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2×5 Interview mit Nina Wansart (Café Wildes Leben, LUUPS, Planke Nord)

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Euer Café „Wildes Leben“ läuft seit gut zwei Jahren in der Neustadt – wie ist die Bilanz?
Meine Partnerin Alex und ich sind immer noch mit Herzblut dabei und es ist schön zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Unsere selbst gebackenen Kuchen sind die besten der Neustadt, mindestens! Und mittlerweile kann man uns auch für private Feiern mieten. Jetzt im Winter gibt’s oft kleine Konzerte in Bar-Atmosphäre, bei denen wir dann auch etwas länger geöffnet haben.

Daneben macht ihr beiden auch noch beim Kulturbiergarten Planke Nord auf der Nordmole mit. Wie lange wird es die Planke noch geben, das Projekt war ja 3 Jahre angesetzt?
Es wird nicht das letzte Jahr sein. Ansonsten wissen wir auch noch nicht, wie es weitergeht – das hängt mit dem Baufortschritt am Zollhafen zusammen. Wir öffnen jedenfalls Ende April / Anfang Mai wieder mit dem bewährten Programm aus Konzerten, Kino, Partys und vielem mehr.

Beim Gartenfeldplatz-Neustadtfest macht ihr auch mit, zusammen mit der Künstleragentur Musikmaschine. Da gab es vor einiger Zeit Anwohner-Beschwerden aufgrund der Lautstärke. Wird es das Fest trotzdem noch geben?
Wir sind in Gesprächen mit der Stadt, aber da ist noch keine Aussage getroffen worden, ob es an diesem Platz und in der Form weiter stattfinden kann. Das ist auf jeden Fall sehr schade, weil sich das Fest so gut etabliert hat und es einfach zwei tolle Tage für viele Neustädter und andere Menschen sind. Wir hoffen und arbeiten dran, dass es dieses Jahr auch wieder ein Stadtteilfest in der Neustadt geben wird.

Beim Gutscheinbuch LUUPS bist du nun auch noch eingestiegen. Wie kam es dazu?
Ich wollte im Café etwas reduzieren und dann kam das Angebot, bei LUUPS etwas zu machen. Das hat einfach gepasst. Ich plane da vor allem die Veranstaltungen mit, außerdem möchte ich mehr am LUUPS Buch 2017 mitarbeiten. Unser nächstes Event ist aber erst mal „LUUPS feiert Fastnacht“, was man nicht verpassen sollte. Neben LUUPS gibt es jetzt übrigens auch noch die Gutscheinbücher „Lokarlchen“ und „Weinguut“. Lokarlchen ist eher für Familien, Weinguut animiert zum Rausfahren in den Rheingau und nach Rheinhessen zu guten Winzern, um dort Weine und mehr zu entdecken.

Wie bist du eigentlich nach Mainz gekommen?
Ich bin vor über zehn Jahren zum Studium nach Mainz gekommen: Buchwissenschaft und BWL. Danach wollte ich eigentlich noch meine Doktorarbeit schreiben. Aber dann kam irgendwann in einem schönen Sommer das Bauwagen-Café dazwischen und lauter andere Ideen und Projekte. Das war auch super so, endlich mal wieder was Praktisches zu machen, statt den ganzen Tag in der Bibliothek zu sitzen. Vom Bauwagen ging es dann weiter zum „Wilden Leben“ und gleichzeitig wurden wir gefragt, ob wir auf der Planke Nord mit die Gastro machen wollen.

Mensch

 

Selbstständigkeit und schöne Ideen hört sich erst mal toll an, bedeutet aber auch sehr viel Arbeit und wenig Zeit für Privates. Kannst du das jedem empfehlen?
Ich denke schon. Die Freiheit und Eigenständigkeit finde ich persönlich einfach besser. Man muss aber schon schauen, dass man einen Mittelweg findet, auf dass man nicht sein eigener Angestellter wird – Freiräume schaffen, mal das Handy ausmachen und sich vornehmen: Jetzt geh ich einfach mal spazieren und treffe mich mit Freunden, ohne über die Arbeit zu reden.

Was machst du noch als Ausgleich?
Ich fahre einmal die Woche zu meinem Pferd, das lasse ich eigentlich nie ausfallen. Das bringt mich runter, Zeit mit dem Tier zu verbringen. Ich bin dann draußen und muss mich nicht die ganze Zeit unterhalten, sondern kann auch mal meinen Gedanken nachhängen. Außerdem lese ich viel. Aber sonst muss ich zugeben, dass ich in meiner Freizeit schon die meiste Zeit „arbeite“.

Ist Do-It-Yourself (DIY): nähen, kochen etc. für dich auch noch Ausgleich? Zum Nähen und Basteln komme ich leider kaum noch, dazu brauche ich mehr Muße und einen freien Kopf. Aber Kuchen backen würde ich schon noch zu DIY zählen und auf Handgemachtes legen wir ja auch viel Wert im „Wilden Leben“. Das macht Spaß: neue Rezepte finden, probieren, mit seinen Händen etwas schaffen, was man dann direkt sehen kann. Aber das Intellektuelle darf nicht zu kurz kommen und eigentlich möchte ich die Doktorarbeit auch noch zu Ende schreiben irgendwann. (lacht)

Was gefällt dir an Mainz und was sollte sich ändern?
Ich wohne sehr gern hier und finde es immer noch spannend, was passiert. Auch die Größe ist eigentlich optimal: Jeder bekommt alles schnell mit. Der Gründergeist ist super, man kann gut miteinander arbeiten und Netzwerken. Was ich nicht so gut finde … hm … etwas mehr Großstadt-Feeling manchmal wäre schön. Und politische Förderung für Kultur, die nicht an Institutionen gebunden ist. Da wird nicht so richtig hingeschaut manchmal, dabei machen gerade die kleinen Projekte unsere Stadt aus.

Was bedeutet Glück für Dich?
Da muss ich überlegen … Tatsächlich sind das mehr so die kleinen Momente, in denen man auf einmal einfach so ein Glücksgefühl hat. Wenn die Sonne scheint und ich plötzlich denke: Wie schön, auf der Welt zu sein. Wenn eigentlich gar nichts passiert, ich aber trotzdem merke: Wunderbar!

Interview David Gutsche
Foto
Jana Kay