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Feridun Zaimoglu erhält Literaturpreis „Mainzer Stadtschreiber“

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Feridun Zaimoglu ist der 31. Träger des Literaturpreises von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz. Zaimoglu, 1964 in Bolu / Türkei geboren, lebt seit 1984 in Kiel. Wie seine Vorgänger Judith Schalansky und Peter Stamm, wird er gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und möglicherweise temporär die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für Februar 2015 geplant.

Feridun Zaimoglu kennt sich in den Ghettos der Großstädte ebenso gut aus wie in der Märchenwelt der deutschen Romantik. Mit „Kanak Sprak“ schenkte Zaimoglu, so die Jury, der deutschen Literatur eine kraftvolle Kunstsprache, die den Sound von türkischstämmigen Jugendlichen authentisch einfängt und zugleich einen ganz eigenen, beispielgebenden Sprachstil geprägt habe. Zugleich sei Zaimoglu ein großer Erzähler von Liebesdramen, die er in seinem mal hitzigen, mal frostigen musikalischen Sprachstil zwischen den Kulturen des Okzidents und des Orients spielen lasse.

Oberbürgermeister Michael Ebling zur Wahl der Jury: „Feridun Zaimoglu passt als Stadtschreiber trefflich in die weltoffene Stadt Mainz. Er ist auch literarisch ein Wanderer zwischen den Welten, bevorzugt in seiner Vielzahl an Büchern, Essays und weiterreichenden Veröffentlichungen die klare, geschliffene Sprache – und beteiligt sich auch gern mit klaren Positionen an gesellschaftspolitischen Diskursen. Kein Zweifel, Zaimoglu wird das Amt des Stadtschreibers mit Leben erfüllen – und darauf freue ich mich sehr.“

Zaimoglu lebt seit seiner Kindheit in Deutschland, studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Seinen ersten Erfolg erlebte er 1995 mit einem Buch, dessen Titel zu einem sprichwörtlichen Begriff geworden ist: „Kanak Sprak“.
Mit „Abschaum“ (1997) veröffentlichte Zaimoglu das Lebensprotokoll eines drogenabhängigen Kleinkriminellen, das später unter dem Titel „Kanak Attack“ verfilmt wurde. Mit dem vielgelobten Erzählband „Zwölf Gramm Glück“ gelang ihm 2004 der Schritt vom Kultautor zum anerkannten deutschen Schriftsteller. Als „literarischen Erotiker“ bezeichnete ihn die Neue Zürcher Zeitung. Ebenso, wie in seinen Erzählungen geht es in Zaimoglus Romanen um die Suche nach dem Glück am Rande der Gesellschaft, um das Suchen und Finden von Heimat zwischen Deutschland und der Türkei. Mit Romanen wie „Leyla“ (2006), „Liebesbrand“ (2008), „Hinterland“ (2009) und „Ruß“ (2011) unterstrich der enorm produktive Autor seinen Rang. Zuletzt erschien 2014 der Roman „Isabel“, ein Berlin-Roman um eine unmögliche Liebe zwischen zwei Heimatlosen.

Zaimoglu setzte sich engagiert in der Integrationsdebatte ein, war 2006 Mitglied der Ersten Deutschen Islamkonferenz und nahm 2009 für die Grünen an der Wahl des Bundespräsidenten teil. Der bekennende Fußballfan, der ohne Internet auskommt und seine Bücher mit einer elektrischen Schreibmaschine schreibt, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
So erhielt Zaimoglu unter anderem
– den Ingeborg-Bachmann-Preis der Jury,
– den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein,
– den Adelbert-von-Chamisso-Preis,
– das Villa Massimo-Stipendium,
– den Belletristik-Corine-Preis sowie
– den Preis der Literaturhäuser.