von Felix Monsees
Fotos: Andreas Coerper
Klassische Barkultur hat es in Mainz schwer, denn viele Bars richten sich an Schüler und Studenten. Hier sind Cocktails süß, groß und günstig. Wer Wert darauf legt, Whiskey Sour ohne nervigen Orangensaft aufgefüllt zu bekommen, ist in der Malakoff Bar im Hyatt-Hotel besser aufgehoben.
Wer hier am schönsten Platz – immer an der Theke – Platz nimmt, kann zusehen, wie Barkeeper Todd Purkpong noch rührt, schüttelt und eingießt. Vor allem auf der Ebsch Seit´ Wiesbaden sind Todds Mixkünste bekannt. Dort mixte er jahrelang im „Brown Sugar“ seine klassisch-tropischen Cocktails. Die Grundlagen dafür hat Todd, der in Mainz nur unter seinem Vornamen bekannt ist, in seiner Heimatstadt Bangkok gelegt. Nach Deutschland ist er zum Studieren gekommen, aber nie zum Abschluss: „Ich liebe eben die Bar zu sehr“, erklärt Todd den simplen Grund dafür. An den unterschiedlichsten Theken in der Republik hat er Erfahrungen gesammelt und mit vielen Kollegen gefachsimpelt, um seine Gastgeberqualitäten zu schärfen.
Modernes Mittelalter
„Modernes Mittelalter“ nennt Todd den Stil „seiner“ Bar. Sie befindet sich in den Gemäuern des historischen Fort Malakoff, welches zwar nicht im Mittelalter erbaut wurde, aber doch schon über 150 Jahre alt ist. Wer erst mal durch die moderne und helle Lobby des Hyatt und das geschmiedete Tor gegangen ist, fühlt sich zwischen den alten Gemäuern und Holztönen wie in einer Ritterburg. Sobald es warm genug ist, besteht die Möglichkeit, auch im Freien zu genießen. Sehen und gesehen werden kann man auf der Piazza mit Rheinblick (und mit von Todd hochgelobtem BBQ), sichtgeschützter geht es im Hofgarten zu, aber nicht unbedingt ruhiger: Hier wird live Funk und Soul gespielt. Das Publikum ist gemischt. Neben Hotelgästen und Angestellten aus den umliegenden Büros, die den Feierabend einläuten, finden auch immer mehr Mainzer den Weg in die Hotelbar. „Montags kommen vor allem Gastronomen, um ihren freien Tag zu genießen“, erzählt Todd.
Exotische Cocktails und regionale Weine
Besonders beliebt ist die Happy Hour. Jeden Tag von 18 bis 20 Uhr kosten alle Getränke die Hälfte. Klar, dass in der Malakoff-Bar vor allem Cocktails auf der Karte stehen. Neben den bekannten Klassikern (ca. 8 Euro) und Champagner-Cocktails (14 Euro) locken Todds eigene Kreationen wie der Gutenberg-Cocktail aus regionalen Zutaten: Asbach Weinbrand, Traubensaft und Riesling-Sekt kommt ins Glas. Regional ist auch die Weinauswahl. Hier stehen Reben aus Rheinhessen und dem Rheingau im Vordergrund (5 bis 6 Euro). Die Auswahl an Champagner ist einer guten Bar angemessen. Bodenständiger ist das unfiltrierte Malakoff-Bier (5 Euro), welches exklusiv im Hyatt ausgeschenkt wird – sehr herb und erfrischend. Der kleine Hunger wird gestillt mit klassischem Barfood, á là Burger und Clubsandwich (je 15 Euro) oder mit Kleinigkeiten wie spanischem Bellota-Schinken (6 Euro).
Tequila ist kein Rachenputzer
Unbedingt sollte man nach den Spielereien fragen, die nicht auf der Cocktailkarte stehen. Todd experimentiert mit verschiedenen Gewürzen und Spirituosen. Gin wird fernöstlich mit Ingwer und Zitronengras aromatisiert oder erhält mit Rosmarin eine würzige Note. Ebenfalls empfehlenswert: die Auswahl gereifter Tequilas. Das sind keine Rachenputzer, die man mit Zitrone und Salz trinkt. In der Verbindung mit frischem Espresso (kaltgeschüttelt) ist der Agavenbrand ein perfekter Absacker, wie die sensor-Tester mit beginnender Schlagseite feststellten, nachdem sie Todds Cocktailkünste durchprobierten. Das Rezept des Monats ist natürlich auch ein Cocktail. Die Grundlage der „Princess of Barbados“ ist milder Barbados-Rum mit einem Schuss Cognac. Dazu kommt ein „schwieriger Fall“, wie Todd meint. Portwein hat in Deutschland im Gegensatz zu Portugal oder England keine große Tradition. Allerlei exotische Säfte und Aromen runden die Prinzessin zu einem gefährlich erfrischenden Cocktail ab, den man schneller trinken kann, als man sollte.
Rezept
Princess of Barbados: 1 cl Hennessy Fine, 2 cl dunkler Barbados Rum, 1 cl Ruby Port, 2 cl Maracuja-Sirup, 2 cl Himbeer-Sirup, 2 cl Ananassaft, 2 cl Cranberrysaft
Alle Zutaten mit ausreichend Eiswürfeln im Shaker cremig schütteln. Durch ein Barsieb (oder Teesieb) in einen Champagnerkelch abgießen und mit Champagner auffüllen. Nach Wunsch garnieren oder gleich trinken.