Peter Karrié, Geschäftsführer der Karrié Bau, über Wohnungsbau-Potenziale, Arbeitskräftemangel und seine Kunst-Projekte.
Seit wann gibt es Karrié eigentlich?
Mein Vater hat das Unternehmen 1982 in Budenheim gegründet, damals noch als reines Bauunternehmen. Vier Jahre später wurde dann das erste Firmengebäude an unserem heutigen Standort im Hechtsheimer Industriegebiet gebaut. Vor zwanzig Jahren habe ich die Geschäftsführung übernommen. Seitdem hat sich bei uns viel getan, insbesondere vor zwei Jahren durch den Zukauf der Implenia Instandsetzung GmbH, die jetzt Teil der Karrié Bauwerkserhaltung ist. Hier setzen wir Bestandsimmobilien instand und schenken ihnen damit einen neuen Lebenszyklus. Damit haben wir uns für die Zukunft fit gemacht, in der die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung eine immer größere Bedeutung haben werden.
In welchen Projekten seid ihr in Mainz aktiv?
Wir haben zum Beispiel den groß angelegten Umbau des KUZ ab 2016 betreut und sind in Sachen Wohnungsbau im Heiligkreuz- Quartier und am Zollhafen tätig. Darüber hinaus entwickeln und bauen wir im gewerblichen Bereich wie z.B. das Bürogebäude „Sichtwerk” an der Mombacher Straße oder aktuell ein großes Laborgebäude am Lerchenberg. Im Bereich der Bauwerkserhaltung sind wir mit unseren sechs Standorten deutschlandweit unterwegs und werden beispielsweise mit Instandsetzungen von Brücken, Autobahnen und Parkgaragen beauftragt. Und wir sind stolz, dass wir als Generalunternehmer die Sanierung des Taubertsbergbads leiten. Hier sorgt unser Team dafür, dass der Bad- und Saunabetrieb ab Ende 2025 wieder aufgenommen werden kann.
Was ist das Problem beim Thema Bauen, vor allem dem Wohnungsbau in Mainz?
Die Krisen der letzten Jahre haben den Geschosswohnbau nicht attraktiv gemacht. Die Pandemie hat sich auf die Bauwirtschaft ausgewirkt, dann wurden durch die Ukraine-Krise Materialien und Energie knapp. Jetzt kämpfen wir mit Inflation und hohen Zinsen. In Mainz haben wir zusätzlich das Problem der hohen Grundstückskosten, außerdem fehlt es an Platz; es gibt nur noch wenige Potenziale für den Neubau. Das treibt die Mieten nach oben. Trotzdem spiegeln diese noch immer nicht die aktuellen Baukosten wider. Würden wir die Kosten 1:1 umlegen, wären wir bei 20 Euro pro Quadratmeter oder mehr – das ist für die meisten Menschen nicht machbar. Deswegen braucht es Förderungen: Die Länder brauchen Geld, um neue Wohnungen zu bauen, die sie anschließend zu bezahlbaren Preisen vermieten können. Genauso hilfreich wäre es auch, wenn die umliegenden Gemeinden mehr Geschosswohnungsbau zuließen statt ausschließlich Einfamilienhäuser zu genehmigen. Das könnte den Druck etwas rausnehmen.
Wie sieht es beim Thema Arbeitskräftemangel aus?
Wir leiden genauso unter dem Fachkräftemangel wie viele unserer Mitstreiter. Deshalb können wir nur hoffen, dass die aktuellen Diskussionen um Migration in die richtige Richtung laufen. Wir brauchen wirklich jede helfende Hand und begrüßen die personelle Vielfalt, die daraus resultiert.
Ihr seid auch bekannt für Eure Kunst-Events …?
Wir haben unsere Ausstellungsreihe „Kunst bei Karrié“ vor zwölf Jahren ins Leben gerufen und Künstler aus dem Freundes- und Bekanntenkreis angesprochen und gefragt, ob sie bei uns ausstellen möchten. Über die Jahre sind wir professioneller geworden und arbeiten mit der Kuratorin Lina Louisa Krämer zusammen. Jedes Jahr im Sommer wird unser Bürogebäude einen Monat lang zur Ausstellungsfläche. Zu unserer Vernissage und After-Art- Party kommen viele Besucher und auch das ein oder andere Werk wird verkauft.
MENSCH
Du kommst aus Budenheim. Wie seid ihr aufgewachsen?
Ich bin mit vier Geschwistern aufgewachsen. Wir gingen hier alle auf die Waldorfschule, genauso wie beispielsweise auch mein Co-Geschäftsführer Mark Wuschko. Danach bin ich zum Bauingenieur-Studium nach München gezogen. Ich persönlich finde es wichtig, dass man mal das Nest verlässt, egal wohin es einen zieht. Im Beruf zählt die Wahl der Uni dann häufig ohnehin deutlich weniger als das Zwischenmenschliche. Das sage ich auch meinen drei Kindern, von denen einer in Wien studiert.
Was ist das Besondere an Wien?
In Sachen Wohnbau könnte man Wien als Vorbild für Mainz sehen: Wien baut sehr viele Wohnungen mit seinen städtischen Gesellschaften, die einen gigantischen Bestand haben. Dadurch gibt es dort als einzige Metropole Europas noch bezahlbare Mieten, was eine starke Magnetwirkung hat. Das ist absolut nachahmenswert.
Du bist auch bekannt für eure After Art Partys mit guten DJs. Hast du da ein Faible?
Die elektronische Musik ist tatsächlich eine alte Leidenschaft von mir. Ich komme noch aus der alten Frankfurter Szene und das begleitet mich noch heute. Dadurch sind auch viele Kontakte entstanden, etwa zu Teenage Mutants, zu Verboten, Peter Pahn und einigen anderen. Elektronische Musik macht mir einfach Spaß – deshalb ist sie für mich auch ein ganz wichtiger Teil unserer Veranstaltungen.
Hast du noch weitere Hobbies?
Ich bin viel unterwegs, in Deutschland natürlich, aber auch weltweit. Ich verreise gerne in Europa, überall dorthin, wo es warm ist, wie nach Italien oder Frankreich. Ich bin aber auch gerne in den USA, in Florida beispielsweise. Da kann man aus der Bauperspektive auch das eine oder andere mitnehmen: Statt wie wir in Deutschland Parkgaragen hauptsächlich unterirdisch zu bauen, werden sie dort mehrstöckig oberirdisch gebaut; erst ganz obendrauf werden Wohnungen gesetzt. Das ist wesentlich günstiger als Tiefbau und sieht gut umgesetzt auch gut aus.
Wie gefällt dir Mainz, was sollte sich ändern und was findest du gut so, wie es ist?
Als Ur-Mainzer liebe ich diese Stadt und ihre Bewohner und bin hier tief verwurzelt. Nachholbedarf sehe ich vor allem in der Kulturförderung. Es fehlt beispielsweise an Ausstellungsflächen – was nicht nur schade für regionale Künstler, sondern auch für Interessierte ist. Außerdem fände ich es toll, wenn ein stärkeres Zusammenrücken mit unseren Nachbarstädten stattfinden würde – sowohl kulturell als auch wirtschaftlich. Davon würden sicherlich alle profitieren.
Interview David Gutsche Foto Jana Kay
Lieber Peter Karrié,
Danke für das Statement zu Kulturförderung und Ausstellungsflächen.
Als Leiter des Studiengang Klangkunst an der Universität sind wir für unsere Projekte immer auf der Suche nach geeigneten Räumen für installationen und elektronische Performances. Jetzt gerade hat ein Student seine Rpüfung mit einer Ausstellung in Wiesbaden abgeholten und größere Ausstellungen haben wir in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz druchgeführt. Toll wäre es, wenn es vergleichbarers in Mainz gäbe. Ein Projekt jetzt mit der Kulturbäckerei ist da schon mal ein Anfang, obwhlt gut Räume immer noch Mangelware sind.
Die Verbingung zwischen Klang und Archtiektur sind in der KLangkunst essentiell und wir machen gerade einen Podcast dazu…
Beste Grüße von der Klangkunst
Peter Kiefer
soundart.uni-mainz.de