von Elif Urel:
Über Yoga zu schreiben gleicht dem Versuch, über Apfelkuchen zu schreiben. Jeder hat eine Vorstellung davon, was Apfelkuchen ist, wie er schmeckt und wie er auszusehen hat. Nur gibt es so viele Varianten davon, dass er letztlich doch wieder etwas ganz Individuelles ist.Wir stellen zumindest alle Mainzer Studios einmal vor. (Foto: Monkey Yoga)
Yoga ist eine mehr als 3.500 Jahre alte Lehre, die sich mit der Gesamtheit des Menschen beschäftigt. Es geht um Körper, Geist, Seele und deren Harmonie und Gleichklang. Yoga ist also mehr ein Zustand / eine Philosophie, als nur eine Kursstunde. Yoga fördert einen ruhigen Geist, klare Wahrnehmung und Freiheit. Die höchste Glückseligkeit lässt sich also auch vor der eigenen Haustür erlangen.
Das einladende und helle Studio in der Breiten Straße legt den Schwerpunkt auf das populäre Hatha Yoga. Das bedeutet so viel wie kraftvoll und bewusst. Bei Hatha geht es vor allem um körperliche Übungen (Asanas), den Atem (Pranayama) und Meditation. Bei Yoga Plus geht es sehr familiär zu. Im Sommer werden die Kurse auch schon mal draußen im Hof abgehalten. Kopf und Herz des Studios ist Lehrerin Susanne Weisheit. Ihr Nachname ist Programm: Sie bringt Yoga nah an den Menschen ran – frei von Dogmen und überzogenen Regeln. Wer sich mehr auspowern und kraftvolles Yoga praktizieren möchte, wird vor allem bei den Stunden von Lehrer Dragan Manojlovic auf seine Kosten kommen. Der Kursplan beinhaltet viele Präventionskurse, die von den Krankenkassen bezuschusst werden. Die Zehnerkarte macht 139 Euro, eine Schnupperstunde 10 Euro. Wer mit dem Gedanken spielt, selbst Lehrer zu werden, kann hier ein „Teacher- Training“ absolvieren.
Fazit: Helles offenes Studio mit vielen Möglichkeiten und Kursangeboten. Hier wird gelebt, was man als Yogi oft vermisst: Der Mensch ist nicht für irgendein Yoga gemacht – sondern Yoga für den Menschen.
Die Mainzer Dependance des Frankfurter Studios ist seit Jahren fester Bestandteil der Mainzer Yogalandschaft. Aus einem breit gefächerten Kursangebot können sich Interessierte das rauspicken, was sie brauchen. Schwerpunktmäßig wird Hatha und das sogenannte Hatha Flow – also eine etwas dynamischere Stunde – angeboten. Feinschmecker können hier auch YogaKido, eine neue Kombination aus Yoga und Aikido kennenlernen.
Das Studio ist hochwertig ausgestattet mit allem was das Herz begehrt und man fühlt sich sofort wohl, sobald man den Raum betritt. Es lohnt sich, die Website im Auge zu behalten. Dort
können sich Yogis über die aktuellen Workshops auf dem Laufenden halten. Zehnerkarten gibt es ab 150 Euro, eine Einzelstunde kostet 20 Euro. Auch hier kann man sich zum
Yoga-Lehrer ausbilden lassen.
Fazit: Breit aufgestellter Kursplan. Richtig fordernde und schweißtreibende Kurse tauchen kaum noch auf. Dafür sind die Workshops ein echter Mehrwert. Die Atmosphäre im Studio ist freundlich und offen. Community-Feeling kommt jedoch nicht auf.
Preislich im oberen Segment.
Hatha Vinyasa Schule (Nähe Schillerplatz)
Deutlich schweißtreibender geht es in der Hatha Vinyasa Yoga-Schule in der Emmerich-Josef-Straße zu. Gründer sind Sybille Schlegel und Andreas Ruhula. Sie haben sich dem sogenannten Hatha Vinyasa Parampara Yoga verschrieben – eine Form, die sie selbst auf Grundlage klassischer Yogaschriften und ihrer eigenen Lehrer entwickelt haben. Beim Vinyasa Yoga geht es darum, Atmung und Bewegung miteinander abzustimmen. Somit fließen die Übungen ineinander über. Auch die Kosten lassen aufatmen: Einmaliges reinschnuppern 12 Euro, Zehnerkarte 140 Euro. Die Yoga-Lehrer/innen Ausbildung wird auch hier angeboten.
Fazit: Die „Was-mit-Medien-Yogis“ Ruhula und Schlegel sind ein bekanntes und kompetentes Yoga-Gespann mit einer gewissen Fangemeinde. Sie halten ihre Yoga-Community zusammen. Die Preise für die Kurse sind angemessen und fair, aber auch nicht gering. Kurse hier mit Schwitzgarantie.
Ashtanga Yoga (Boppstraße)
In den Räumen der „Oase“ in der Boppstraße unterrichten Silvia Cesca und Markus Orban Ashtanga Yoga. Ashtanga Yoga gilt als recht herausfordernd, vor allem Markus ist ein wahrer Schlangenmensch. Hier bewegt man sich – und zwar schwitzig und athletisch. Meditiert wird nicht direkt, sondern in der und durch die Bewegung. In mehr oder weniger festgelegten Asanas darf jeder seinen eigenen Flow entwickeln. Donnerstags gibt es eine Basic-Class, in der die Nachwuchs-Ashtangis angeleitet werden. Reizvoll an dieser Form ist, dass die Schüler lernen (sollen), eigenständig und unabhängig von den Kursen für sich zu Hause zu praktizieren. Eine Schnupperstunde ist jederzeit möglich. Die Kurse gehen über einen Zeitraum von 10 bis 12 Wochen und kosten ab 130 Euro.
Fazit: Einladender Kursraum in der sonst eher Schwangeren vorbehaltenen Hebammenpraxis Oase. Die Lehrer sind eine warmherzige Einheit, die auch gemeinsam unterrichten. Das Repertoire reicht von sanft bis extrem fortgeschritten.
Asana Yoga in Mainz-Hechtsheim
Im alten Ortskern in der Heuerstraße unterrichtet Andrea Schreiber in den Räumlichkeiten der alten Heuerschule. Im Kursraum fühlt man sich sofort wohl wie im eigenen Wohnzimmer. Auch hier gibt es schwerpunktmäßig das klassische Hatha Körper Yoga, aber auch Relax-Kurse sowie das sehr entspannende Klangschalen-Yoga. Grundsätzlich können alle Altersstufen teilnehmen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Yogi-Card mit 10 Einheiten ist für 99 Euro zu haben. Schnuppern kostet auch nicht viel: Mit 10 Euro ist man dabei.
Fazit: Einfaches Hatha Yoga für Alt und Jung in netten Ambiente. Die Kurse sind sehr entspannend. Bei der Yogi-Card zu dem Preis können auch Yogis mit kleinem Budget sich ihrer persönlichen Erleuchtung nähern.
Kundalini Yoga in der Wallaustraße
In einem kleinen Kursraum in der Wallaustraße 74 bietet Trainerin Nina Rech freitags von 20 bis 21.30 Uhr Kundalini Yoga an. Was erst mal klingt wie eine ayurvedische Süßspeise ist in Wirklichkeit eine Yoga-Form, bei der es darum geht die Kundalini-Energie (Schlangenkraft) zu wecken, eine ätherische Kraft im Menschen, damit sie durch die verschiedenen Chakren emporsteigen kann. Dafür stimmt sich die Gruppe zuerst kurz mit Mantren ein und widmet sich anschließend den Übungen. Auf die Tiefenentspannung folgen dann Meditation und das gemeinsame Ausstimmen. Kernsatz einer Kundalini-Stunde ist das Mantra „Sat Nam“. Sat heißt Wahrheit, Nam die Identität. Der Acht- Wochen-Kurs kostet 80 Euro. Einzelstunde 13 Euro. Anmeldung nicht erforderlich. (Foto: Yoga Vidya)
Fazit: Eine nicht zu unterschätzende Yoga-Form, die auch wenn sie nicht so athletisch ist durchaus Muskelkater bescheren kann. In der Tiefenentspannung kann es zu meditativen Zuständen kommen. Also los: Sat Nam!
Angelehnt an Kundalini hat die Amerikanerin Kali Ray das TriYoga entwickelt. Hier wird es in Mainz- Gonsenheim von Angela Gamp- Paritschke weitergeführt. Es handelt sich um einen fließenden und meditativen Stil, der vor allem wellenartige Bewegungen der Wirbelsäule anpeilt. Der Yogi taucht in langsame Bewegungen ein und konzentriert sich dabei auf die präzise Ausführung der Asanas. Die Langsamkeit der Praxis dient in erster Linie der Achtsamkeit und Präzision. Kostenloses reinschnuppern, die Einzelstunde kostet 14 Euro.
Fazit: Die Ausführungen der Übungen sind langsam und kraftvoll. Für die Achtsamkeits- und Präzisionsschulung ist diese Form reizvoll. Für Freunde von Musik und Schweiß eher weniger. Aber man kann hier die Konzentration gut schulen.
Hinter dem Namen steckt Lisa Berghöfer, die vor allem dadurch bekannt ist, dass sie Yogis unter freiem Himmel im Volkspark unterrichtet. Bis zu 100 Yogis hat sie dort schon zusammengebracht und gezeigt, dass es nicht viel Schnickschnack braucht: Die Freude am gemeinsamen Praktizieren reicht. Ab dem 4. Mai können sich Interessenten wieder auf das Outdoor-Yoga freuen. Und jetzt kommts: Es ist kostenfrei. Wer sich immer auf dem Laufenden halten will, informiert sich am besten auf ihrer Facebook-Seite. Daneben bietet Lisa freitags Power Yoga in den Räumen des Seminarzentrums „zeit:sinn“ in Finthen für 60 Euro an. Und wer in seiner inneren rheinhessischen Mitte sein will, besucht „Yoga & Wein“. Im Weingut von Eva Vollmer gibt es nach einem Kurs eine Weinprobe. Das Ganze für nur 20 Euro.
Fazit: Eine Frau, die weiß, wie man Yoga unters Volk mischt. Menschen, die sonst keinen Zugang zu Yoga haben, sollen hier auch eine Chance bekommen.
Yoga Vidya (Neubrunnenstraße)
Der Klassiker unter den Mainzer Studios und eigentlich die größte deutsche „Kette“, gegründet 1995 von Sukadev Bretz, der auch hin und wieder noch Mainz besucht. Heute gibt es etwa 100 Yoga Vidya Stadtzentren und mehrere hundert verschiedene Ausbildungsgänge. Yoga Vidya steht für Vielfalt und Tiefe, für Tradition und Moderne, für die Verbindung von Ost und West. Man lebt und lehrt das ganzheitliche Yoga („Integral Yoga“) und ist das wohl mit am spirituellsten von allen Yoga Studios. Es gibt die Wahl zwischen sanften und dynamischen Yogastunden, Anfänger, Fortgeschrittene, Yoga für Schwangere, Meditationen, Vorträge und Workshops. Yoga Vidya ist auch eine mehr oder minder spirituelle Lebens- bzw. Wohngemeinschaft, das heißt die Lehrer und Assistenten wohnen und leben auch in der Einrichtung, essen zusammen usw. Die Yogastunden beginnen und enden mit gemeinsamen chanten und Ohm tönen, was für Anfänger etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Preise sind mit am günstigsten: Eine Stunde 10 Euro, die Zehnerkarte gibt es für 80 Euro.
Fazit: Gute, sehr solide „Kette“ mit einer der besten Ausbildungen auf dem Markt. Günstige unschlagbare Preise, offene Stunden, freundliches „Personal“. Mit dem leicht spirituellen Touch muss man klarkommen.