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Der große Test: Weinschorlen im Sommer

Text: Ruth Preywisch & Lisa Marie Harlfinger
Fotos: Isabel Jasnau

Endlich Wochenende. Der Großeinkauf ist erledigt, die Hausarbeit auch. Die Sonne scheint und die lebendige Stadt Mainz wartet. Und sie wartet mit einer besonderen Spezialität auf: Weinschorle. Folgen Sie uns auf einer Samstags-Tour quer durch die Altstadt von einem sonnigen Fleckchen zum Nächsten und genießen Sie die rheinhessische Spezialität.

Bevor wir uns auf den Verköstigungsweg begeben, brauchen wir noch ein wenig Rüstzeug, um zu verstehen, was wir da überhaupt trinken. Denn Schorle ist nicht gleich Schorle. Um es gleich vorweg zu sagen: In Mainz versteht man unter ei ner Schorle auf keinen Fall Cola-Rot oder Weißwein mit Limo. Wer hier eine Schorle bestellt, bekommt Weißwein mit Wasser. Die Weinsorten können sehr unterschiedlich sein, wer Riesling möchte, sollte das sagen. Den entscheidenden Unterschied machen dann aber nicht nur die verschiedenen Weinsorten und das Mischungsverhältnis, sondern auch die Qualität des Wassers. Billigwasser macht die Schorle beinahe ungenießbar und zu sehr sprudeln darf es nach Ansicht von Experten auch nicht. Ausgeschenkt wird die Schorle typischerweise in der Mainzer Stange. In der Mitte des Schorlen-Glases befinden sich drei Ringe. Für eine gute und gehaltvolle Schorle sollte der Wein bis zum oberen Ring eingefüllt werden, der Rest wird dann mit Wasser aufgefüllt. Wer es leichter mag, sollte das bei der Bestellung erwähnen.
Soweit die Theorie. Und jetzt geht´s zur Praxis.

Mainzer Marktfrühstück

Wir starten unseren Schorlenspaziergang auf dem Markt, genauer auf dem Liebfrauenplatz mit dem traditionellen Mainzer Marktfrühstück. Neben dem Stück Fleischworscht gehört hier auf jeden Fall auch ein „Schoppe“, wie die Schorle in Mainz eigenannt wird, dazu. Der Verein der Mainzer Winzer betreibt hier einen Stand, den jeden Samstag ein anderer Winzer bestückt. Bei unserem Test war es das Weingut von Helmut Eckert aus Mainz-Ebersheim. Die fleißigen und sehr freundlichen Helfer benutzen Eifelquelle zum Mischen der Schorle. Bestellt man hier eine einfache Weinschorle wird die mit Silvaner serviert. Die Schorle ist sehr mild und sprudelig und lässt sich süffig trinken. Die Rieslingschorle ist allein in ihrer Farbe schon viel kräftiger. Sie ist etwas trockener und auch der Säuregehalt ist höher. Dafür hat sie mehr „Schmackes“ und ist intensiver im Geschmack. Auf dem Markt herrscht an einem solch sonnigen Samstag buntes Treiben. Das Publikum ist gemischt und man freut sich beim Plausch auf dem Markt. Leider gibt es wenig Tische und Bänke. Kleiner Tipp hier: Gegenüber vor dem Gutenberg Museum stehen aus Beton gegossene Lettern, die sich wunderbar als Tisch eignen. Gegen 14 Uhr ist Schluss auf dem Markt und dann auch mit dem Wein. Sonne gibt es hier aber die ganze Zeit satt. Qualität und Ambiente sind hier top. Und auch das Preisleistungsverhältnis kann sich sehen lassen: Eine große Weinschorle kostet 2,40 Euro.

Vinothek Moguntia (Fischtorstraße 3)

Wenn die Marktstände schließen, geht es nebenan in die Vinothek Moguntia. Hier hat man auf den Stühlen und umgebauten Weinfässern vor der Türe Sonne bis 16 Uhr. Das Publikum ist etwas älter als auf dem Markt, aber nicht minder lustig. Die Vinothek Moguntia ist beliebt und man muss sich einen Platz regelrecht ergattern. Eine reichhaltige Weinkarte macht die Auswahl schwierig. Kenner bestellen hier die Rieslingschorle mit der Nummer 4. Diese ist schaumig, sehr kräftig und schmeckt herrlich. Wer einfach eine Weinschorle bestellt, bekommt Silvaner. Diese Schorle wirkt gegen die Rieslingschorle aber ziemlich langweilig. Als Snack zum Wein empfiehlt das Haus den Spundekäs` und den Antipasti-Teller. Die Preise mit 1,50 € für die Kleine und 2 € für die große Weinschorle sind für die gebotene Qualität hervorragend.

Weinhaus Spiegel (Leichhofstraße 1)

Durch die Hintergassen des Doms schlendern wir danach in das Herz der Altstadt. Nächster Halt ist das Weinhaus Spiegel. Am Nachmittag ist es auf den Außenplätzen vor dem alten Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert schattig und kühler, was aber nach dem Sonnetanken am Markt sehr angenehm ist. Ein großer Pluspunkt ist die zentrale Lage, man kann wunderbar die Menschen beobachten, die hier vorbeischlendern. Für manche gibt es nichts Spannenderes. „Hier kann man gut Parade gucken“, freut sich eine Dame am Nachbartisch. Und ihre Begleitung betont, dass das Schorle trinken am Samstag Nachmittag eine Mainzer Tradition ist: „Das gehört zum Samstag dazu, sonst wär ´s ja kein richtiger.“
In der Karte findet man hier zwei extra Seiten zum Weinimbiss. Wir bestellen die Käseplatte. Diese besteht aus einem guten selbstgemachten Spundekäs, einem Weinkäse, der ähnlich wie Limburger schmeckt und Scheibenkäse. Auch hier ist es gut besucht und voll, doch die Tradition des Dazusetzens gilt nicht nur in den Innenräumen der engen und dunklen Mainzer Weinstuben, sondern auch im Außenbereich. Für den, der höflich fragt, wird hier gerne zusammengerückt. Die Weinschorle im Spiegel wird mit Müller-Thurgau serviert. Sie ist sehr trocken und fast ein bisschen zu sauer. Die Rieslingschorle dagegen ist kräftig und besonders lecker. Bislang unser Favorit. Auffallend ist, dass die Schorlen hier mehr sprudeln als anderswo. Das Weinhaus Spiegel verwendet für diesen Effekt extra Tönnissteiner Wasser. Das Publikum ist eher älter, befindet sich aber im Wandel. Unter den jungen Leuten wird es immer hipper, in den traditionellen Weinstuben den Wein und die Qualität zu genießen. Schön auch, dass die meisten Gäste hier persönlich vom Chef mit Handschlag begrüßt werden. Mit dem Riesling 0,2 bei 3,10 Euro ist hier der Wein minimal teurer als in den anderen besuchten Weinhäusern.

Weinhaus Horn (Augustinerstraße 27)

Wir schlendern weiter die Augustinergasse runter, vorbei an Boutiquen, Restaurants und Fachwerkhäusern. Etwa in der Mitte kehren wir im Weinhaus Horn ein. Traditionell isst man zur Weinschorle zwar eher Salziges, wir empfehlen aber trotzdem den Erdbeerkuchen mit Sahne. Der hat uns einfach überzeugt. Sonne gibt es hier, wie überall in den engen Gassen der Altstadt, ab 14 Uhr leider keine mehr. Weinschorle wird im Weinhaus Horn grundsätzlich nur mit Riesling eingeschenkt. Auf Wunsch gibt es sie auch mit halbtrockenem Riesling und/oder Eis. Doch der Chef des Hauses schwört darauf, sie besser mit eiskaltem Wasser zu mischen. Er benutzt Selters hierfür. Die Bedienung ist sehr nett und die Schorlen kommen prompt auf den Tisch. Die halbtrockene Schorle ist etwas milder, dafür aber auch nicht ganz so würzig wie die trockene. Mittlerweile macht gerade in dem mediterranen Umfeld des Weinhauses Horn der Sprizz der Schorle Konkurrenz. Ganz nach italienischer Art wird dieser ebenfalls mit dem Riesling Classic aus Nierstein angerichtet. „Mit Sekt ist der Alkoholgehalt für Mittags einfach zu hoch, da trinken viele lieber Wein“ so der Wirt über die Trinkgewohnheiten seiner Gäste.

Biergarten auf der Mole (Winterhafen)

Zum Abschluss eines sonnigen Samstags darf in Mainz natürlich der Gang zum Rhein nicht fehlen. Unsere letzte Station ist der Biegarten L`Arcade auf der Mole im Winterhafen. Im Angebot hat der Biergarten „Echt Meenz“: Rieslingschorle, Laugenbrezel und Spundekäs für 5,50 €. Neben der Weinschorle, die auch hier einzig mit Riesling gemischt angeboten wird, gibt es auf der Mole auch eine hervorragende Roséschorle. Der Preis von 3,50 Euro ist durchaus angemessen. Die Rieslingschorle ist fruchtig, erfrischend und etwas süßer als die bisher getesteten. Die Roséschorle hat wenig Kohlensäure, aber dennoch viel Pfiff und schmeckt sehr lecker. Zum Mischen wird Evian-Wasser verwendet. An der Mole kommt richtig Urlaubsatmosphäre auf: Die Sonne scheint den ganzen Tag, vom Wasser zieht etwas Frische herauf, die Schiffe auf dem Rhein lassen einen geradezu romantisch werden. Schatten spenden nur Bäume und Schirme und die angenehme Musik im Hintergrund sorgt zusätzlich dafür, dass wir die Mole als perfekten Ort bewerten, um den Schorlen-Samstag ausklingen zu lassen. Nachahmern der Schorlen-Tour sei noch eins dringend ans Herz gelegt: Am Ende eines solchen Ausflugs sollte jeder mit dem Taxi oder mit dem Nahverkehr nach Hause fahren!

3 responses to “Der große Test: Weinschorlen im Sommer

  1. bei der schorlewanderung sollte ihr unbedingt das weinhaus bluhm berücksichtigen – denn hier – und das sagt ein schorlefachmann – bekommt man die beste in der altstadt. Und ich habe schon viel getestet !!!!
    Gruß und bis zum nächsten Samstag bei Marktfrühstück !!!

  2. ich habe am marktfrühstück noch keine schorle für € 2,40 bekommen. bis jetzt kostete sie immer € 2,80. als zusätzlichen tip weise ich hier aber noch auf den garten der maleten-garde im gonsbachtal hin. da gibts täglich ab 1500 uhr bis mitte oktober auch leckere schorle für günstige € 2,10. außerdem darf man, nach voranmeldung, den garde eigenen schwenkgrill zur zubereitung eigenen grillguts nutzen. am 19ten juni findet dort das jährliche kinderfest statt, bei dessen ausrichtung und organisation sich die vereinsmitglieder viel mühe geben. kinder sind überhaupt willkommen und können ungefährded auf dem vereinsgelände oder im gonsbachtal herumtollen. der garten liegt in lockerer fahrrad entfernung außerhalb der innenstadt, direkt an der strassenbahnhaltestelle `gonsbachterassen“.

  3. In der Vinothek kostet die Silvanerschorle schon seit Jahren 2,50 Euro und die Rieslingschorle 3.00 Euro. Wie kommt ihr denn auf 2 Euro? Und wie schon oben erwähnt kostet die Schorle auf dem MF 2,80 Euor und nicht 2.40 Euro.

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