Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Jonas Hermann
Die Parteien überziehen die Stadt mit Werbung zur Bundestagswahl am 24. September – nur Grüne und CDU entziehen sich der Materialschlacht. Die übrigen großen Parteien setzen alle auf jeweils mehrere tausend Wahlplakate. Spitzenreiter sind die AfD und die SPD, die – inklusive Reserven – jeweils mehr als 2500 Plakate zur Verfügung haben. Schlusslicht sind die Grünen mit rund 500 Stück.
„In manchen Straßen sieht man ja gar nichts mehr vor lauter Wahlwerbung, darüber haben sich einige Bürger bei uns beschwert“, sagt Grünen-Kreisvorstand Christian Viering. Deshalb habe man beschlossen, dieses Jahr weniger Exemplare drucken zu lassen. Dafür haben die Grünen mit 40 Großflächenplakaten im Stadtgebiet deutlich mehr überdimensionale Werbeaufsteller als die politische Konkurrenz.
Sinkt die Bedeutung von Wahlplakaten?
Ungehört verhallen wird der Appell der Grünen an die anderen Parteien, es ihnen gleichzutun. Einigkeit herrscht aber unter den Parteien, dass Wahlplakate trotz des digitalen Wandels und der sozialen Medien wichtig sind. AfD Spitzenkandidat Sebastian Münzenmaier sagt aber auch: „Ich glaube, dass Wahlplakate im digitalen Zeitalter etwas an Bedeutung verlieren. CDU-Kreisgeschäftsführer Andreas Blum spricht von einer weiter abnehmenden Bedeutung der Wahlplakate, was sich auch daran zeigt, dass die CDU diesmal nur 750 Plakate in Mainz aufhängt.
Anders argumentiert Erik Donner von der SPD Mainz: „Wahlplakate sind nach wie vor eines der wichtigsten und effizientesten Werbemedien in der Politik.“ Trotz ihres Wahlkampfthemas Digitalisierung spricht auch die FDP von einer „nach wie vor hohen Relevanz“ der Wahlplakate.
Der Feind der Wahlplakate ist der Randalierer
Der Feind der Wahlplakate ist nicht das Internet, der Feind der Wahlplakate ist der Randalierer. Bei diesem Thema werden die Wahlkämpfer emotional: Laut Christian Viering von den Grünen ist seine Partei das Hauptziel von Zerstörung. Sebastian Münzenmaier (AfD) klagt über enorme Sachbeschädigungen an Wahlplakaten, die von Linksextremen begangen werden. Die AfD setzt deshalb dreieckige Eisenständer ein, die mit Schrauben und Vorhängeschlössern gesichert sind. „So kann das Plakat zwar beschmiert, aber nicht mehr weggetragen werden, was früher häufig vorkam“, sagt Sebastian Münzenmaier.
„Schlimmstenfalls sind ganze Straßenzüge parteiübergreifend von Vandalismus betroffen. In der Innenstadt ist es nicht selten, dass zwischen zehn und 25 Prozent der Plakatständer zerstört werden“, sagt Erik Donner von der SPD Mainz. Gelassener sieht das Thema Steffen Jans von der FDP Mainz-Bingen. Weder sei eine bemerkenswerte Zahl an FDP-Plakaten von Zerstörung betroffen, noch sei die Zahl in den vergangenen Jahren merklich gestiegen.
Verändert haben sich die Regeln der Stadt, wo und wie Wahlplakate aufgehängt werden dürfen. Teuer wird es, wenn die Plakate nicht bis zum 27. September wieder entfernt sind. Auch wegen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober will die Stadt, dass die Plakate möglichst rasch nach der Bundestagswahl am 24. September wieder abgehängt werden. Falls das nicht geschieht, werden sie von Mitarbeitern der Stadt kostenpflichtig entfernt.