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Abgestellt: Die städtische Kunstsammlung dümpelt vor sich hin

Hoch oben in diesem Turm lagerten
Mainzer Kunstwerke

Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt betreut, verwaltet und erweitert die Kunstsammlung der Stadt Darmstadt. Der Kernbestand der rund 15.000 Werke spannt einen Bogen von der Romantik bis zur zeitgenössischen Kunst und umfasst Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithografien und vieles mehr. Die Städtische Kunstsammlung Darmstadt erhielt vor kurzem ein neues Depot. In Wiesbaden wiederum gibt es die Artothek, eine Einrichtung des Kulturamtes Wiesbaden. Sie beherbergt einen Teil der Gemälde, Grafiken, Objekte und Skulpturen, die über viele Jahre hinweg angekauft wurden und zum umfangreichen Bestand der städtischen Kunstsammlungen gehören.

Im März 1999 öffnete die Wiesbadener Artothek ihre Türen für die Bürger der Stadt und der Region, die sich Gemälde, Objekte Skulpturen und Grafiken für ihren privaten Bereich, für Büros und Praxen ausleihen können. Das Angebot des Wiesbadener Kulturamtes, das die Kunstwerke für die Artothek ankauft und die Sammlung dadurch stetig erweitert, wurde und wird rege genutzt. Mit dem Umzug vom Stadtrand in die Mitte Wiesbadens wurde die Artothek noch attraktiver. Seit Mai 2011 befindet sie sich im Neubau des Kunsthauses auf dem Schulberg 10. Die Lage ist kundenfreundlicher, der Zugang barrierefrei und die klimatischen Bedingungen für die Kunstwerke sind sehr gut. Viele Kunden verbinden den Besuch auch mit einem Besuch der Ausstellungen im Kunsthaus. Sie ist dienstags und mittwochs von 11 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 19 Uhr und an jedem ersten Samstag im Monat von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Doch was ist eigentlich mit der Kunstsammlung der Stadt Mainz?

Räumchen im Eisenturm
Vor einigen Wochen stellte die FDP im Stadtrat eine Anfrage bezüglich der städtischen Kunstsammlung. In dieser werden seit längerer Zeit angekaufte Kunstwerke der Stadt vereint. Die Anzahl der Werke wuchs aufgrund von Spenden, Schenkungen und auch Käufen auf 1.500 Exponate an. Auf Nachfrage hin gab die Stadt den Ankaufswert der Werke mit 639.500 Euro an. Der aktuelle Wert könne aufgrund von Schwankungen am Kunstmarkt nicht genau beziffert werden, so das Kulturdezernat. Ursprünglich diente das Instrument des städtischen Ankaufs auch dazu, hiesige Künstler zu unterstützen. Aktuell lagern also um die 700 Exponate in einem circa 30 Quadratmeter großen Raum weit oben im Eisenturm am Rheinufer, während die andere Hälfte städtische Büros ziert. Die Lagerungsbedingungen im Eisenturm laut Stadt: ausreichend. Zwar sei der Raum trocken und berge kein Feuchtigkeitsrisiko, doch sei er Temperaturschwankungen ausgesetzt und somit nicht ideal.
Kunst sollte in der Regel bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent gelagert werden. Auf eine Nachfrage bezüglich einer professionellen Überprüfung des Zustands hin antwortete das Kulturdezernat, dass es keine Überprüfung durch Fachpersonal gäbe.  – noch keinen Zugang erhalten.

Raum- und Personalnot
Wäre es nicht besser, die Kunstsammlung in einem Raum zu lagern, der gewisse Ansprüche erfüllt? Man sei auf der Suche nach einem neuen Lagerungsort, heißt es. Doch dies dauert bekanntlich länger in Mainz. Entweder fehlt es an Personal, oder das Interesse für die Kunstsammlung scheint zu schwach. Die schmale Personaldecke zeigt sich auch dadurch, dass es der Stadt seit fünf Monaten nicht möglich war, uns die Sammlung zu zeigen – trotz mehrmaliger Anfrage. Die dafür zuständige Stelle werde derzeit besetzt. So haben wir hier an dieser Stelle leider auch kein Foto von besagtem Raum.
(UPDATE: WIR HABEN VOR EIN PAAR TAGEN EINE MAIL BEKOMMEN; DASS WIR ENDE AUGUST / ANFANG SEPTEMBER EINEN TERMIN BEKOMMEN)
Einst waren die Kunstsammlung für die neue Galerie im Rathaus vorgesehen, doch die Galerie wird er erst einmal – laut Stadtratssbeschluss – nicht geben. Auch die zweite Option, das Stadthaus, entfiel: aufgrund von Brandschutz.
So ist es zwar eine gute Sache, Künstler zu unterstützen, doch was mit dieser Kunst passiert, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht wird die städtische Kunstsammlung eines Tages auch für die Öffentlichkeit bestimmt sein – so wie am anderen Ufer. Das wäre wünschenswert.

Text Leonard Rosch