Seck, das klingt fast ein bisschen deutsch, doch es ist tatsächlich ein häufiger Name im Senegal. Das erklärt mir Ameth Seck, hauptberuflicher Trommler, dessen Kurse und Auftritte in Mainz und Wiesbaden keine Geheimtipps mehr sind. Seit über zehn Jahren lebt der Senegalese – geboren in Thiès, der zweitgrößten Stadt des Landes – in Deutschland. Er hat eine deutsche Frau geheiratet, die er in ihrem Urlaub kennenlernte. Eigentlich ist er gelernter Schneider und hatte in seinem Heimatland auch ein Geschäft. Hier aber lebt Ameth als Berufsmusiker und vermittelt den Menschen, wie viel Spaß es macht, die afrikanische Djembe zu spielen. Festivals und Workshops, Auftritte bei interkulturellen Festen, Kurse für Kinder – Ameth Seck ist gut gebucht. Trommeln wirkt in der Gruppe
„In der Coronazeit habe ich mein Publikum total vermisst“, erzählt er. Trommeln ist nichts für einen allein, das wirkt nur in der Gruppe. Üben muss man, aber das funktioniert am besten, wenn man mit Leuten im Kreis sitzt und den Rhythmus aufnimmt. Und darüber schreiben lässt es sich auch besser, wenn man mal mitgemacht hat. Ameth hat einen Raum für seine Kurse auf dem Mainzer Layenhof in einem ehemaligen Industriegebäude, dessen erster Stock jede Menge Probenräume beherbergt. Mit Blick auf den hessischen Feldberg lässt es sich im Stuhlkreis – die Stuhlbeine sind in den senegalesischen Nationalfarben grün, gelb und rot geringelt – prima trommeln.
Slap, Tone, Bass
Es gibt drei Schlagtechniken, erklärt der Trommler und Trommellehrer: „Slap, Tone, Bass“. Die klingen alle unterschiedlich, je nachdem, wo man mit der Hand auf dem Trommelfell aufschlägt. Er gibt einen einfachen Rhythmus vor, die drei Teilnehmenden seines Kurses – ziemlich weit Fortgeschrittene – lächeln nachsichtig, als ich versuche mitzuspielen. Nach fünf Minuten, in denen wir zu viert trommeln und Seck furiose Soli dazu spielt, fallen mir jedoch beinahe die Arme ab. „Daran muss man sich natürlich gewöhnen“, sagt eine Teilnehmerin. „Aber das geht eigentlich schnell.“ Bei Auftritten werden die Trommeln im Stehen gespielt, mit einer Schlinge hängen sie dann vor dem Bauch. Ein kleines Fitnessprogramm ist also im Preis inbegriffen. Wer aber einmal angefangen hat mit dem Trommeln, bleibt gern dabei. Außerdem vergisst man dabei alles andere, denn man konzentriert sich auf den Rhythmus und sonst nichts – eine gute Therapie. Und deswegen frage ich Ameth auch gleich nach seinen Anfänger-Workshops. Die gibt es immer mal wieder, in Mainz, Idstein oder an verschiedenen Volkshochschulen in der Region. Auch in Schulen sind seine Workshops bei Kindern beliebt. Bei den Auftritten tragen sie dann Blusen und Hemden aus den so farbenfrohen afrikanischen Stoffen.
Kulturelle Aneignung?
Was er vom Thema „Kulturelle Aneignung“ hält, frage ich Ameth – er versteht die Frage gar nicht. Für ihn ist es jedenfalls kein Problem, wenn Deutsche afrikanische Sachen anziehen und afrikanische Rhythmen trommeln. „Wenn man sich mit Respekt begegnet, dann ist doch alles ok“, sagt er, und „Musik verbindet uns alle!“ Vor allem wenn sie in einem gemeinsamen Rhythmus gespielt wird, überwindet man damit alle Grenzen.
Besuche im Senegal
Der Meistertrommler besucht auch heute noch regelmäßig seine Familie im Senegal. Seine eigene musikalische Ausbildung absolvierte er im Kulturzentrum seiner Heimatstadt bei verschiedenen Trommelmeistern und spielte zehn Jahre in einer Musik- und Tanzgruppe namens Yankadi („Hier ist es schön“). Groß war der Einfluss durch seine Großfamilie, vor allem durch seinen Großvater Malick Seck. Der habe ihn durch seine besondere Art stark inspiriert. Und wann wird im Senegal getrommelt? „Zu Hochzeiten, zu Taufen und wenn die Fußball- Nationalmannschaft gewonnen hat“, sagt der Musiker und grinst. Die Instrumente sind übrigens aus dem Holz eines besonderen Baumes geschnitzt und die Trommelfläche besteht aus Ziegenfell. Ameth hat einige zum Ausleihen, die meisten seiner Schüler kaufen sich aber irgendwann ihre eigene Djembe.
Text Anja Baumgart-Pietsch
Foto Ameth Seck