Direkt zum Inhalt wechseln
|

Der große Test: Mainzer Steakhäuser

steak1

Von Thomas Schneider  Fotos Jonas Otte

Wir testen dieses Mal Scheiben des Rinderrücken-Roastbeefs, die mancherorts als Entrecôte (=Zwischenrippe) und meistens als Rumpsteak bezeichnet werden. „Rump“ bezieht sich auf den englischen Begriff für Kruppe oder Hinterteil. Gemeint ist das Hinterviertel zwischen Hochrippe und Hüfte. Im Test sind fünf so genannte Steakhäuser und ein Weinlokal vertreten.

Asador el Toro (Budenheim, Mainzer Landstraße)

Bis auf den Bahnlärm herrscht im Budenheimer Restaurant mediterrane Atmosphäre. Das „Asador el Toro“ (frei übersetzt „Grillrestaurant, der Stier“) bietet nicht nur 400 spanische Weine; bei ausgiebiger Beratung an der Fleischtheke heißt es auch, alles Fleisch sei vor Ort luftgetrocknet gereift, also „Dry Aged“. Beim Roastbeef „Txogitxu“ (Rohgewicht 280 g, 22 Euro), bestellen wir größere, in Scheiben geschnittene Stücke. Dazu kommen Weißbrothappen mit Salsa und Ibericoschinken vorneweg, Olivenöl sowie grobes Meersalz.

Garpunkt: Bestellt war medium. Unsere Steaks sind zwar im Kern rosa, aber größtenteils durchgebraten. Es kommt zur Nachlieferung: die dann passt. Zart im Biss, lecker und saftig im Geschmack.
Herkunft: Spanische Rinder von „Txogitxu“, die vor ihrer Schlachtung bis zu 18 Jahre alt werden.
Beilagen: Ausprobiert haben wir für je 3 bis 4,50 Euro Grillgemüse, dünne Pommes und unseren Favoriten: Meersalzkartoffeln mit Dips.

El Chico Steakhouse (Altstadt, Kötherhofstraße 1)

Oft ausgebucht und vielen ein Begriff, befindet sich dieses kleine Restaurant in der Nähe des Schillerplatzes. Für 15,90 Euro kommt ein Rumpsteak mit Brot, Salat und Kräuterbutter. Die Bedienung ist schnell, originell und souverän. An geeigneten Rotweinen fehlt es nicht.

Garpunkt: Uns wird erklärt, was medium hier bedeutet – nämlich „innen roh“; rosa sei ebenfalls bestellbar. Wir bestellen El Chicos medium; innen gleichmäßig rot, geschmacklich lecker und saftig.
Herkunft: „Kontrolliertes argentinisches Rindfleisch, Black Angus Qualität“
Beilagen: Inklusiv-Beilagen sind ein gemischter Salat und zwei Scheiben geröstetes Knoblauchbrot. Empfehlenswert ist die Ofenkartoffel mit Sour Cream (3,50 Euro), ebenso die helle Pfeffersoße (2,50 Euro).

Humberto RestoBar (Altstadt, Holzhofstraße 14a)

Im Humberto sticht nicht nur die exzentrische Einrichtung, sondern auch die Speisekarte im individuellen Plattencover-Umschlag sofort ins Auge. Passend zum fleischvirtuosen Betreiber Marcel Speidel, soll hier auch die Qualität des Fleisches für sich sprechen. Für uns sind insbesondere die Rumpsteaks interessant. Davon gibt es hier zwei besondere Varianten, die laut Karte zu den „besten Steaks der Welt“ gehören sollen: „Dry Aged Beef“, also trocken abgehangen gereiftes Rind (300 g für 35,70 Euro), außerdem 300 g – während der Trockenreifung geräuchertes – „Smoked Dry Aged“ für 37,50 Euro. Dazu passen die hochpreisigen Rotweine aus Argentinien. Als Einstieg gibt’s eine Schüssel Popcorn aufs Haus, eine Anspielung aufs nahe gelegene CineStar.

Garpunkt: Die recht dünnen Dry Aged Rumpsteaks sind perfekt medium – jeder Biss ein Genuss, zart und aromatisch, vor allem „Smoked“ sehr empfehlenswert. Das reguläre Rumpsteak (200 g: 16,40 Euro) ist im Kern etwas zu roh; ein frisch zubereiteter Ersatz wird uns angeboten.
Herkunft: Uruguay, „grass-fed“ (= mit Gras gefüttert). Dry Aged: „Der Ludwig“, Deutsches Simmentaler von der Rhön, gereift in der hauseigenen Fleischboutique „Edelbeef“.
Beilagen: Die leckere Chimichurri Soße ist beim Steak inklusive. Der Kartoffelsalat ist nicht unser Ding, die Ofenkartoffel besser (beides je 3,80 Euro); richtig gut sind die Fritten (3,20 Euro).

Patagonia Steakhouse (Neustadt, Kaiser-Wilhelm-Ring 74)

Im Neustadt-Klassiker, dem Patagonia, gefällt uns das 220 g Rumpsteak „Lomo torres del paine“ mit sautierten Kartoffeln, Spinat, Rosinen, Pinienkernen, Gorgonzolasoße und Parmesankeks (24,10 Euro). Obendrein gibt es einige pfiffige, hausgemachte Beilagen und Soßen für 2,50 bis 4,30 Euro. Vorm Essen werden Tomatensalat und Teigbällchen serviert. Die schmecken und machen Lust auf mehr. Inhaber Fernando Scholtbachs Weinempfehlung lautet „Reserva Rosario Carmenère“ (2013) aus Chile (0,75 l Flasche: 19,80 Euro), echt gut. Wer lieber Bier mag, trinkt das dazu passende Craftbier „Mystique India Pale Ale“ (0,33 l: 3,90 Euro).

Garpunkt: Medium wie bestellt. Ein Steak ist im Kern etwas zu roh; ein neues wird daher angeboten.
Herkunft: Osorno, Patagonien (Chile)
Beilagen: Den Kartoffelkloß können wir empfehlen (4,30 Euro), als Soße ebenfalls Heidelbeer-Merlot (2,60 Euro). Beim „Lomo torres del paine“ passen Töpfchen mit Beilagen..

Ponderosa Steakhouse (Ebersheim, Am Kesseltal 8)

Bei Marcello Serras Servicetrupp geht leider einiges schief. Vier Kräfte bedienen uns, davon eine korrekt. Da hilft auch der Gruß aus der Küche, nämlich Thunfischcreme und Paprikafrischkäse mit Weißbrot, nicht. Die gleichzeitig bestellten Rheinhessen- Bräu Weißbiere kommen mit zehn Minuten Zeitunterschied, nachdem wir ans zweite erinnern müssen; Teller werden nicht abgeräumt; die Weißweinschorle ist weder kalt noch spritzig; statt bestellter Kohlsalate gibt’s gemischte Salate.

Garpunkt: Bestellt waren drei Rumpsteaks medium, eins medium rare (250 g: 19,90 Euro). Ein medium bestelltes ist fast roh und geht zurück, die anderen sind in Ordnung.
Herkunft: Irische Weideochsen
Beilagen: Beilage und Salat sind inklusive. Die Salate schmecken gut, Bratkartoffeln und Wedges sind in Ordnung, die Pommes zu hell und die Ofenkartoffel viel zu trocken.

Zum Goldstein (Altstadt, Kartäuserstraße 3)

Ein Rumpsteak (200 g mit Beilagen 18,50 Euro) ist in der übersichtlich gestalteten Speisekarte zu finden. Zum Steak passt ein „Paulaner Münchner Dunkel“ sowie der rheinhessische Rotwein „Cabernet Dorsa“ (2012, 0,2 l: 5,80 Euro). Unsere Kellnerin Daniela hat mit ihrem Kollegen die gesamte voll besetzte Terrasse bestens im Griff.

Garpunkt: In der Karte vorgegeben ist „Rosa“, wahrscheinlich damit niemand durchgebraten bestellt. Trotzdem fragen wir nach, ob „Rosa“ medium entspräche und bestellen noch eine „medium rare“ Variante.
Herkunft: Premium Cut (Argentinien)
Beilagen: Inklusive sind reichlich lecker Bratkartoffeln und Schmorzwiebeln. Die Kräuterbutter schmeckt eher nach Margarine.

Fazit

steak3

Viele Restaurants, egal ob Steakhaus, Biergarten oder Weinlokal, haben Rumpsteaks im Angebot, preislich ab 7 Euro pro 100 g. Auch beliebt sind Steakvarianten wie Filet, Rib-Eye oder T-Bone. Eher selten angeboten werden Dry Aged oder Smoked Dry Aged. Einen guten Garpunkt hatten bei unserem Test das Goldstein und El Chico. Geschmacklich zu empfehlen sind aber auch Patagonia, Humberto und Asador el Toro. Ein eindeutiger Sieger ist hier kaum zu ermitteln. Denn selbst Profis gelingt es nicht immer, den gewünschten Garpunkt sowie eine angenehme Biss- und Kaukonsistenz zu erreichen. Doch gerade darum geht es beim Steak. Dafür hat es seinen (teils hohen) Preis – je nach Herkunft, Marmorierung (= Fettmuster), Gewicht und Reifung. Und deshalb lohnt es sich, den gewünschten Garzustand genau zu beschreiben und nie zu zögern, schlecht gelungene Steaks zu reklamieren. Es geht um den Genuss.