Der Brückenturm am Rathaus gehört als Bauensemble zum Rathaus. Beide Gebäude wurden von den dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling geplant, von 1971 bis 1975 erbaut und stehen unter Denkmalschutz. Die Gebäude hatten Natursteinfassaden aus südnorwegischem „Porsgrunner“ Marmor. Nun wurde er neu saniert präsentiert
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Ende 2021 kamen Gutachter zu dem Ergebnis, dass die Rathausfassade nicht mehr standsicher ist und erneuert werden muss. Ursache dafür war, dass Spannungsrisse und Ausbrüche an Fassadenplatten zum Herabstürzen einzelner Platten führen konnten. Als Ensemblebau traf dies auch für den Brückenturm zu.
Für die Sanierung der Fassade am Rathaus hat man sich in Abstimmung mit der Denkmalpflege für eine Keramikplatte entschieden, die mit der Struktur des Porsgrunner Marmors bedruckt wird. Dieses Verfahren konnte für den Brückenturm nicht angewendet werden, da die Keramikplatten nicht im notwendigen Radius hergestellt werden können und somit eine Bekleidung des runden Treppenturms nicht herstellbar ist. Nach langer Suche in der Natursteindatenbank und Abstimmung mit der Denkmalpflege hat man mit dem Schweizer Mägenwiler Muschelkalk einen geeigneten Naturstein gefunden. Dieser ist blaugrau, hat aber auch beige Chargen ähnlich der Farbgebung des Porsgrunner Marmors. Er ist nicht ganz so lebhaft strukturiert, da dies nur eine Eigenschaft des Marmors ist.
Zum Jahresbeginn 2022 hat die Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH mit der Planung der neuen Fassade für den Brückenturm begonnen. Veranschlagt war eine Bauzeit von ca. 1,5 Jahren mit voraussichtlichen Bau- und Planungskosten in Höhe von ca. 4,5 Mio. Euro. In der Kostenschätzung beinhaltet waren die Baustellensicherung, das Gerüst, der Rückbau mit Entsorgung der alten Fassade, die Betonsanierung, die Dämmung und Wiederherstellung der neuen Natursteinfassade mit Mägenwiler Muschelkalk.
Der Steinbruch in der Schweiz liegt ca. 35 km westlich von Zürich und hat eine Jahresabbaumenge von ca. 200 cbm, was der benötigten Menge für den Brückenturm gleichkommt. Die große Menge Naturstein und die eng getakteten Liefertermine stellten nicht nur den Steinbruch vor große Herausforderungen.
Witterungsbedingte Abbauschwierigkeiten führten zu einer Bauzeitverlängerung von ca. 6 Monaten. Bekannte Referenzobjekte sind die schweizerische Nationalbank in Zürich und das Kunsthaus in Aarau. Der Brückenturm setzt sich aus ca. 1.500 qm geraden Platten und ca. 400 qm Rundfassade zusammen. Das Plattenmaß beträgt 68 cm x 68 cm x 4 cm. Bei dem Mägenwiler Muschelkalk wurde ein Mischungsverhältnis von ¾ blau grauen Platten und ¼ beigen Platten gewählt, ähnlich der ehemaligen Fassade. Eine spannende Herausforderung war die Überholung des Uhrwerks und Herstellung der Uhr in gleicher Machart.
Durch gute Ausschreibungsergebnisse sowie eine strenge Kostenkontrolle wurden die Gesamtkosten unter den veranschlagten 4,5 Mio. € gehalten. Die insgesamt geglückte Fassadensanierung Brückenturm konnte im Februar 2025 abgeschlossen werden.