Schock für die Arbeitnehmer bei den Stationierungsstreitkräften in Spangdahlem: Von dem geplanten Abzug der US-Streitkräfte wird in Rheinland-Pfalz vor allem der Standort in der Eifel drastisch betroffen sein. Der geplante Abzug des 52. Jagdgeschwaders, mit etwa 20 Flugzeugen und über 4.000 Soldaten mit ihren Familien, wird massive Auswirkungen auf die Beschäftigten und auf die ganze Region haben. “Die Region steht unter Schock. Wir machen uns große Sorgen um die Arbeitsplätze unserer Kollegen”, erklärte Roland Merges, Vorsitzender der örtlichen Betriebsvertretung und aktives ver.di-Mitglied.
„Die Nachricht über den Truppenabzug hat zu großen Zukunftsängsten unserer Beschäftigten geführt“, so Merges weiter. Aktuell sind 596 deutsche Arbeitnehmer bei der AirForce in Spangdahlem beschäftigt. Hinzu kommen 69 deutsche Beschäftigte in den amerikanischen Geschäften auf der AirBase.
“Wir fordern die Politik in Rheinland-Pfalz auf, die Beschäftigten bei der Sicherung ihrer Arbeitsplätze zu unterstützen“, kommentierte die zuständige ver.di Gewerkschaftssekretärin Susanne Riedel, „die Landesregierung muss umgehend, gemeinsam mit Bundes- und Landtagsabgeordneten aus der Region, den Bürgermeistern aus den angrenzenden Gemeinden, der betroffenen Betriebsvertretungen und der Gewerkschaft ver.di ein Konzept entwickeln, die Arbeitsplätze zu erhalten und/oder den Beschäftigten zukunftsfähige Alternativen anzubieten.“
“Dass Präsident Trump im Wahlkampf den Abzug von Soldaten aus Deutschland entgegen aller Ratschläge durchzieht, ist eine kindische Trotzreaktion mit bitteren Folgen”, kritisierte der ver.di Landesbezirksfachbereichsleiter Paul-Christian Koch. Er fordert die Landesregierung nachdrücklich auf, für die betroffene Region einen Schutzschirm zu spannen. “Wir müssen schauen, wie der zu befürchtende Verlust von mehreren hundert Arbeitsplätzen und mindestens 50 Millionen Euro Wirtschaftskraft per anno kompensiert werden kann. Die Region alleine kann das nicht schaffen“, betonte Paul-Christian Koch. „Die Beschäftigten sind bereit, für und um ihre Arbeitsplätze zu kämpfen“, resümierte Roland Merges.
Als wäre das nicht genug, ist auch im Juli ist die Arbeitslosigkeit infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie in Rheinland-Pfalz weiter angestiegen. Wie aus der Veröffentlichung der aktuellen Arbeitsmarktzahlen hervorgeht, waren im Juli in Rheinland-Pfalz 128.728 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 2.336 mehr als im Juni und 28.155 mehr als Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Im Juli des Vorjahres lag sie bei 4,5 Prozent.
„Die Corona-Pandemie wirkt sich weiterhin auf die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch auf den Arbeitsmarkt aus. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im zurückliegenden Monat ist zu einem Teil aber auch auf saisonale Effekte zurückzuführen. Viele Unternehmen warten mit Neueinstellungen das Ende der Sommerferien ab. Zudem melden sich viele junge Leute zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn übergangsweise als arbeitslos“, erläuterte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler wies in diesem Zusammenhang auf die Situation der Jugendlichen hin: „Schon in normalen Zeiten ist der erfolgreiche Berufseinstieg nicht für alle Jugendlichen ein Selbstläufer. Die Corona-Pandemie verschärft dieses Problem und erschwert aus verschiedenen Gründen die Findung einer geeigneten Ausbildungsstelle. Zum einen konnten aufgrund der Maßnahmen im Frühjahr die Angebote der Berufsorientierung teilweise nicht wie geplant stattfinden.
Zum anderen zögern derzeit viele Unternehmen, ob und in welchem Umfang sie Ausbildungsplätze anbieten. Besonders schwierig ist die Situation für Jugendliche, die keinen oder nur einen schlechten Schulabschluss haben oder bereits arbeitslos waren.“
Umso wichtiger sei daher, dass die Landesregierung die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf unterstütze. Die Arbeitsministerin gab bekannt, dass im Juli und August insgesamt 45 arbeitsmarktpolitische Projekte für die Zielgruppe beginnen beziehungsweise schon begonnen haben. So werden 31 „Jobfüxe“ Schülerinnen und Schüler in rheinland-pfälzischen Schulen mit Bildungsgang „Berufsreife“ beim erfolgreichen Übergang in die Ausbildung unterstützend begleiten. Zusätzlich werden 14 „Jugendscouts“ sozial benachteiligte oder individuell beeinträchtigte Jugendliche bei der beruflichen und sozialen Integration unterstützen.
„In vielen Fällen ist die Unterstützung der Jobfüxe entscheidend für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Die Jobfüxe erarbeiten zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern berufsrelevante Informationen, führen Einzelfallberatungen durch, helfen bei der Suche nach Praktika sowie bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Des Weiteren üben sie Vorstellungsgespräche und unterstützen in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit bei der Suche nach Ausbildungsstellen. Die Jobfüxe sind dabei auch Ansprechpartner für die Betriebe und
Kammern“, sagte Bätzing-Lichtenthäler.
Aufgabe der Jugendscouts ist es vor allem, im Sinne der aufsuchenden Arbeit Jugendliche ohne Schulabschluss, arbeitslose, leistungsschwache, psychisch belastete oder sonst schwer vermittelbare Jugendliche sowie Ausbildungsabbrecherinnen und Ausbildungsabbrecher unter 25 Jahren vor Ort zu erreichen und ihnen den Weg in für sie geeignete Aktivierungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote aufzuzeigen.
Die genannten Projekte werden mit rund 1.190.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds, mit rund 475.000 Euro aus Landesmitteln sowie weiteren kommunalen Mitteln gefördert.
Weitere Informationen zur ESF-Förderung unter www.esf.rlp.de