Zum Zeitpunkt der Benennung der Zufahrtsstraße zur neuen Coface-Arena in „Eugen-Salomon-Straße“ am 6. April 2011 lagen nur wenige biografische Daten zum Leben des Mitbegründers und ersten Präsidenten des späteren 1. FSV Mainz 05 vor. Bekannt war lediglich, dass Salomon um 1890 geboren, in den Mainzer Adressbüchern ab 1920 als Kaufmann eingetragen und im Juli 1933 schließlich nach Frankreich emigriert war.
Jetzt wurde bekannt: Eugen Salomon überlebte nicht, wie angenommen, die NS-Zeit, sondern wurde von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und dort 1942 ermordet. Er teilte das Schicksal einer nicht bekannten Zahl jüdischer Menschen, die nach Hitlers Machtübernahme von Mainz aus in ein vermeintlich sicheres Exil geflohen waren und die im Zweiten Weltkrieg dennoch in die Mordmaschinerie der Nazis gerieten.
Aufgrund des Hinweises der Historikerin Dr. Hedwig Brüchert vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, dass Salomons Familie möglicherweise aus Wörrstadt stammen könnte, wendete sich das Stadtarchiv an die Verbandsgemeinde Wörrstadt.
Die Recherche von Dr. Frank Teske (Stadtarchiv) ergab, dass in Wörrstadt ein Eugen Salomon am 5. März 1888 geboren worden war. Da im Geburtsregistereintrag aus Wörrstadt die Namen der Eltern angegeben wurden, konnte durch einen Abgleich mit den Mainzer Personenstandsregistern und Adressbüchern zweifelsfrei festgestellt werden, dass es sich bei dem aus Wörrstadt stammenden Eugen Salomon um den späteren Mitbegründer von Mainz 05 handelte.
Parallel zu diesen Recherchen des Stadtarchivs hatte Frau Dr. Brüchert ihre guten Kontakte zum NS-Dokumentationszentrum der Gedenkstätte KZ Osthofen genutzt und dabei die traurige Gewissheit gewonnen, dass Eugène Salomon 1942 durch die Nationalsozialisten von Frankreich aus nach Auschwitz deportiert worden war und dort ums Leben kam. Da Geburtsdatum und -ort dem Stadtarchiv inzwischen bekannt waren, stand fest, dass es sich hierbei um den 1933 aus Mainz nach Frankreich emigrierten Eugen Salomon handelt.
Der Vereinspräsident des FSV Mainz 05, Harald Strutz, wohnte persönlich der Schilderung dieser neuen Erkenntnisse im Stadtarchiv bei. „Wir danken dem Stadtarchiv Mainz und allen Beteiligten für die aufwändigen Forschungen zum Lebensweg Eugen Salomons. Auch wenn wir nun gesicherte Erkenntnisse über das Schicksal unseres Vereinsgründers gewonnen haben, ist die Wahrheit eine schmerzliche. Wie so viele Mainzer Bürger und Bürgerinnen jüdischen Glaubens ist auch Eugen Salomon dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen. Wir sind bestürzt darüber, dass der 1. FSV Mainz 05 seinen ersten Vereinspräsidenten auf so furchtbare Art verloren hat“, kommentierte der heutige 05-Präsident die Recherchen.