Direkt zum Inhalt wechseln
|

Ein (digitaler) Hauch New York in Mainz

Wer sich in letzter Zeit gewundert haben sollte, was eigentlich dieses riesige Digitalbanner am Bahnhof auf dem einen Hochhaus plötzlich zu suchen hat: Das kommt von Robert Krumme. Der ehemalige Student der Hochschule Mainz hat seinen Traum verwirklicht und errichtet mit seiner Firma „Billboard247“ derartige Giant-Screens Werbebanner (15×2,3 Meter), von denen er noch eins in Bad Hersfeld hat. Sie sind auch an das Warnsystem angeschlossen und werden ggfls. von Polizei und THW genutzt.


Krumme ist laut eigenen Angaben seit einigen Jahren in der Außenwerbung unterwegs. Und schon länger „wollte er sich in seiner ehemaligen Studentenstadt Mainz mit etwas Außergewöhnlichem engagieren“. Der Gedanke, „den Glanz und den Digitaleffekt des New York Time Square nach Mainz zu holen“, entstand während seines Studiums an der Hochschule Mainz. Sein Motto: „Was andere auf der Welt können, können wir in Mainz auch!“ Inspiriert von den imposanten und riesigen digitalen LED Screens in New York City, Dubai, Bangkok und London entschloss er sich, die gleiche Technologie nach Mainz zu bringen. Dank hochmoderner Technik erstrahlt der Riesenscreen am Alicenplatz nun in HD-Qualität.

Stadt erarbeitet neues Werbekonzept – Außenwerbung bald verboten?
(Allgemeine Zeitung)

Krumme sticht damit allerdings in Mainz in ein Wespennest: Vielen Leuten ist es zu viel Außenwerbung in der Stadt. Der Ortsbeirat Altstadt etwa forderte im Sommer den Stadtrat auf, ab 2026 für eine werbefreie Innenstadt zu sorgen. Hintergrund des Antrags ist der Ende 2025 auslaufende Vertrag zwischen der Stadt und dem Werbevermarkter DSM/Ströer. Auch die Grünen fordern eine stärkere Einbeziehung der Kommunalpolitik beim neuen Werbekonzept der Stadt: „eine deutliche Reduzierung oder gar Eliminierung sowohl in der Anzahl als auch im Energieverbrauch der Werbeanlagen im Sinne des Klimaschutzes“ sei geboten. Berücksichtigt werden sollen vor allem ökologische und klimatologische Folgen digitaler Werbeträger, wie Energieverbrauch oder Lichtverschmutzung. Zudem müsste die Verkehrssicherheit gewährleistet sein und die Auswirkungen von Werbeanlagen auf das Stadtbild berücksichtigt werden.

Voraussichtlich im Herbst soll der Stadtrat dem neuen Werbekonzept zustimmen. Im 2017 verabschiedeten „Masterplan 100% Klimaschutz“ war gefordert worden, aus Mainz die erste werbefreie Stadt Deutschlands zu machen. In der Fortschreibung des Masterplans aus dem Jahr 2022 hieß es dann, dass das aufgrund baurechtlicher und finanzieller Bedenken nicht umsetzbar sei. Weil aber Ende 2025 der Vertrag der Stadt mit dem DSM/Ströer ausläuft und das Werbemonopol neu ausgeschrieben wird, ist die Diskussion neu entflammt. Vorgesehene Werbeanlagen seien nur noch nach Zustimmung mit dem jeweiligen Ortsbeirat auszuschreiben. Zudem solle Mainz City Management bei der Vergabe von Werbeflächen mit einbezogen werden. „Mindestens 50 Prozent der Flächen sollen für lokale Angebote verwendet werden“, so die Grünen. Damit seien Werbung für die Mainzer Geschäftswelt und Mainzer Veranstaltungsanzeigen gemeint.

Doch das Wirtschaftsdezernat von Manuela Matz (CDU) hat andere Pläne. In einer Veranstaltung für Ortsvorsteher am 8. Mai informierte das Dezernat, dass ein neuer Werbevertrag für die Zeit nach 2025 angepeilt wird. Das irritierte Renate Ammann (Grüne): „Dabei geht die Verwaltung offensichtlich davon aus, dass es zu einem neuen Vertrag kommen soll, obwohl eine Grundsatzentscheidung durch den Stadtrat, ob es überhaupt eine Vergabe an einen kommerziellen Werbemonopolisten geben soll, bisher nicht getroffen wurde.“

Was aber ist eigentlich mit werbefrei gemeint?
Ortsvorsteher Dr. Brian Huck (Grüne) betont, dass dies im Masterplan nicht konkret definiert werde. Gewerbetreibende könnten, so Ammann, in Schaufenstern weiterhin für ihre Leistungen und Produkte werben. „Superclean“ werde die Innenstadt nicht werden, beschwichtigte auch Dr. Benjamin Hofner (Grüne). Eine gänzlich werbefreie Stadt sei nicht realisierbar. Doch im öffentlichen Raum dürfte es wohl keine Reklame mehr geben. Die bisher im Stadtgebiet aufgestellten digitalen Leinwände und beleuchteten Plakate würden verschwinden. Das wäre ein Gewinn für Bürger, ist Ammann überzeugt. Denn gerade was in der Großen Langgasse geschehen ist, sei absurd: „Wir machen breite Bürgersteige, die dann von Ströer mit Riesenwerbung zugestellt wird.“

Sollte sich der Stadtrat nicht für eine werbefreie Innenstadt aussprechen, fordert der Beirat zumindest strengere Regeln. Konkret möchte das Gremium, dass ökologische Folgen minimiert werden, die Sicherheit im Straßenverkehr stärker als bisher beachtet und dass das Stadtbild geschützt wird. Außerdem sollen nicht mehr alle Werbeflächen an einen einzigen Monopolisten verkauft werden. Kritiker prophezeien dagegen, dass bei einem Verbot von Reklame im öffentlichen Raum, Werbeunternehmen auf private Grundstücke ausweichen. Das könne in den äußeren Bereichen von Mainz durchaus geschehen, glaubt Huck, doch in der Altstadt gebe es dafür kaum geeignete private Flächen.

(Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung, Foto: Billboard 247)