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Wer wird Mainzer OB? – 250 Unterschriften reichen

von Michael Bonewitz
Illustration: Hendrik Schneider

Er lag in der Luft, der Rücktritt des Oberbürgermeisters Jens Beutel. Als er dann kam am 31. Oktober, traf es Mainz wie ein Paukenschlag. Der erste OB in der Nachkriegsgeschichte der Stadt, der zurücktreten musste. Die Schlagzeilen waren kaum verdaut, da trudelten die ersten Bewerbungen ein. Klaus Hofmann, Unternehmenssprecher der Schott AG, war der erste, der seinen Hut in den Ring warf und sich als möglicher OB-Kandidat der CDU ins Gespräch brachte. Die alte politische Weisheit „Wer zuerst seinen Kopf rausstreckt, hat schon verloren“ galt auch für Klaus Hofmann, der nach eigenen Angaben einen „fundamentalen Neuanfang“ versuchen wollte – wenn es die Partei denn wolle. Sie wollte nicht. Nachdem er parteiintern gerügt wurde für das unabgestimmte Vorpreschen, zog Klaus Hofmann seine Kandidatur zurück und machte Platz für Lukas Augustin, der momentan gar nicht in Mainz, sondern in Ingelheim als Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft arbeitet. Keine unumstrittene Wahl, Augustin gilt zwar als fairer Gesprächspartner, aber in seiner früheren Rolle als MAG-Geschäftsführer machte er aus Sicht mancher Parteifreunde nicht gerade eine glückliche Figur.

Gerangel in der CDU

Kein Wunder, dass in die Kandidatenkür der CDU nicht wirklich Ruhe einkehren wollte. Nach Klaus Hofmann sorgte die Gonsenheimer Ortsvorsteherin für Aufregung in der Union: Sabine Flegel, die bei der letzten Kommunalwahl 2009 noch der Shooting-Star war und vom aussichtslosen Listenplatz 35 von den Wählern auf den sechsten Platz nach vorne katapultiert wurde, liebäugelte mit dem OB-Amt. Ihr Aufstieg in Gonsenheim war eigentlich eine gute Voraussetzung für eine Erfolgversprechende Kandidatur. Viele Parteifreunde sahen das aber anders. Der CDU-Kreisvorstand entschied sich mit 9:7 Stimmen gegen Flegel und für Augustin. Dabei hätte die CDUOrtsvorsteherin ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal: Sie könnte die erste Frau im Amt des Oberbürgermeisters werden.
Etliche Parteifreunde fürchteten aber offenbar, dass ihre Freundschaft zum ehemaligen Wohnbau-Chef Rainer Laub der CDU schaden könne. Zumal der Wahlkampf um den OB-Posten bis zum 11. März parallel zum Wohnbauprozess in Koblenz läuft. Eine unkalkulierbare Situation, die durch die Fastnachtskampagne noch unberechenbarer wird. Einen Vorgeschmack bekam Sabine Flegel in Gonsenheim selbst, auf der Generalversammlung des Gonsenheimer Carneval-Vereins, wo der künftige Sitzungspräsident Sebastian Grom fast schon orakelnd witzelte: „In diesem Jahr besteht erhöhte Rutschgefahr – wegen Laub …“ Am 18. November hat sie ihre Kandidatur zurückgezogen. Sie begründete dies damit, wie in der „öffentlichen und veröffentlichten Meinung“ mit ihrer Zeugenaussage beim Prozess gegen Rainer Laub umgegangen worden sei. Nun scheint der Weg in der CDU erst einmal frei für Lukas Augustin.

Wenig Überraschung bei SPD und Grünen

Harmonischer verlief die Kandidatenkür der SPD. Innerhalb kürzester Zeit einigte man sich im Parteivorstand auf Michael Ebling, derzeit Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, früher als Sozialdezernent für Mainz tätig. Wer erwartet hatte, dass Marianne Grosse – ähnlich wie Sabine Flegel – gegen Parteifreund Ebling antreten würde, sah sich getäuscht. Sollte es einen internen Wettbewerb gegeben haben, so drang zumindest nichts nach außen. Die SPD präsentiert also mit dem ehemaligen Mombacher Ortsvorsteher einen sattelfesten Kandidaten, der souverän auftreten kann und als guter Rhetoriker und Redner gilt.
Wenig Überraschung bei den Grünen. Günter Beck, der seit der Kommunalwahl 2009 den Titel Bürgermeister trägt, hat nach dem einstimmigen Votum seiner Partei sehr gute Chancen, sich um die vier ergänzenden Buchstaben „Ober“ zu bewerben. Zumal er ab dem 1.1.2011 bei vielen offiziellen Terminen den zurückgetretenen OB Beutel vertreten wird.

Piraten und wer noch?

Für Aufsehen kann noch die Piraten-Partei sorgen, die seit dem 26. November ihren Vorsitzenden Matthias Heppner samt Kommunalprogramm ins Rennen geschickt hat. Die Piraten könnten vor allem in grünen Teichen fischen und damit Günter Beck Wählerstimmen rauben. Was bleibt, ist der oder die große Unbekannte. Die Ausschreibung um das Amt des Oberbürgermeisters beginnt am 7. Januar 2012. Wahlvorschläge können bis 30. Januar 2012 um 18 Uhr bei der Stadtverwaltung eingereicht werden. Kandidaten der Stadtratsfraktionen benötigen für ihre Bewerbung keine Unterschriften. Andere Bewerber müssen lediglich 250 Unterschriften von Mainzer Bürgern nachweisen und schon sind sie im Rennen um den Posten des Mainzer Oberbürgermeisters.