Direkt zum Inhalt wechseln
| 21

Capitol- und Palatin-Betreiber befürchten Schließung

Nachdem die Palatin-Kinos von einem Investor erworben wurden (Fischer+Co), nahm die Idee Gestalt an, an dieser Stelle in der Bleiche ein Filmkunsthaus zu errichten (wir berichteten). Wie es jedoch aktuell aussieht, macht sich Resignation bei den Kinobetreibern Eduard Zeiler und Jochen Seehuber breit: „Nach über zwei Jahren Wartezeit hat uns das Kultur- und Baudezernat seinen Entschluss zur Kinosituation am 3. November übermittelt. Eine Unterstützung des Capitol&Palatin möchte das Dezernat nicht vornehmen. Wir müssen in der Folge mit dem Abriss des Palatins auch das Capitol – das sich alleine nicht wirtschaftlich führen lässt – schließen. Uns gibt es dann also nicht mehr, genauso wenig wie ein Programmkino in Mainz.

Unsere Idee, nach dem Abriss beim Neubau ein Kino zu integrieren, wird in geschrumpfter und veränderter Form aufgegriffen. Es sollen lediglich drei Säle gebaut werden, allerdings wurden keinerlei Angaben zu Größe und Gestaltung gemacht, weil der Bau der Verantwortung des Eigentümers Fischer+Co unterliege und das Dezernat nicht näher angehe. Es wurde noch hinzugefügt, dass eine alternative Nutzung, also nicht nur Kino, von hoher Wichtigkeit wäre. Ein klares Bekenntnis zur Mainzer Kinokultur klingt jedenfalls anders.
Die Fertigstellung des Baus würde zwei oder drei Jahre, vielleicht aber auch länger, dauern. Die Stadt möchte ihn schlussendlich von Fischer+Co mieten und den Betrieb öffentlich ausschreiben. An dieser Ausschreibung in ungewisser Zukunft dürften wir uns natürlich beteiligen. Also für einen Job in mehreren Jahren und für ein Gebäude mit drei Sälen unbekannter Größe und Funktionalität – da werden wir uns wohl oder übel realistischeren Zukunftsperspektiven widmen müssen. Der Antrag für den Bau sei in der ersten Hälfte des kommenden Jahres zu erwarten. Angesichts unserer 13-jährigen und nicht immer leichten Tätigkeit als Programmkinomacher mit bislang 56 Auszeichnungen von Bund und Land, sowie einer Petition zum Erhalt von Capitol&Palatin mit aktuell über 25.100 Unterschriften, hatten wir uns durchaus mehr von einem nicht eben mittellosen Kulturdezernat erhofft. Wessen Interessen dieser Entschluss bedient und welche Folgen er für die Mainzer Kultur hat, darüber darf sich jeder selbst Gedanken machen.“

Stadt reagiert
Gleich nach der Ankündigung der Betreiber beschwichtigt die Stadt, resp. das Kulturdezernat / Marianne Grosse (SPD). Das Dezernat zeige sich überrascht und verwundert in Bezug auf die Verlautbarungen. Beim letzten Termin am 3.11. wäre ein gutes und einvernehmliches Gespräch geführt worden, im Verlauf dessen über mehrere Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der Kinolandschaft in Mainz konstruktiv gesprochen worden sei.  Alle Gespräche mit den beiden Kinobetreibern hätten eine derartige öffentliche Kritik nicht vermuten lassen. In vorangegangenen Gesprächen hätten die Betreiber versichert, dass das Bespielen dreier Kinosäle für sie möglich und umsetzbar wäre.
Die Zukunft der Mainzer Kinolandschaft und somit die Kultursparte Film und Kino auf eine verlässliche und belastbare Basis zu stellen, daran werde im Kultur- und Baudezernat seit zwei Jahren intensiv gearbeitet. Die neue Kultursparte Film und Kino solle in Mainz für die Zukunft dauerhaft gesichert werden. Dazu sind noch viele weitere Gespräche mit unterschiedlichen Partnern nötig. Diese würden mit allen Beteiligten weitergeführt, in der Hoffnung, für die Gremien und den Stadtrat eine fundierte Beschlussvorlage zu erarbeiten und so die Grundlage für eine möglichst breite Mehrheit zu schaffen.“

So wie es aussieht, werden sich die Parteien untereinander nicht wirklich grün. Ob das verspielte Vertrauen noch gut zu machen ist, bleibt ebenso eine der Fragen, wie, ob es doch noch zu einem tragfähigen Kompromiss kommen kann. Ein riskanter Poker – mitten im Wahlkampf. (dg)

21 responses to “Capitol- und Palatin-Betreiber befürchten Schließung

  1. Also von jeglicher Partizipation ausgeschlossen und vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden klingt für mich nicht wirklich nach „hinschmeißen“.
    Hat der Autor die Stellungnahmen überhaupt gelesen?

  2. Von „hinschmeißen wollen“ ist hier ja wohl nicht die Rede. Das sogenannte „Angebot“ der Stadt macht es den beiden Kinobetreibern unmöglich das Capitol zu halten oder mit dem neuen Gebäude des Palatins zukunftsorientiert und wirtschaftlich zu planen.
    Diese Überschrift ist irrführend und schlichtweg falsch!

  3. Als treue Besucherin der Programmkinos bin ich entsetzt über die Stadt und ihre Halbherzigkeit!
    Da wurde schon von den Stadtoberen das größte Kino des Rhein-Main- Gebietes zum Abriss freigegeben (unwiederbringlich verloren!), jetzt die Progammkinos mit ihrem vielfach ausgezeichneten Angebot! Ein Desaster für die Kultur.
    Ich jedenfalls werde bei der Bürgermeisterwahl sehr genau schauen, wie die Kandidaten sich hierzu positionieren.

  4. Mir geht es wie meiner Vorgängerin…..ich bin zutiefst entsetzt. Es kann ja wohl nicht sein, dass Mainz jetzt auch noch seine Programmkinos verliert. Nach dem Abriss des Residenz-Kinos jetzt auch noch Palatin und Capitol??
    Das ist das Letzte!!!!!
    Ich bin wirklich fassungslos und will das so auch nicht hinnehmen. Die Stadt muss den Betreibern ein vernünftiges Angebot machen. Und alle, denen die Mainzer Programmkinos am Herzen liegen, sollten sich jetzt nochmal zu einer Protestaktion zusammentun. Wer macht mit?

    1. Ich wäre dabei und ich glaube auch die ganze Fachschaft von Filmwissenschaft der Uni Mainz.

    2. Ich bin ebenso entsetzt wie die Vorgänger/innen – Kino ist ein wichtiges Teil unserer Kultur, vor allem Kinos, die nicht für die Blockbuster sondern für die anspruchsvolleren Filme da sind. Für mich ist das ein essentieller Teil meines Kulturlebens, Bereicherung, Denkanstoß und Anregung auf vielen Ebenen. Andere Bundesländer und Städte unterstützen die Kinokultur – und Mainz ???
      Gerne beteilige ich mich an Protestaktionen, bitte sagt Bescheid.

  5. So traurig, wie armselig ist eine Stadt ohne eine lebendige kulturszene, ohne ein Programmkino ! Wirtschaftliche Interessen ohne Herz und Verstand… erbärmliche politische Führung! Man möchte wirklich schreien, angesichts solcher Unfähigkeit den Willen des Wählers umzusetzen. Den Kinobetreibern kann man wirklich nur wünschen, in Zukunft mehr Wertschätzung zu erhalten und ihren Humor nicht zu verlieren.

  6. Die Stadt arbeitet also seit 2 Jahren an einer Kinolandschaft in Mainz und will die Kultursparte Film und Kino für die Zukunft sichern. Das erscheint mir Fragwürdig, wenn eine kooperation mit Herr Zeiler und Herr Seehuber, die diese Sparte seit Jahren am leben halten und eine „verlässliche und belastbare Basis“ hätten bieten können, anscheinend nicht für möglich gehalten wurde.

  7. Sehr schlechte Entscheidung von der politischen Führung oder des Kulturdezenats, wer auch immer die Entscheider darüber waren. Einfach nur schlecht. Nicht in der Lage das richtige zu tun, nicht mal im Kleinen.
    Wo und wie könnnen wir was tut, das einen Effekt haben könnte? Was können wir tun? Gibt es zielführende Wege?

  8. Unfassbar … das darf nicht passieren!
    Die Stadt ist doch so reich ( bioNTech Millionen € Steuereinnahmen) da kann man doch bitte erwarten das ein paar Euro in unsere Kulturlandschaft investiert werden oder?
    Na liebe(r) OB Kandidat*in wer traut sich ???

  9. Einzelhandelswüste, unstete Gastronomielandschaft, drastisch nachlassende Studentenzahlen, drohende Kulturwüste. Dafür immer mehr unbezahlbarer Wohnraum und Stiefel putzen für potente Globalplayer. Wiesbaden betreibt seit Jahren ein städtisch gefördertes Kino, eines der schönsten weltweit. Mainz schafft das nicht. Die Stadt verkommt zur Provinzposse. Der Fisch stinkt immer vom Kopf.

  10. Das ist ein Armutszeugnis für eine Landeshauptstadt. Kein Programmkino mehr, dafür eine Kinokette mit Mainstreamfilmen zu viel zu überhöhten Preisen. Das ist Wahnsinn:(

  11. Wenn die Stadt keine Alternative für Palatin und Capitol gibt muss ichs mir nochmal gut überlegen ob ich weiterhin in dieser Stadt wohnen möchte.
    Da eine Stadt ohne Programmkinos ist eine leere Stadt für mich.
    Ich wohne seit 12 Jahren in Mainz und bin auch treue Kinobesucherin bei Capitol und Palatin.
    Als Migrantin finde ichs auch immer toll dass Filme in OV mit Untertiteln angeboten werden, bin sowieso keine Fan von Synchronisation. Die Auswahl der Filme auch immer Klasse.
    Man kann in Multiplex Kinos keine Kunst erleben, es ist einfach so.
    Ich finde es so traurig wenn die Bürger immer so hilflos fühlen müssen wenn unser einziges Programmkino in Mainz von der Stadt nicht unterstützt wird.
    Was bleibt uns denn übrig??

  12. Ich bin ein ausländischer Student in dieser Stadt seit mehr als zwei Jahren und ich würde von dieser Stadt aufgrund ihres reichen Angebot an Kultur immer beeindruckt.

    Die Capitol und Palatin Kinos sind die zwei Herzen von dem Ecosystem von Bars und Restaurants, die herum sind. Alle Arten von filmbezüglichen Diskussionen werden in den Bars gehalten, jeden Abend nach dem Anschauen der Filme. Jegliche Art von Intellektuellen wimmern dank dieser Kinos in den Adern dieser Stadt. Beide Kinos sind nicht nur wichtig für die zufälligen Kinobesucher, aber auch für die ganze Filmwissenschaft Fachschaft der Universität und für Studierende der Hochschule Mainz. Capitol und Palatin sind nicht nur Geschäfte, aber vor allem auch wichtige Zentren der Filmkultur in dieser Stadt!

    Nimm das Weg und allmählich einen großen Teil der Charm der Stadt Gutenbergs wird für immer verloren gegangen sein. Mainz ist Mainz, wenn die kulturellen Lichtpunkte für alle Bürger brennen. Löscht sie aus und das, was wir bekommen werden, wird eine Stadt ohne intellektuelles Leben sein. In so einer Stadt hielt ich mich für drei Monate in Amerika auf und obwohl, die Leute sehr nett und herzlich waren, und obwohl ich gute Erinnerungen von diesem Ort für mein späteres Leben aufgesammelt habe, war diese Stadt eine Wüste von Kultur in einer Wüste von Sand. Die einzigen drei Aktivitäten, die man dort am Wochenende machen könnte, waren: 1. Den Mall besuchen, wo ein Mainstream Kino war. 2. Im Bar saufen. 3. Den Stripclub besuchen.

    Wollen wir wirklich das für Mainz? Ich will nicht damit sagen, dass wenn das Capitol und Palatin geschlossen werden, wird die Apokalypse anfangen. Natürlich nicht. Aber wenn sie weg sind, wird eine wichtige Säule des kulturellen Lebens für Jahre, wenn nicht für immer weggezogen sein. Und das ist sehr gefährlich.

    Ich bin nach Westeuropa gekommen, weil mir versprochen wurde, dass hier die Institutionen dieses Landes auf die Kultur achten würden. Das ist was zumindest mir Deutschland als Land verspricht.

    Nichtsdestotrotz stehen beide Kinos vor einem tragischen Ende, dank der Gleichgültigkeit des Dezernats. Ist es wirklich so, wie die Stadt Mainz gegenüber solche Drohungen an das reiche kulturelle Leben reagieren wird?

    Wenn Fischer und Co. und andere diese beide Kinos schließen nur um mehr Profit zu erlangen, dann sollen wir uns an einem Aphorismus erinnern, dass heutzutage an mehr Unerlässlichkeit gewinnt seit je: „Es gibt arme Menschen, die das einzige was Sie haben ist Geld. Nichts mehr“. Wenn beide Kinos schließen, sollen wir auch nicht für unmöglich halten, eine Zukunft wie in jener anonymen Stadt Amerikas, die ich oben erwähnt habe.

    Sollen wir die Hoffnung verlieren? Nein. Denn obwohl man nicht genau weisst, was das Ende dieser Geschichte sein wird, eins sollte uns als sicher bleiben: Wir werden dafür kämpfen, sodass die wichtigen Herzen des kulturelles Lebens dieser wunderschönen Stadt auferhalten werden. Tag und Nacht ist es unsere Pflicht als Bürger dieser ungünstigen Situation den Stirn zu bieten. Ich liebe diese Stadt, so wie ihr, und man soll diese Liebe in Taten übersetzen. Wir müssen kämpfen.

  13. Was soll ich sagen ? Es ist einfach nur traurig traurig traurig !!! Das Programm von Capitol und Paladin war mir oft eine Quelle der Inspiration und das seit meiner Zeit als Student vor über 30 Jahren.
    Schade das wir von Menschen regiert werden, deren einzige Inspiration das Capital und der Profit zu sein scheint.
    Ihr seid so unbeschreiblich langweilig !

  14. Ernsthaft ? Wie armselig sind die Mainzer Marionetten ? Denkt jeder nur noch an ihre eigenen Interessen ? Wenn Mainz seine schönsten letzten beiden Kinos hinschmeisst , sind wir die Ebschseit! Aufwachen neuer Oberbürgermeister, das ist ne Chance . Ebling hat vorwiegend geträumt , sich kein Stück eingesetzt .

  15. Hilflos. Ich fühle mich einfach nur hilflos, wie alles irgendwelchen Sch***-Interessen untergeordnet wird, was Seele und Hirn hat.

  16. Hier zähle ich mal auf was in den letzten 45 Jahren an Kinos im Mainz verloren gegangen, die ich als Kind/jugendlicher noch kennen lernen und erleben durfte.
    – Residenz (auch in 70 mm Vorführung war vorhanden) und Prinzess am Schillerplatz
    – Rex und Bambi am Markt
    – Cinema (auch in 70 mm Vorführung war vorhanden) Bahnhofstraße
    – Regina am Neubrunnenplatz
    – Filmpalast und Filmpalette Große Bleiche
    – City Spitzengasse
    Alles verschwunden und so wird der Innenstadt immer trostloser, indem ich kaum noch Lust habe.

    Wenn Capitol und vor allem Palatin (früher 1 Haus Skala) dichtmacht, dankt Immobilienhaie, dann gute Nacht Mainz.
    Der Unterschied zu Wiesbaden sind. Caligari und Murnau Filmtheater wird von der Stadt Wiesbaden organisiert und unterstützt. Arkaden und Apollo (Atelier, Alpha, Beta & Gamma) gehören die Immobilien den Familienbetrieb, als nicht gepachtet. Da können die Immohaie nicht einmischen.

    Von der Rot/Grüne Rathaus braucht ihr nicht zu rechnen. Große Klappe, ansonsten nur eigen Interesse und weitere Milliarden Euro in den Sand stecken. Da hilft auch kein Biontech.

Comments are closed.