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Angekündigte Rückkehr des US-Militärs erregt die Gemüter in Mainz

von Jens Grützner (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)

Die Ankündigung des US-Militärs, die Übungsgelände hinter dem Layenhof und im Naturschutzgebiet „Mainzer Sand“ zu verändern und instandzusetzen (wir berichteten), erregt die Gemüter. „Es ist frustrierend. Ich frage mich, was das in einem engen Siedlungsgebiet wie unserem soll“, sagt der Finther Ortsvorsteher Herbert Schäfer (CDU). „Ich bin sehr unglücklich“, betont die Wackernheimer Bürgermeisterin Sybille Vogt (FWG).

Wackernheim und Mainz bilden einen Zweckverband Layenhof/Münchwald, der Eigentümer des Layenhof-Gebiets ist. Dort soll bald ein Masterplan die Zukunft von 450 Anwohnern und Gewerbetreibenden sichern. Vogt: „Wenn hier wieder regelmäßig der Kriegsfall geprobt wird, wird es laut. Das macht das Gebiet sicherlich nicht attraktiver.“ Jahrelang sei es still gewesen. „Deswegen sind wir so überrascht“, so Vogt. „Es hieß zwischenzeitlich sogar, dass das Übungsgelände abgerissen wird, verkauft werden könnte.“ Nun wurde neu gebaut. Das US-Militär, das in Wiesbaden Erbenheim sein neues europäisches Hauptquartier errichtet, hat Schäfer zufolge neben dem Finther Flugplatz und dem Wohngebiet neue Wachhäuser installiert.

Anemone Rüger von der US-Militär-Pressestelle in Wiesbaden kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Sie antwortet am Mittwoch auf eine AZ-Anfrage vom Vortag. Die Gelände seien der USArmy von der Bundesregierung zum Zwecke militärischer Übungen überlassen worden. „Diese Übungen sind notwendig, nicht nur für das Militär, sondern auch für deutsche und amerikanische Einsatzkräfte“, schreibt Rüger. Zu Übungen wie den Häuserkampf will sich die Armee-Angehörige nicht detailliert äußern.

Armee als Naturschützer

Dass künftig wieder Panzer im „Mainzer Sand“ von Gonsenheim unterwegs sein könnten, wie von Bürgermeister Günter Beck (Grüne) befürchtet, verneint Anemone Rüger. Dort seien andere militärische Nutzfahrzeuge im Einsatz. „Schätzungsweise sechs Monate im Jahr“ werde das Naturschutzgebiet für Trainingszwecke genutzt, schreibt die Frau von der Pressestelle. Es würden dort ab September Arbeiten eingeleitet, „um dieses Habitat zu schützen, unter anderem durch die Entfernung invasiver Pflanzenarten und die Anbringung von Begrenzungen, um die Durchfahrt und Schädigung des Gebietes durch Privatfahrzeuge zu vermeiden.“ Am 5. April habe das Mainzer Umweltamt die Zustimmung erteilt. Die Arbeiten würden von einem unabhängigen Naturschutzpersonal überwacht. Von einer Verstärkung des Übungsbetriebs könne keine Rede sein, so Anemone Rüger.

In einer Pressemitteilung der Stadt Mainz vom Dienstag hatten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) betont: „Im Interesse der Mainzer Bevölkerung können wir die weitere oder gar eine verstärkte Nutzung der beiden Gebiete als militärische Übungsgelände nicht befürworten.“

„Lärm in der Vergangenheit auch toleriert“

Die Gonsenheimer Ortsvorsteherin Sabine Flegel (CDU) sieht allem gelassen entgegen. „Seit Kaiserzeiten wird der Mainzer Sand militärisch genutzt.“ Flora und Fauna im Naturschutzgebiet würden durch das Aufwühlen des Bodens sogar positiv angeregt. „Ich war also sehr überrascht, dass die Stadtspitze sich so kritisch geäußert hat“, sagt Flegel. „Wäre das Gebiet bisher nicht einmal im Jahr oder alle zwei Jahre militärisch genutzt worden, gäbe es hier schon längst eine Wohnbebauung.“

Jürgen Weidmann ist Geschäftsführer der ARGE Mainzer Naturschutzverbände. Weidmann stimmt Sabine Flegel in so weit zu, dass gelegentliche Fahrten von Kettenfahrzeugen die Grasnarbe aufreißen und somit Platz für Pionierpflanzen im Naturschutzgebiet schaffen. Bei vermehrten Übungen sehe das anders aus. Weidmann: „Wir wissen halt leider nicht, was die Amerikaner jetzt vorhaben. An Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen.“ Zum Thema Lärm sagt Sabine Flegel: „Der ist in der Vergangenheit auch toleriert worden.“ Man sollte nicht immer alles schlechtreden.

„Da fällt man nachts aus dem Bett“

Den Finthern geht der Lärm von Sattelschleppern des US-Militärs auf Fahrten von den „McCully-Barracks“ Wackernheim – der neu ausgebauten Logistik-Einheit – zum Flughafen Frankfurt und zurück mächtig auf die Nerven. „Hier tut es Schläge, da fällt man nachts aus dem Bett“, so Ortsvorsteher Herbert Schäfer. Und die ohnehin schlecht beschaffene Flugplatzstraße sowie die Kurmainzstraße litten weiter unter den Fahrzeugen. Schäfer: „Die Amerikaner haben ihre Aktivitäten jetzt schon verstärkt.“ Es wäre nicht tragbar, kämen noch mehr hinzu.

Tabea Rößner, Mainzer Bundestagsabgeordnete der Grünen, betont, dass die lokalen und Bundesinteressen in den Entscheidungsstrukturen der Gaststreitkräfte stärker vertreten sein müssen. „Die Beteiligten dürfen sich nicht hinter dem Nato-Truppenstatut verstecken“, sagt sie. Die Grünen werden das Thema in den nächsten Stadtrat einbringen.

1 response to “Angekündigte Rückkehr des US-Militärs erregt die Gemüter in Mainz

  1. Für die, denen Phantasie fehlt was genau auf uns zu kommen könnte, im folgenden einige Addressen die geeignet sind einen Überblick zu verschaffen wohin die Reise geht.
    Viel dementiert und ansonsten überhaupt nicht weiter besprochen:
    http://www.wired.com/dangerroom/2012/05/total-war-islam/
    Geübt und trainiert wird allerorten und es gibt Stellenanzeigen von verschiedensten spezialisierten Dienstleistern. Korrespondenz mit diesen Firmen liest sich so: „Leider waren unsere Übungen bisher voll besetzt. Wir suchen jetzt aber
    wieder Rollenspieler für verschiedene Übungen der Military Intelligence.
    Es gibt zunächst einen kurzen Einsatz vom 28.08 – 03.09 auf dem NATO
    Stützpunkt in Belgien. Bei diesem Einsatz besteht auch die Möglichkeit
    für Interessenten sich für eine längerfristige Tätigkeit zu qualifizieren.

    Die Voraussetzung neben mindestens minimales Schauspielerisches Talent
    sind Englisch Sprachkenntnisse. Farsi/Dari Sprachkenntnisse wären ein
    großes Plus.

    Unterkunft, Verpflegung und Transport werden bereitgestellt. Alle
    Teilnehmer müssen an den Hauptbahnhof xxx kommen. Von dort
    aus werden wir zusammen nach Belgien fahren. Für jeden Arbeitstag gibt
    es 100 EUR. Bei Freiberuflern sind es 100 EUR netto. Andernfalls gibt es
    auch die Möglichkeit Voll-, Teilzeit oder geringfügig Beschäftigtes
    Arbeitsverhältnisses.“

    Wer bei dem Begriff „Millitary Intelligence“ lachen musste dem gratuliere ich herzlich.

    An dieser Art Trainingsszenario nehmen auf Einladung der US-Streitkräfte Vertreter aller Länder teil, die an den diversen Friedensmissionen/Demokratisierungsmaßnahmen /Rohstoffsicherungsmaßnahmen im islamischen Ausland beteiligt sind.
    Die Internationalität dürfte am großen Sand, am Layenhof und in Wackernheim ausgeschlossen sein. Eine Spielwiese also ausschließlich für US-Soldaten. Bei einer Radeltour vorbei am Finther Flughafen hatte ich vor zwei Wochen Gelegenheit die Größe des Häuserkampfgeländes zu bestaunen. Die Landebahn in Finthen ist groß genug um auch mal mit einem Versorgungstransportflieger zu landen. Immerhin würden auf diese Art die Strassen geschont.
    Die Gelände in Mainz sind geeignet um das Aufspüren von IED (selbstgebastelten Sprengfallen) zu trainieren. Was genau mit Millitärfahrzeugen gemeint sein könnte, davon mag sich jeder selbst ein Bild machen:
    http://www.wired.com/dangerroom/2009/02/bigdog-at-ft-be/
    http://www.wired.com/dangerroom/2007/10/tt-tt/
    http://www.wired.com/dangerroom/2011/02/theres-no-hiding-from-new-breath-detecting-robot/
    http://www.wired.com/dangerroom/2012/03/pain-ray-shot/
    http://www.wired.com/dangerroom/2010/10/what-robo-haulers-need-now-big-guns/

    Es sind ausnahmslos Links zum selben Blog was auf den ersten Blick unprofessionell erscheint. Trotzdem besteht über weiterführende Addressen auf den Seiten ausreichend Möglichkeit sich detailliert mit dem Thema und den ungeahnten Möglichkeiten zu beschäftigen. Viel Spaß und gruselige Unterhaltung allerseits.

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