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Das sensor 2×5 Interview mit Alexandra Busch (Generaldirektorin LEIZA)

Die Generaldirektorin des Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) Alexandra Busch über dessen Inhalte, Ziele und ihre Zeit in Italien.

Was ist das LEIZA eigentlich?

Was ist das LEIZA eigentlich?
Wir sind eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft, eine der vier großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Diese vereint 97 Forschungseinrichtungen, darunter auch acht große deutsche Forschungsmuseen, etwa die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das Deutsche Museum in München, das Deutsche Bergbau-Museum, das Germanische Nationalmuseum, das Deutsche Schifffahrtsmuseum, das Museum König sowie das Museum für Naturkunde in Berlin und seit 2002 auch das LEIZA. Der Leitgedanke der Forschungsmuseen ist das Zusammenspiel von Forschung, Forschungsinfrastrukturen und Transfer.

Was macht man so als Generaldirektorin?
Ich bin verantwortlich für die inhaltliche und forschungsstrategische Entwicklung der Einrichtung und deren Positionierung in der nationalen und internationalen Forschungs- und Museumslandschaft. Gemeinsam mit den Abteilungsleitungen und unseren Partnern erstelle ich neue Forschungs- und Transferprogramme, bin mit der Beantragung von Fördermitteln, z.B. zum Aufbau einer digitalen Forschungsinfrastruktur beschäftigt, das heißt ich selbst bin nicht mehr so viel in der Forschung unterwegs wie früher. Wir haben in unserer Einrichtung aber eine Doppelspitze: Als Generaldirektorin verantworte ich die wissenschaftliche Leitung, Administrativer Direktor ist Heinrich Baßler. Im Alltag verbringe ich sehr viel Zeit in Zoom-Meetings von früh bis spät mit unterschiedlichen Inhalten – also sehr abwechslungsreich und fordernd das Ganze.

Die offizielle Eröffnung war am 24. März. Ist das LEIZA nun komplett begehbar?
Im März wurde das Gebäude eingeweiht, das den Forschungsbereich mit dem Museumsbereich verbindet. Für die Allgemeinheit ist es aber noch nicht komplett geöffnet, das passiert erst Ende 2024, wenn auch das neue Museum für Archäologie eröffnet ist. Dennoch haben wir punktuell schon viele Angebote für die Bevölkerung, wir kooperieren etwa mit dem Staatstheater und anderen Partnern. Zu einem Besuch kann man sich gerne auf unserer neuen Homepage informieren. Ende 2024 soll dann auch unser Museumscafé eröffnen; dafür suchen wir aktuell noch einen Betreiber.

Wie wird das Museum später mal erlebbar sein?
Die Ausstellung wird sich von dem unterscheiden, was man aus archäologischen Museen kennt. Es wird viele interaktive Möglichkeiten und spannende Angebote geben. Wir wollen zeigen, dass Archäologie etwas mit Menschen zu tun hat, wie wir als Menschen ticken – und das auf Basis von Quellen aus mehr als 3 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte. Es soll erlebbar werden: Wie funktioniert menschliches Zusammenleben, was hält uns zusammen? Viele partizipative Angebote sind dabei – auch im neuen Schifffahrtsmuseum, das dafür ebenfalls saniert und 2024 neu eröffnet wird. Dort geht es dann um Fragen von Mobilität, Globalisierung und Vernetzung der Welt.

Gehört die Neutorschule nebenan auch mit dazu?
Ursprünglich war ein Neubau für ein Archäologisches Zentrum Mainz (AZM) zusammen mit der Archäologischen Sammlung des Landesmuseums und der Landesarchäologie geplant, aber die Neutorschule wurde dann doch erhalten und nicht abgerissen. Deswegen ist es kein AZM, sondern wir haben einen Neubau für das LEIZA erhalten. Die Neutorschule soll zur Kita werden. Da haben wir dann junge Nachbarn, die wir an die Archäologie heranführen können. Und es wäre auch noch schön, diesen Platz hier – das Ludwig-Lindenschmit-Forum – mehr zu begrünen, also lebendiger und nachhaltiger zu gestalten für die Zukunft.

MENSCH

Wollten Sie schon immer Generaldirektorin werden?
Nein, aber ich wollte schon immer Archäologin werden. Ich habe mit sechs Jahren ein Buch geschenkt bekommen: „Götter, Gräber und Gelehrte“, das hat mich fasziniert. Auch meine Barbies habe ich als Kind immer als Archäologinnen verkleidet. Das haben meine Freundinnen damals nicht verstanden. Später riet mir eine Berufsberaterin in der Schule von Archäologie ab, das sei eine brotlose Kunst, und so versuchte ich es mit einem Psychologie- Studium in Gießen. Aber ich bin dann zum Glück doch noch zur Archäologie gewechselt und habe in Köln und in Frankfurt studiert. Später hatte ich die Möglichkeit, meine Promotion in Rom machen zu dürfen und dort auch zu arbeiten. So lebte ich über acht Jahre in Italien. Das war eine sehr schöne Zeit.

Und was essen Sie am liebsten in Italien?
Eigentlich Pizza. Ich liebe aber die ganze Bandbreite der italienischen Küche. Leider vertrage ich kein Gluten mehr, so dass das Pizza-Essen seltener wird. Ich gehe sonst gerne mal zum DaVito in der Altstadt, die haben nämlich glutenfreie Pizza, die schmeckt. Ansonsten auch gerne in die Neustadt, wo ich in wohne.

Was hat Sie eigentlich nach Mainz verschlagen?
Der Job letztlich. Hier war 2014 eine Stelle ausgeschrieben als Forschungsdirektorin der Römischen Abteilung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Das war eine sehr dynamische Phase, weil sie den Beginn der strategischen Neuaufstellung unseres Forschungsmuseums markierte. Bis heute zum Umzug und dem Neubau des LEIZA umfasste die Phase nun gut zehn Jahre. Da ist viel passiert, vor allem im Hinblick auf die Organisationsentwicklung. Entsprechend vermisse ich auch etwas meine ehemalige Forschungstätigkeit im Ausland in Italien; daran kann ich vielleicht wieder anknüpfen, wenn die großen Schritte hier umgesetzt sind.

Sie kommen aus Neuss am Rhein bei Düsseldorf. Wie gefällt es Ihnen in Mainz?
Ich mag die Menschen hier und die Lebensqualität, die Weinstuben, das Marktfrühstück und das Leben auf den Plätzen im Sommer, das ist fast ein bisschen wie in Italien. Mit Uni, Hochschule und Kunsthochschule, dem Staatstheater, vielen Museen und nicht zuletzt ZDF und SWR ist Mainz ein super Standort für Wissenschaft und Kultur, und auch die Gründerszene hier ist cool. Da hat es für Mainz in den letzten Jahren eine gute Entwicklung gegeben. Außerdem mag ich das schöne Umland, ich gehe nämlich auch gerne wandern, das kann man hier schön.

Und in welche Zeit würde die Archäologin am liebsten mal reisen?
Da ich mich viel damit beschäftigt habe: gerne in die Zeit der späten Republik bzw. in die frühe römische Kaiserzeit. Da war sehr viel los, und Augustus interessiert mich als Persönlichkeit dieser Zeit, das würde ich gerne mal erleben. Ansonsten lebe ich gerne im Hier und Jetzt, daher müsste ich nicht unbedingt in eine andere Epoche.

Interview David Gutsche Foto Jana Kay