Anfang 1999 fanden sich ein paar Männer und Frauen im Schiersteiner Hafen zusammen. Man(n) kam zu dem Schluss, dass Drachenboot fahren doch nicht so schwer sein kann. Und so entstanden die Mainzer „Harbour Dragons“
Auf dem Gelände der Kanufreunde Mainz e.V. im Industriehafen Mainz dröhnt Reggae-Musik aus den Boxen. Überall Zelte. Um die Getränkestände drängeln sich Menschen jeden Alters bei strahlendem Sonnenschein. Was aussieht wie ein Volksfest, ist die deutsche Meisterschaft im Drachenbootrennen, ausgerichtet am Wochenende des 4. und 5. September vom Mainzer Drachenboot-Team „Harbour Dragons“. Seit fünf Jahren trainieren die Drachenbootfahrer. Vorher waren sie für sechs Jahre im Schiersteiner Hafen zu Hause. „Die Kanufreunde Mainz haben uns freundlich aufgenommen, als wir ein neues Trainingsgebiet gesucht haben“, erklärt Drachenboot-Wartin Nicole Cooper den Wechsel auf die andere Rheinseite.
Familiäre Stimmung
Dass die sechzig Mann starke Truppe eine Bereicherung für den Verein ist, kann man sich gut vorstellen. Denn die gute Stimmung während der Meisterschaft ist typisch für die Drachenbootfahrer. „Bei uns geht es sehr familiär zu. Man trifft die anderen Vereine immer wieder und kennt die Leute“, sagt Cooper. Kein Wunder. Die Szene ist klein, obwohl Drachenboot fahren seit zwanzig Jahren auch in Deutschland populär ist. Mittlerweile gibt es rund 300 Mannschaften,die auf den großen Booten mit ihren charakteristischen Köpfen und Schwänzen die Flüsse unsicher machen.
Neben den Sportteams, die auf den Regatten vertreten sind, gibt es auch Spaß-Mannschaften und Jugendteams. „Es ist ein Sport, den jeder machen kann“, sagt Vereinsmitglied Matthias Kreis. Unter den Mitgliedern finden sich einige, die von anderen Sportarten hierher gewechselt sind. „Gerade für Leute mit kaputten Knien ist das Drachenbootfahren der optimale Sport“, erklärt Kreis. Drachenbootfahren ist zudem ein Gruppen- und Familiensport.
Jeder Schlag sitzt
Die Boote sind mit bis zu zwanzig Leuten besetzt. Ohne eine gute Zusammenarbeit im Team geht da nichts. „Wer wo sitzt, ist eine Wissenschaft für sich“, erklärt Cooper. Nur durch genaues Beobachten und Austarieren kann die Bootsbesetzung optimal zusammengestellt werden. „Da wird alles ausgerechnet: Größe, Gewicht und Schlagkraft.“ Und das merkt man: Die Boote, die zur Meisterschaft den Rhein befahren, haben ihren eigenen Rhythmus. Da sitzt tatsächlich jeder Schlag.
Bei Regatten hat ganz vorne im Boot sogar ein Trommler Platz, der die Paddler lautstark unterstützt. Der sitzt dort auch im Training. Doch getrommelt wird dann nicht. „Dafür wird geschrien und motiviert“, lacht Cooper. Und auch die Drachenköpfe sind eigentlich nur bei Regatten im Einsatz. „Da ist dann auch ein bisschen Show dabei. Wichtig sind aber wie immer nur der Zusammenhalt und der Sport.“
Interessierte können sich unter www.harbour-dragons.de über die Trainingszeiten informieren oder sich direkt per Mail an jjncooper@t-online.de wenden.
Text: Ruth Preywitsch
Fotos: Jonas Otte