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Der König der Sammler: Dirk Gemünden und sein Museum „Obentraut3“

Dirk Gemünden hinter altägyptischem Sarkophag

Kaum zu glauben, was einem so begegnet, wenn man ins rheinhessische Umland fährt: Ein Museum mit um die 2.000 Exponaten aus fast aller Herren Länder, von Dürer über Rembrandt, von Afrika und Ägypten bis hin zur Moderne, auch viele Mainzer und lokale Künstler sind vertreten. Eine vor vier Jahren von Mäzen und Baulöwe Dirk Gemünden und seiner Frau Heidrun gegründete öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts ist in diesem Museum der besonderen Art „gemündet“ an seinem Hauptsitz in Ingelheim, besser gesagt im Ortsteil Großwinternheim in der Nähe von Mainz. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, verwandelte sich ein ehemaliges Weingut in der Obentrautstraße 3 in ein Museum: eine Stätte für Kunst und Kultur auf 1.500qm.

Dirk Gemünden und seine Frau haben über 100 Länder bereist und vieles gesammelt, vor allem auch online und auf etlichen anderen Wegen ersteigert, verschenkt etc. – viele der Exponate sind fein säuberlich auf der Website des Museums deklariert.

Lieblingsstück: frecher Hase macht Häufchen
Kunst bis hoch auf den ausgebauten Dachboden

Kunst und Kultur aus aller Welt
Im Museum selbst sind nicht nur das Tonnengewölbe und die Tränken der alten Kuhkapelle sichtbar, sondern auch die historischen Steinböden bis zum Gewölbekeller und der Zehntscheune. Verwinkelte Durchgänge laden zum Erkunden ein. Ohne lange öffentliche Diskussionen entstand ein wunderschöner historischer Ort, der stundenlang zum Verweilen einlädt. In seinen „Abteilungen“ gewährt das Museum Einblicke in Kulturen aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und Ozeanien. Gleichzeitig zeigt es Kunst aus verschiedenen Jahrhunderten und lässt Platz für Archäologie in Ingelheim, gepaart mit der Historie des Gebäudes. Da laden in einem Raum Masken und Kultgegenstände aus Afrika zum Schauen ein. Bei asiatischen Gottheiten kann der Besucher sitzend verweilen. Die ausgestellte bildende Kunst verbindet in Malereien und Skulpturen klangvolle und regionale Namen: Bilder von Emil Nolde und Franz Marc nahe bei Arbeiten von Kubach & Kropp, Christiane Schauder, Armin Wermann, Susanne Mull und Hannelore Schulze. Dahinter Max Slevogt, Niki de Saint Phalle oder diverse Skulpturen von Karlheinz Oswald. Ebenso gehören zu der Sammlung ausgewählte Werke zeitgenössischer Kunst oder auch des Impressionismus: Goya, Slevogt … you name it, they got it!

Begeisterung zum Sammeln
„Besondere Lieblingsstücke zu benennen, ist schwierig“, so Dirk Gemünden. „Jede Reise, jedes noch so kleine Stück hat eine eigene Geschichte und ist verbunden mit Erinnerungen.“ Zum Beispiel der große Buddha: „Dieser erinnert mich immer an unsere Reise nach Myanmar. Dort haben wir viele Tempel besichtigt, und überall begegneten uns die unterschiedlichsten Buddha- Figuren.“ Die Begeisterung für das Sammeln verspürte Gemünden bereits in seiner Kindheit: Ob „Glas-Klicker“ oder Bilder für die damals beliebten Sanella-Alben – der Ehrgeiz, besondere Dinge

One Penny Black von 1840: Die erste Briefmarke der Welt
Träger des Museums ist die „Kunststiftung Gemünden und Freunde“

zusammenzubringen, packte ihn stets. Ernsthafter wurde es mit dem Sammeln von Briefmarken. Die ersten Marken stammten überwiegend aus dem ersten Satz der Besatzungsausgaben der französischen Zone von Rheinland-Pfalz und bildeten den Grundstock der „Sammlung Gemünden“. Mittlerweile hält die Briefmarkensammlung einen beachtlichen Umfang. Unter anderem besitzt er die erste Briefmarke der Welt, aber auch viele weitere wertvolle Exemplare.

Jubel-Jubiläum
Träger des Museums ist die „Kunststiftung Gemünden und Freunde“. Unter anderem will sie den Dialog zwischen Kunst, Architektur und Bauen sowie Gesellschaft fördern und zu dessen Entwicklung beitragen. Außerdem steht die Förderung der Bildenden und Darstellenden Kunst, des Films, der Literatur, der Musik und der Soziokultur im Fokus. In diesem Jahr sollen auch regelmäßige Veranstaltungen in dem alten Weingut stattfinden. Für die Feier zum 140. Jubiläum der Bauunternehmung Gemünden ist das beschauliche Weingut allerdings zu klein.

Besuch im Museum „Obentraut3“ nach Anmeldung: info@kunstimaltenweingut.de

Text David Gutsche
Fotos Stick Up Studio