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Auf zu neuen Ufern: Zur Aufwertung des Rheinufers bis hin zur Nordmole

Eine weitere Stufenanlage, mehr Aufstellfläche für Feste durch Verschiebung der Stützmauer, Radwege, Beleuchtung und neue Straßenbeläge sind in den Plänen vorgesehen

Im Herbst 2021 sollen sie beginnen, die Arbeiten zur Umgestaltung des Mainzer Rheinufers am Adenauer Ufer. Es erstreckt sich vom Zollhafen / Feldbergplatz in der Neustadt bis zum Fischtorplatz in der Altstadt. Beginnend in der Neustadt finden sich am Feldbergplatz ein Kinderspielplatz und die Grüne Brücke, die die Rheinallee überquert. Am Ende des Feldbergplatzes zum Rhein hin steht stolz die alte Caponniere, die auch in die Umgestaltung mit einbezogen ist. Die Pläne für den ersten Bauabschnitt sind erst im Juli fast unmerklich und eilig durch den Stadtrat gegangen. Derzeit wird von der rheinland-pfälzischen Aufsichtsdirektion (ADD) der Förderantrag geprüft – gegen Ende des Jahres soll dieser Bescheid vorliegen. „Aktive Stadtzentren“ heißt das Bund-Länder-Programm, mit dem bereits die Sanierung der Bahnhofsstraße, des Münsterplatzes und der Großen Langgasse bezuschusst wurde. Für das Stadtbild von enormer Bedeutung, denn: Das Ufer soll sich künftig mehr zu den prägenden Achsen der Stadt öffnen. Aufgeteilt werden die Arbeiten am Adenauer Ufer in drei Bereiche: Von der Heuss-Brücke bis zur Tiefgarage, von dort bis zum Kaisertor und in einem dritten Schritt der Bereich vom Mainzstrand bis zum Hilton-Hotel. Die Aufteilung bringt den Vorteil, Feste und Märkte weiterhin veranstalten zu können.

Wenig Raum und Zeit für Kompromisse
Anfang November 2019 veranstaltete die Stadt eine Bürgerinformation im Ratssaal. Über die Pläne konnte diskutiert werden, weitreichende Änderungen kamen allerdings nicht mehr infrage. Das lag an den strikten zeitlichen Vorgaben und an den Richtlinien des „Rahmenplans“. Das Adenauer Ufer, so der Plan, soll auch künftig als städtisches Naherholungsgebiet und andererseits als Veranstaltungsfläche definiert sein. Zwei Positionen, die sich eigentlich ausschließen. Das „RheinUferForum“ erfand damals die Regelung, den Abschnitt zwischen Heuss-Brücke und Tiefgarage für Veranstaltungen und den sich anschließenden Bereich als Grünstreifen für die städtische Naherholung zu erhalten. Ein Kompromiss, der weiterhin Gültigkeit haben soll.

Bezüge zu Stadtachsen
„Damit zu Beginn der Umgestaltung keine Verwunderung aufkommt, ist mir wichtig zu betonen, dass wir zuerst mit den steinernen Arbeiten am Adenauer Ufer beginnen. Erst im zweiten Schritt folgen die Grünflächen“, so Katrin Eder (Grüne). Die Umweltdezernentin pocht auf die Erhaltung der Anlagen zwischen Tiefgarage und Kaisertor. Die Schausteller forderten hingegen mehr Fläche. Nach Angabe von Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) steht nach der Umgestaltung des Rheinufers eine Fläche von insgesamt 4.604 qm zur Verfügung. Dies bedeutet 2.244 qm weniger als momentan. „Unsere Aufgabe wird es sein, genau zu überlegen, wie in Zukunft Feste und Veranstaltungen auf der kleineren Fläche gestaltet werden können“, so Matz. Ziel der Stadt ist es, ein zusammenhängendes Ensemble zwischen Brückenkopf und Kaisertor zu schaffen. Durchgängige Hochbeete sind dafür auf den Plänen der „AO Landschaftsarchitekten“ erkennbar. Der Uferabschnitt soll mehr in Einklang stehen mit dem heutigen Bereich vor dem Raimunditor. Durch Gestaltungselemente wie Treppen, Rampen und Tore wird dem Konzept des früheren Stadtbaumeisters Eduard Kreyßig gefolgt. Die „Große Bleiche“ soll so stärker zwischen Schloss und Deutschhaus mit dem vollständig erhaltenen Schlosstor in den Vordergrund rücken. Betont wird der Bereich durch eine zusätzliche indirekte Beleuchtung. Und der internationale Radweg entlang des Tiefkais erhält helleren Asphalt.

 

Auch die Fläche um die Caponniere am Feldbergplatz wird
umgestaltet. Rund 40 Parkplätze fallen weg

„Großer Wurf vertan“
Ein neues Gesicht soll auch der Bereich um die Caponniere in der Neustadt erhalten. Aus dem Programm „Soziale Stadt“ von Bund und Land stehen hierzu Mittel zur Verfügung. Über die Pläne regt sich jedoch seit Januar vor allem unter Anwohnern Unmut. Denn mit der Umgestaltung ist der Wegfall von Parkraum verbunden. Konkret geht es um ganze 40 Plätze, die derzeit noch von Anwohnern genutzt werden. Alternativen oder Ausweichflächen sind nicht vorgesehen. Auf einer Einwohnerversammlung lehnte der überwiegende Teil das ambitionierte Projekt ab. Aufgrund von Corona gab es keine zweite Runde und auch der Ortsbeirat konnte nicht öffentlich diskutierten. Einzig eine Videokonferenz seitens der Verwaltung gab Aufschluss über den Stand der Planungen, was von Anwohnern und einigen Mitgliedern der SPD und CDU im Ortsbeirat kritisiert wurde. Nach den Plänen soll zwischen dem Bereich Caponniere und der Freitreppe das historische Pflaster erhalten bleiben. Taunusstraße und zwei Zuwegungen zur Freitreppe hin sollen einen Betonsteinbelag bekommen, der zu dem historischen Pflaster passt. Auch Sitzgelegenheiten und Bäume sind geplant. Dafür ist der Bereich zwischen Spielplatz und Freitreppe vorgesehen. Der Prellbock soll außerdem saniert und die ebenso historischen Bahnschienen aufgefüllt werden. Die Neustadt-SPD begrüßte die Pläne zur Aufwertung des Bereichs um die Caponniere, übt aber auch Kritik: „Insgesamt nur sieben Bäume mehr, kaum zusätzliche Grünfläche, etwas mehr Barrierefreiheit und Autos weg – man hat leider den Eindruck, dass bei den Planungen auf halber Strecke haltgemacht wurde“, so Erik Donner, Vorsitzender der Neustadt- SPD.

 

Die Nordmole am Zollhafen erhält endlich und bald eine 500 Meter lange Bürgerwiese auf einer Breite von 13 bis 28 Meter

Grünfläche Nordmole
Die größte Hoffnung für Naherholung liegt aber wohl im Zollhafen. Nachdem die Südmole leider zubetoniert wurde, gibt sich die Stadt nun Mühe bei der Nordmole, die sich von der neuen Brücke bis zur ehemaligen Planke Nord erstreckt. Eine große Grünfläche sei hier geplant – mehr Natur und Erholung das Motto.
Für die beste Lösung führt die Zollhafen Mainz GmbH einen Wettbewerb durch. Zur Teilnahme wurden sieben Planungsbüros eingeladen. Das Wettbewerbsverfahren läuft noch. Es geht um die Gestaltung des gesamten Areals, das sich an der Rheinseite der Nordmole im Zollhafen auf einer Breite von 13 bis 28 Meter und einer Gesamtlänge von 500 Meter – also fast 10.000 qm Fläche – erstreckt und zwischen der Einfahrt in das Hafenbecken und „Zum Schorsch“ liegt – ein neuer Grünraum direkt am Rhein (www.nordmole- zollhafen.de). Sogar eine Art Bürgerbeteiligung lief bis zum 20. Juli, bei der man sich online mit Ideen melden konnte. Zum Beispiel ob in Zukunft auch gegrillt werden darf, es einen Rheinzugang gibt, Kinderspiel- und Schattenplätze etc.
Die Ergebnisse daraus liegen den teilnehmenden Planungsbüros vor. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) lässt angeblich sogar prüfen, ob die Errichtung eines Rheinschwimmbads möglich ist.

Bis Ende 2021 ist der eigentliche Rückbau des für die Grünfläche vorgesehenen Bereichs geplant. Anfang 2022 könnte dann der eigentliche Grünflächenbau beginnen, so Sprecher Peter Zantopp- Goldmann. Über die anfallenden Kosten der Baumaßnahme könne derzeit noch keine Prognose gemacht werden. Und Spazierengehen können die Mainzer sowieso erst ab 2024 auf ihrer neu gestalteten Grünanlage.

Text Alexander Weiß & David Gutsche