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Brezelkönig Ditsch verkauft sein Unternehmen an die Schweizer


von Stefanie Widmann und Monika Nellessen
(Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 25. September)

Die Mainzer Brezelbäckerei Ditsch wird künftig zur Schweizer Valora Holding GmbH gehören. Firmeninhaber Peter Ditsch gab den Verkauf am frühen Dienstagmorgen bekannt. Die beiden Produktionsstandorte des traditionsreichen Familienunternehmens in Mainz und Oranienbaum bei Dessau sowie die Verwaltung in Mainz würden unverändert fortgeführt, so Firmenchef Peter Ditsch.

Europaweit tätige Handels- und Logistikholding

Thomas Eisele, bisheriger Leiter Corporate Business Development bei Valora, werde von Peter Ditsch die Gesamtleitung des Geschäftsbereichs Ditsch/Brezelkönig übernehmen. Die Valora Gruppe werde mit ihren kleinflächigen Filialkonzepten an hochfrequentierten Standorten von Ditsch, als Marktführer in Europa im Segment Laugenprodukte, ideal ergänzt, heißt es in einer Mitteilung von Ditsch.

Valora ist eine europaweit tätige Schweizer Handels- und Logistikholding mit Sitz im Schweizer Ort Muttenz und ist mit mehreren Marken im kleinfächigen Einzlhandel aktiv (Buchläden, Kioske, Cafés).

Peter Ditsch, der künftig mit einem 18-Prozent-Anteil der bedeutendste Aktionär der Valora Holding AG sein wird, stellt sich bei der Generalversammlung von Valora im April 2013 zur Wahl in den Verwaltungsrat, von wo aus er die Unternehmensentwicklung weiterhin langfristig begleiten will.

„Geschäftsmodell wird an Dynamik gewinnen“

Klaus Stahl, bisheriger Geschäftsführer und Miteigentümer von Brezelkönig Schweiz, werde künftig eine übergreifende, neue Funktion in der Unternehmensentwicklung wahrnehmen, teilte das Brezelunternehmen mit. Peter Ditsch ist überzeugt, sein Familienunternehmen in gute Hände zu übergeben: „Das erfolgreiche Geschäftsmodell Ditsch wird gemeinsam mit Valora an Dynamik gewinnen“. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.

Die Ditsch-Mitarbeiter erfuhren von dem Schritt ebenfalls am Dienstagmorgen. „Ich habe sie mit einem zweiseitigen handgeschriebenen Brief per E-Mail informiert“, sagte Peter Ditsch in einem Telefonat mit dieser Zeitung. Natürlich sei es für manche im ersten Moment ein Schreck gewesen. Inzwischen gebe es jedoch, wie er höre, sehr viele, die Verständnis äußerten, berichtet Ditsch, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg in die Schweiz befand.

Angesichts der ungeklärten Nachfolgeregelung kam der Schritt wohl nicht völlig überraschend. Ditsch hat zwei erwachsene Töchter. In der Familie sei der Schritt seit Längerem diskutiert worden. „Ich lege aber Wert darauf, festzustellen, dass ich mich nur aus dem operativen Geschäft verabschiede; ich werde bei Valora im Verwaltungsrat strategisch weiterarbeiten.“

Umsatz von 52 Millionen Franken erwartet

Das traditionelle Familienunternehmen erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von 115,5 bis 116 Millionen Euro aus dem Ditsch-Geschäft; 2011 hatte er 109 Millionen Euro betragen. Bezogen auf den Umsatz von Laugenprodukten ist der Mainzer Brezelbäcker Weltmarktführer. An den beiden Standorten in Mainz und Oranienbaum arbeiteten 2011 475 Mitarbeiter, die meisten – rund 300 – in dem 1998 eröffneten Zweigwerk in Sachsen.

Neben den beiden Ditsch -Werken gehört der Familie noch ein Schwesterunternehmen in der Schweiz, das Ditsch vor rund zehn Jahren gekauft hat, damals mit einem Umsatz von vier Millionen Schweizer Franken (umgerechnet rund 3,3 Millionen Euro), es läuft nach wie vor unter dem Namen „Brezelkönig“ und beschäftigt heute rund 100 Mitarbeiter.

Gewerbesteuer fließt weiter in Mainzer Stadtsäckel

Der Besitzerwechsel bei Brezel Ditsch wird für die Stadt Mainz keine Verluste bei der Gewerbesteuer bedeuten. Da der Firmensitz von Brezel Ditsch in Mainz bleibe, werde der Gewinn auch hier versteuert, erklärte Joachim Supper, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens, auf AZ-Anfrage. „Für Mainz, für das Mainzer Unternehmen und die Mainzer Mitarbeiter ändert sich nichts.“

Für 2012 erwartet Ditsch hier einen Umsatz von 52 Millionen Franken (43,2 Millionen Euro / 2011: 46 Millionen Franken / 38,2 Millionen Euro). Produziert wird auch hier Laugengebäck, belegt als Sandwichs vor allem mit Schinken und Bündner Fleisch. Und es gibt noch einen kleinen Betrieb in Großbritannien mit rund vier Millionen Euro Umsatz.