von Thomas Schneider, Fotos: Jonas Otte
Dieses Mal testen wir die allseits beliebte und als typisch italienisch bekannte Pizza in ausgesuchten Läden der Mainzer Alt- und Neustadt. Verglichen und begutachtet wurden eine hierzulande klassische (oder eine ähnliche à la carte erhältliche) Variante mit Salami, Hinterschinken und Pilzen sowie je eine vegetarische Pizza, die meist als Vegetariana oder Vegetaria bezeichnet wird. Es geht uns um Qualität, Frische, Geschmack und das Handwerk des Pizzabackens.
alCortile (Kartäuserstraße 14)
Inhaber Giuseppe Dato, der auch Pepé Express (ebenfalls getestet), Pepé in Nieder-Olm und Incontro betreibt, bietet im alCortile anspruchsvolle italienische Küche mit typischen Fisch- und Fleischgerichten, teils hausgemachten Nudeln sowie einem beeindruckenden Pizzaangebot. Überzeugen kann der in Mainz einmalige, holzbefeuerte Hightech-Pizzaofen. Tische reservieren ist hier immer ratsam. Wegen der schlechten Akustik im altehrwürdigen Gebäude (ehemaliger Kartäuser Hof) empfehlen wir die Nutzung der Sommerterrasse, die 70 Gästen Platz bietet.
Teig: Bei der „Classica“ (8,80 Euro) geht der Teig wunderbar auf: Fluffig, locker und leicht, ein bisschen Mehl rundherum, ein wahrhaftiger Genuss. Die „Vegetariana“ (9,50 Euro) ist mit sieben Gemüsesorten überladen, darunter leidet auch die Teigkonsistenz.
Belag: Lecker und gut. Klassisch-italienisch ausschließlich Mozzarellakäse, kein Edamer (Ausnahme: „Quattro Formaggi“). Schinken und luftgetrocknete Salami überzeugen. „Vegetariana“ zu üppig belegt, Highlight: gehobelter Parmesan.
Preis-Leistung: Enorme Auswahl zwischen 5,70 und 12,50 Euro: 17 traditionelle und 17 ausgefallene Varianten. Große Spanne, große Pizzen (29 cm), durchaus zu zweit genieß- und bestellbar, von daher preiswert.
Fortuna (Neckarstraße 4)
Während viele seiner Neustadt-Konkurrenten samstags ihren Ruhetag einlegen, ist bei Daniele Conte Pizzatag (30 cm Pizzen, bis auf wenige Ausnahmen, für 5 Euro). Die klassische „Suprema“ (28 cm: 6,20 Euro, 30 cm: 7,20 Euro) ist geschmacklich gut und nicht zu dicht belegt. Die „Vegetariana“ (gleicher Preis) ist überladen und wegen der großen Zucchini- und Auberginenstücke weich bis feucht. Warum hier zwischen minimal variierenden 28 und 30 cm Größen unterschieden wird, bleibt fraglich. Unser Geheimtipp für Nachspeisefans: Hausgemachtes Tiramisu, große Portion, lecker und günstig, bisher 3 Euro, bald 3,50 Euro.
Teig: Bei überladenen Pizzen feucht, ansonsten gut.
Belag: Bis zum äußersten Rand belegt. Knackig gutes Gemüse. Pilze dünn geschnitten, teils in kleine Fetzen. Käse: Edamer, fünf Varianten mit Mozzarella. Schinken und Salami enthalten Zusatzstoffe.
Preis-Leistung: Ausprobieren lohnt sich samstags, fast alle 30 cm Varianten für je 5 Euro.
La Dolce Vita (Feldbergstraße 14)
Familie Celik und ihre Mitarbeiter überzeugen durch Freundlichkeit, gute Zutaten und dünnen, knusprigen Teig. Die Pizza erinnert schon fast an Flammkuchen und wird stilecht auf einer Holzplatte serviert. Geschnitten kühlt sie schneller ab als man sie essen kann; kein Wunder in Anbetracht des Durchmessers, beachtliche 33 cm und damit die größte im Test. Daher unsere Empfehlung: Zu zweit teilen. Eine klassische „Alla Marino“ kostet 7 Euro, „Vegetaria“ ebenfalls. Extravaganter Geheimtipp: „Dolce Vita“ mit Rucola, Parmaschinken, getrockneten Tomaten, Walnüssen, Crema di Balsamico und gehobeltem Parmesan für 9 Euro.
Teig: Dünn, kross, stabil und groß.
Belag: Schmackhafte braune Pilze in Scheiben geschnitten, keine Pilzfetzen. Auch sonst lecker und knackig, Schinken zart. Drei Pizzen mit Mozzarella, ansonsten Edamer.
Preis-Leistung: Im Verhältnis zum Durchmesser und zur Qualität der Zutaten günstig.
Paperino (Leibnizstraße 34)
Pietro Albino und sein Bruder betreiben seit 25 Jahren ihre Pizzeria im Herzen der Neustadt. Sie setzen auf Kundenbindung und berücksichtigen gerne individuelle Wünsche. Wenn jemand zum Beispiel eine knusprig gebackene Pizza möchte, sollte das bei der Bestellung erwähnt werden. Beim nächsten Besuch erinnere Pietro sich daran und es gäbe automatisch gleiche Zubereitung. Herzliche, familiäre, italienische Atmosphäre.
Teig: Etwas zu feucht bzw. weich, aber: Rand gut. Dickster Teig im Test. Knusprig auf Wunsch.
Belag: Dosen-Paprika, Formvorderschinken, muffige Salami. Zu viel Zwiebel auf der mit sieben Gemüsesorten ohnehin zu üppig belegten „Vegetaria“ (25 cm: 7,20 Euro). Ansonsten gut. Alle Pizzen mit Edamer, auf Wunsch ist auch Mozzarella erhältlich. Wenige ausgefallene Varianten, bei insgesamt 31 Pizzen auf der Karte.
Preis-Leistung: Hier kann man auch kleine Pizzen essen, Durchmesser 21 cm. Für den kalorienbewussten Kunden eine geeignete Alternative im Preisrahmen 4,10 bis 6,60 Euro.
Pepé Express (Augustinerstraße 21)
Das Motto des „1. Mainzer Pizza-Pasta Schnellrestaurants“ lautet „da portare via!“, frei übersetzt: zum Wegtragen bzw. Mitnehmen. Im Ladengeschäft ist es warm und stickig, obendrein herrscht eine gewisse Hektik, denn hier gibt es je nach Tageszeit sozusagen Pizza am laufenden Band. Umso begehrter sind die Sitzplätze draußen „uff de Gass“. Die klassische „Presto“ kostet 6,70 Euro, „Vegetariana“ mit sieben Gemüsesorten 7 Euro. Bezahlt wird im Voraus. Nach Ausruf wird die Bestellung in Empfang genommen. Vorteil für Nachtschwärmer: Auch spät am Abend lässt sich hier noch Pizza genießen, freitags und samstags bis 2 Uhr, an Wochentagen und sonntags bis 1 Uhr.
Teig: Stabil und fest bzw. dicht, so dass die relativ kleine „Grande“ (23 cm) sättigt wie eine große. Seit neustem gibt es eine geschmacklich gelungene, glutenfreie und damit allergiker-geeignete Alternative, die aber tiefgekühlt gelagert wird und daher eine längere Zubereitungszeit beansprucht.
Belag: Knackig und gut. Pilze dünn geschnitten, teils kleine Fetzen. Meistens Edamer Käse, drei Varianten mit Mozzarella.
Preis-Leistung: Für Kalorienbewusste ideal: Kleine Pizzen heißen hier „Mini“ und sind wirklich klein (16 cm), auch im Preis: 2,90 bis 4,70 Euro. „Grande“-Versionen (5,30 bis 8,50 Euro) sind im Vergleich zu anderen Anbietern ebenfalls klein. Glutenfreie Varianten kosten generell 2 Euro Aufschlag, sind größer (+ 2 cm) und lohnen sich für Getreideallergiker. Als einziger im Test stellt Pepé Express schon vor dem Servieren und Verzehren seiner Speisen die Rechnung.
Trattoria am Kaisertor (Rheinallee 2-4)
In Majid Akrris Restaurant lässt sich nicht bloß gut Pizza essen; es gibt auch Fisch, Fleisch und Pasta – eben italienische Küche mit Niveau. Meistens sind alle Tische belegt, daher ist rechtzeitiges Reservieren empfehlenswert. Freundliche Mitarbeiter, stilvolle Einrichtung, das einzige atmosphärische Manko ist der Rheinallee- Lärm auf der Terrasse. Bei der Pizzaauswahl lautet das Motto: „Weniger ist manchmal mehr“. Es stehen sieben Pizzen zur Auswahl, alle tragen Frauennamen. Die klassische Variante heißt „Mariella“ und wird geschnitten in sechs Teilen mit Salami, Schinken, Pilzen und pikanter Peperoniwurst (8,90 Euro) serviert. Geschmacklich absolut überzeugend! Ebenso gut die einzig vegetarische „Chiara“ (7,90 Euro). Belag laut Karte „frisches Gemüse“, also immer für eine Überraschung gut.
Teig: Relativ hell, trotzdem knusprig und stabil.
Belag: Lecker und gut. Bester Schinken im Test. Käse-Mischung aus Mozzarella und Edamer. „Chiara“ mit wahrscheinlich täglich variierender, im Test optisch schön angeordneter Gemüseauswahl.
Preis-Leistung: Bis auf zwei außergewöhnliche Pizzen zu je 11,90 Euro, bewegen sich die Preise zwischen 5,90 und 8,90 Euro. In Anbetracht der Qualität, Größe (28 cm) und des Geschmacks also preiswert.
Fazit: Pizzabäcker gibt es in Mainz unzählig viele. Ob Pizzeria, italienisches Restaurant oder kleiner Pizzaladen, es sind mehr Anbieter, als wir je testen könnten. Besonders positiv aufgefallen sind uns alCortile, La Dolce Vita und Trattoria am Kaisertor. Zwar kosten im alCortile einige Pizzen etwas mehr, dafür bekommt man aber auch einen Holzofen-Teig, der an Sommerurlaub in Italien erinnert und in Mainz vergeblich seinesgleichen sucht. La Dolce Vita bietet mehr, als von einem relativ kleinen Pizzaladen zu erwarten wäre: große, mitunter kreative Pizzen mit frischen, hochwertigen Zutaten zu verhältnismäßig günstigen Preisen. Am Kaisertor gibt es eine kleine, feine Auswahl schmackhafter, teils extravaganter Pizzen, die nicht zu üppig belegt sind. Daher sind diese drei unsere Testsieger. Und zuletzt noch drei Tipps an alle Pizzabäcker und die, die es noch werden wollen: Mehr vegetarische Pizzen anzubieten, wäre eine gute Idee. Ebenfalls fällt auf, dass bislang keiner auf Bio-Produkte setzt, obwohl total im Trend. Zudem werden selten kleine Portionen, also kleine Pizzen angeboten. Alles Nischen, die es ermöglichen, sich von anderen Anbietern abzusetzen!