Auf große Lastwagen mit lauter Musik, wie das beispielsweise bei Christopher Street Days in Städten wie Frankfurt oder Köln üblich ist, hatten die Veranstalter bewusst verzichtet. Stattdessen trugen Lesben, Schwule, Transsexuelle und Heteros bunte Plakate mit Sprüchen wie „Aufklärung ist keine Umerziehung“, „Homophobie ist heilbar“ und „Glückliche Pubertät für alle“.
Der Spaßcharakter gehöre natürlich zu einer solchen Veranstaltung dazu, betonte Thomas Holstein, Vorsitzender des Vereins Schwuguntia. „Wichtig ist, dass besonders junge Lesben und Schwule nicht vergessen: Dafür, dass wir heute so selbstverständlich mitten in unserer Stadt feiern können, haben viele Menschen im Vorfeld gekämpft und sind bestraft worden.“ Auch heute gebe es noch Ziele auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu erreichen. Ob das das Adoptionsrecht oder die endgültige Gleichstellung in der Ehe sei. Diese Forderung spiegelte sich auch im Motto „Keine halben Sachen – mit Akzeptanz Gesellschaft machen“ wider.
Die Mainzer Stadtbummler nahmen den schwul-lesbischen Lindwurm gelassen zur Kenntnis. Neugierige Blicke zog allenfalls das ein oder andere schrille Outfit von Dragqueens auf sich. Darunter Martin Schneider, der mit Joachim Schulte die Parade federführend organisiert hatte. „Unsere Demo steht für Vielfalt. Und das haben wir heute gezeigt“, zeigte Schneider sich stolz.
„Ein kraftvolles Signal für ein weltoffenes Mainz“
Etliche Fußgruppen hatten sich in die Parade eingereiht. Zu den Mainzer Vertretern zählten etwa der lesbisch-schwule Chor „Die Uferlosen“, das Asta Schwulenreferat der Johannes-Gutenberg-Universität, die Sportler-Truppe „Kinder des Olymp“, die Bodypainting-Group, das Frauenzentrum, das Schlau- (Schwul Lesbisch Bi Trans Aufklärung) und Ilse-Team (Initiative lesbischer und schwuler Eltern) sowie schwule und lesbische Pädagogen der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Aus Wiesbaden waren der Verein Warmes Wiesbaden und die Aidshilfe dabei, aus Darmstadt das CSD-Team, aus Ingelheim die Guggemusiker Rotwoigeister und an politischen Vertretern Die Linke, Jusos Mainz sowie die Grünen.
Zurück am Gutenbergplatz lobte Oberbürgermeister Michael Ebling die Demonstranten: „Mit der Parade wurde ein kraftvolles und herrliches Signal dafür gesetzt. So wünschen wir uns unser Mainz, nämlich bunt und weltoffen.“ Altstadt-Ortsvorsteher Dr. Brian Huck freute sich besonders über die Tatsache, dass der Verein Schwuguntia mit der „Sommerschwüle“ nun in die Mitte der Stadt gerückt ist, wo das Herz von der Gutenberg-Stadt pulsiert. „Bereits in den 90er Jahren habe er die ersten Grillfeste in der Alten Ziegelei besucht. Damals hätte niemand erwartet, dass sich das Fest 21 Jahre später so vergrößert. „Gut ist vor allen Dingen, dass sich alle Gruppen geeinigt haben und eine gemeinsame CSD-Parade für alle auf die Beine gestellt haben“, spielte Huck auf Entwicklungen an wie in Berlin, wo Splittergruppen aus der lesbisch-schwulen Szene Gegenveranstaltungen zur Hauptdemo durchführen. Ulla Brede-Hoffmann, ehemalige Altstadt-Ortsvorsteherin und Schirmherrin der Veranstaltung, forderte, dass die Mainzer unabhängig von ihrer sexuellen Identität mit hoch erhobenem Haupt zusammenstehen müssten: „Es geht schließlich um Menschlichkeit.“