Ursprünglich aus Bad-Kreuznach, hatte Vera nach ihrer Ausbildung zur Vermögensberaterin und als Filialleiterin im Einzelhandel nicht wirklich etwas mit Schokolade am Hut. Dafür unternahm sie gerne Reisen, etwa nach Südafrika oder Australien. Dort kam ihr die Eingebung handwerklich zu arbeiten. Mit 23 begann sie daraufhin eine Ausbildung zur Konditorin in Koblenz und setzte noch den Meister drauf. „Am Anfang meiner Ausbildung war es mir unheimlich wichtig überall auf der Welt arbeiten zu können“, erinnert sie sich. Deswegen ging es nach Kanada, sieben Tage die Woche arbeiten. Dann erhielt sie ein Angebot an der „Chocolate Academy“ in Köln – und blieb dort vier Jahre. Ein Name, der nicht nur elitär klingt, sondern einer der weltweit größten Schokoladenkurs- Anbieter ist. Nicht immer ein Vorteil für Vera, die sich fühlte, als würde sie als Person untergehen. Vor einem Jahr wechselte sie schließlich von Karneval zurück zur Fassenacht – „Zurück in die alte Heimat“, nach Mainz.
Hier musste Vera feststellen, dass die reine Produktion von Törtchen und Pralinen nicht mehr ‚ihr Ding‘ ist. Kurse zu leiten hatte ihr zu viel Spaß gemacht; es zog sie an die Berufsfachschule. Während sie dort mit den einen backt und kocht, bereitet sie die anderen auf den Bäckeroder Konditor-Beruf vor. Hier darf es auch einmal etwas Komplizierteres geben, etwa „Mousse statt Sahne“, sagt Vera. Die Schüler sollten nicht immer nur Schwarzwälder Kirschtorte backen. Im Rampenlicht Irgendwann ruft Sat 1 an. Denn Fernsehsender suchen ständig nach Leuten. Ein Auftritt in einer Show – nicht ihr erster. Auch bei „Galileo“ und „Abenteuer Leben“ war Vera schon zu sehen. Marketingstrategie? „Nein“, lacht Vera, „das war Zufall.“ So sei sie das erste Mal ausgewählt worden, weil sie deutsch spricht und die Doku in Belgien gedreht wurde. „Das zweite Mal dann der Anruf. Bei der ersten Staffel von „Das große Backen – Die Profis“ nahm Vera mit einer anderen Konditormeisterin teil – einer alten Bekannten aus Köln. Die Teilnehmer sollten 50 identische Törtchen und ein kunstvolles, größeres Schaustück erstellen. „Was diese Fernsehsendungen gerne unter den Tisch kehren, ist die Vorbereitungszeit“, sagt Vera. Alle Rezepte müssen erprobt und gestoppt, alle Schaustücke entworfen und skizziert werden. Vera verließ die zweiwöchigen Dreharbeiten als glücklicher dritter Platz.
Demnächst Bloggerin?
Dennoch hat Vera sich vorgenommen, im Lehrerberuf zu bleiben. Nebenbei bietet sie Backkurse in Zusammenarbeit mit dem Kochatelier „für Freunde“ in der Neustadt an. Die Show liegt ihr trotzdem im Blut: Ein Einkaufszentrum hat sie gebucht, um als weihnachtlicher Show-Act Pralinen und Plätzchen zu verzieren. Und auch ihre Social Media-Profile pflegt Vera gerne, fast zwei Stunden am Tag. Auf Instagram postet sie Bruchschokolade, bunte Pralinen und Fotos von der Fernsehshow. „Ich möchte junge Menschen inspirieren, ins Handwerk zu gehen. Gerade junge Frauen lassen sich oft unterbuttern. Ich will, dass sie lernen für sich selbst einzustehen und sich trauen auch mal zu ihrem Chef zu gehen, um eine Gehaltserhöhung zu fordern.“ Florentiner hauchdünn geschnitten: Vera mag schlichte Rezepte, die es in sich haben Ein YouTube-Vlog und eine Pinterest- Account sind neben der eigenen Website samt Blog in Arbeit. „Und ich schreibe schon länger an einem Buch“, verrät die umtriebige 34-Jährige. Was nicht darin vorkommt: ihre Lieblingskonditorei in Mainz. „Es gibt so viele Gute und ich möchte niemandem auf den Schlips treten. Aber ich gehe gerne zu Noldas in Gonsenheim Kuchen essen. Die Breite Straße fühlt sich an wie ein kleines Kopenhagen.“
Text: Nora Cremille
Fotos: Domenic Driessen