiere mich sehr für andere Sportarten und gehe gerne zum American Football. Ich habe mir extra englische Bücher gekauft, um die Regeln zu kapieren. Ich genieße sowas sehr.

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