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Balian Buschbaum: „Ich war immer ein Mann“


von Ejo Eckerle & Monica Bege (Orga)
Fotos: Katharina Dubno

Das neue, männliche Leben des Balian Buschbaum startete mit einer Panne. Nachdem seine Geschlechtsanpassung abgeschlossen war und er stolz einen künstlich geformten nagelneuen Penis sein eigen nennen durfte, wollte er das gute Stück mal in voller Größe erleben. Dafür setzte er eines Abends die ihm eingepflanzte Penispumpe in Gang. Leider fand er aber den Druckablassknopf nicht. Erst am nächsten Tag, nach „harten“ 21 Stunden, erlöste Balian ein Arzt von der Pein. Jetzt, gut fünf Jahre später, treffen wir einen äußerst entspannten jungen Mann mit verschmitztem Lächeln und gepflegtem Drei-Tage-Bart. Weniger massiv, als Fotos ihn mitunter erscheinen lassen, aber dennoch ahnt man das virile Kraftpaket unter der Lederjacke. Mit seinem Buch „Blaue Augen bleiben blau“ (Krüger Verlag, 252 Seiten, 17,95 Euro) hat der ehemalige Olympia-Teilnehmer im Stabhochsprung (damals noch als Yvonne Buschbaum) und heutige Stützpunkt-Trainer am USC Mainz nicht nur eine Biografie vorgelegt, sondern zugleich tiefe Einblicke in sein Seelenund Geschlechtsleben gegeben, die Respekt abverlangen. Nur wenig verschloss er vor den Blicken der Öffentlichkeit, aber umso mehr verteidigter diese „heiligen Bezirke“ jetzt.

Daher: Fragen zu aktuellen Liebesdingen sind tabu! Auch wird es niemals neugierigen Reportern gelingen, die Schwelle seiner Wohnung zu übertreten: „Ich habe so viel von mir preisgegeben, ihr wisst so viel von mir, dann lasst mir doch diesen kleinen Bereich, den ich nicht öffnen möchte.“

Aus Yvonne wird Balian

Als Yvonne Buschbaum endlich den ungeliebten Vornamen ablegen konnte, musste ein neuer her. Die Wahl fiel auf Balian. Vorbild dafür war Balian von Ibelin, ein Kreuzritter, der im zwölften Jahrhundert Jerusalem von den Christen befreit hatte. Dieser kämpferische Mann, der eine Bestimmung in sich verspürte und dafür fast alles aufgab, faszinierte auch Balian Buschbaum. Und er wusste, dass es mit der Namenswahl nicht getan sein würde. Bis endlich aus allen Papieren, Unterlagen und Kreditkarten die ungeliebte Yvonne getilgt war, verging noch einmal ein weiteres halbes Jahr. Der Rummel um seine Person hat sich inzwischen gelegt. Begonnen hatte der mit einem Paukenschlag. Als Yvonne Buschbaum den Rücktritt vom Leistungssport verkündete und dies so begründete: „Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper!“ Für seine Familie und Freunde war dieser Schritt nur logisch: „Ich habe nie eine Rolle gespielt. Ich habe mich nie weiblich angezogen, ich hatte nie lange Haare. Ich war immer ein Mann. Das Einzige, was nicht passte, war, dass ich im Sport immer für die falsche Mannschaft gestartet bin.“ Der darauf folgende Weg zur vollständigen, männlichen Geschlechtsanpassung war schmerzhaft, verbunden mit massiven Hormoneinnahmen und Operationen.

Neues Leben, neue Aufgaben

Seitdem sind auch die beruflichen Herausforderungen gewachsen. Neben den Autor und Sporttrainer ist der Lebens-Coach und Berater getreten. Zusammen mit der Stabhochspringerin und Diplom-Psychologin Anna Battke gibt Buschbaum Hilfe in Lebens- und Sinnkrisen. Das Rüstzeug dafür liefert ihm seine eigene Biografie: „Um helfen zu können, muss man selbst gelitten haben“, sagt er. Selbstständige, die kurz vor dem Burnout stehen, Frauen, deren Beziehung in die Brüche zu gehen droht, Mühselige und Beladene, sie alle suchen inzwischen seinen Rat. Auch wenn er scherzhaft anmerkt, dies sei seinem „Helfersyndrom“ geschuldet, treibt ihn eine tiefe Überzeugung an: „Ich weiß, dass es genau das ist, wofür ich berufen worden bin.“ Balian, dem sein früherer Trainer eine gewisse Verbissenheit bescheinigte, wirkt heute entspannter denn je. Er hat gelernt, auf seinen Körper zu hören und das Leben zu genießen. An Mainz schätzt er seine Überschaubarkeit. Statt wilde Partys zu besuchen, geht er lieber gut essen und verbringt viel Zeit mit seiner Golden Retriever-Hündin „Philly-Philosophy“. Sein zweites Buch entsteht zurzeit. Worum es geht? Natürlich um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Und wer könnte besser darüber schreiben als jemand, der die einzigartige Gelegenheit hatte, in beiden Geschlechtern gelebt zu haben.

Balian Buschbaum liest am 2.12, 19.30 Uhr an der Johannes Gutenberg-Universität, Fachbereich Sport, aus seinem Buch „Blaue Augen bleiben blau“.

1 response to “Balian Buschbaum: „Ich war immer ein Mann“

  1. Guten Tag!
    Ich habe die Erzählung von „Balian Buschmann“ mit Interesse verfolgt!Mich würde interessieren,ob Balian sich nach der OP richtig als Mann fühlt und ob er nie diesen Schritt bereut hat.Meinereiner würde ihn sehr gerne mal kennenlerne,allerdings muss ich wohl ergänzen,dass ich behindert bin!Körperlich!
    Sehr gerne würde ich Balian kennenlernen!
    Am Besten würden Sie mir einen Brief an folgende Adresse schicken:
    Laura Bochem
    Albinistrasse 14
    55116 Mainz
    Mit lieben Grüssen an Balian
    Laura

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