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Fernbusse Standort am Bahnhof verlegen?

fernbus

von Michael Erfurth (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)

Köln hat die Fernbusse aus der City verbannt und die Haltestellen an den Flughafen Köln-Bonn verlegt. In Stuttgart und Ulm gibt es ähnliche Überlegungen. Auch die Fernbus-Haltestelle am Hauptbahnhof ist alles andere als optimal.

Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) will mögliche Standorte überprüfen lassen. Wird kein Platz im Bahnhofsbereich gefunden, könnte eine Fernbushaltestelle an anderer Stelle im Stadtgebiet eingerichtet werden, die sehr gut mit der Straßenbahn und MVG-Bussen zu erreichen sei. Fernbusse haben sich seit ihrer Zulassung 2013 aufgrund ihrer oft günstigen Preise zu einer beliebten Alternative zu Bahn und Auto entwickelt. Was für den preisbewussten Fahrgast erfreulich ist, ist für die Stadt ein Problem. Bislang gibt es keine befriedigende Lösung für eine Fernbushaltestelle.

Für MVG-Fahrzeuge kaum ausreichend

Der Bahnhofplatz sei bereits für die MVG-Fahrzeuge kaum ausreichend und komme als Haltepunkt für Fernbusse nicht in Frage, betont Eder. Derzeit halten diese neben dem Bahnhof auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring. Und zwar an der Rampe, die von der Osteinunterführung hinauf zur Ebene vorm Hauptbahnhof führt. Doch auch die auf der Rampe wartenden Taxis auf der linken Seite sorgen dafür, dass es hier oft eng ist. Für Busse der MVG oder der ORN gibt es zuweilen kein Durchkommen mehr. Die MVG klagt, ihre Straßenbahnen und Busse würden durch kreuzende Fernbusse am Bahnhofplatz gestört. „An dieser Stelle sind uns die Fernbusse ein Dorn im Auge“, sagt Eder, zumal viele verbotenerweise über den Bahnhofplatz fuhren.

Als Alternative hatte die Verwaltung eine Haltestelle in der Bonifaziusstraße vor dem Rewe-Markt vorgeschlagen. Hiergegen wandte sich der Ortsbeirat Neustadt, da damit die Fernbusse über die ohnehin schon belastete Boppstraße fahren müssten. Zudem sei die Haltebucht dort für die stetig wachsende Zahl an Fernbussen zu klein. Zuletzt dachte die Stadt an ein Busterminal in der Erthalstraße, der kurzen Verbindung zwischen Kaiser-Wilhelm-Ring (vor Aldi) und Bonifaziusstraße direkt an den Bonifazius-Hochhäusern. Auch hier würde die Anfahrt über die Boppstraße erfolgen. Eder hält das für machbar, da der vordere Teil der Boppstraße breit genug für die Busse sei.

Pkw-Stellplätze würden bei Umbau wegfallen

Die Erthalstraße ist derzeit aber eine Sackgasse, die zu einem kleinen Parkplatz führt. Bei einem Umbau würden einige Pkw-Stellplätze wegfallen. Der Haken: Straße und Parkplatz müssten mit größerem finanziellen Aufwand umgestaltet werden. Und die klamme Stadt müsste für Umbaukosten im höheren sechsstelligen Bereich aufkommen. Im Gegensatz zu MVG oder Bahn zahlen Fernbus-Unternehmen nichts für den Bau von Haltestellen. Das ist auch Grund dafür, dass es an der Fernbus-Haltestelle am Kaiser-Wilhelm-Ring keinen Regenschutz gibt.

Dem Antrag des Ortsbeirates, die Fernbushaltestelle in Richtung Mombach auf den Parkplatz an der Ecke Zwerchallee/Hattenbergstraße zu verlegen, kann Eder hingegen wenig abgewinnen. „Das ist viel zu abseits gelegen.“ Dort fehle die soziale Kontrolle, um die Sicherheit der wartenden Fahrgäste zu gewährleisten. Zudem sei der Parkplatz, der von Schott angemietet ist, nicht im Eigentum der Stadt. Ein Kauf würde höhere Kosten verursachen. Eder will bis Frühjahr alle Varianten nochmals diskutieren. Auch den Vorschlag der Verwaltung aus 2013, der im Park- und Verkehrsausschuss des Stadtrates auf Kritik stieß: Damals gab es Pläne, auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs in der Mombacher Straße (in der Senke an der Osteinunterführung auf der rechten Seite) eine Haltestelle einzurichten.

Diese hätte den Vorteil, dass die Straßen vorm Hauptbahnhof nicht mehr von Fernbussen befahren würden. Aber auch die Nachteile liegen auf der Hand. Fahrgäste, die mit MVG-Bussen oder Straßenbahnen kommen und in einen Fernbus umsteigen, müssten vom Bahnhofsplatz aus ein ganzes Stück durch die Osteinunterführung laufen. Dort gibt es auch keine Toiletten und keine Sitzgelegenheiten. Das Grundproblem sei die Finanzierung, sagt Eder. Im Städtetag will sie nachfragen, wie andere Kommunen mit dem Thema umgehen. In Frankfurt zum Beispiel müssten Fernbusunternehmer für die Nutzung des Busterminals eine Gebühr bezahlen. Sie lasse prüfen, ob das für Mainz in Frage komme.

Foto: Harald Kaster