Mainz hat nicht nur einen Stadtschreiber, sondern noch mehr dieser Preise. Der neue „Stadtdrucker“ zum Beispiel. Der geht jetzt an den Künstler Tobias Gellscheid. Mit seinen Holzschnitten geht der Gute ziemlich übel ab und verschreibt sich nicht selten der Popkultur: http://derschwarzesalon.de/author/tobias-gellscheid
Seit 1987 verleiht die Landeshauptstadt Mainz den Stadtdruckerpreis. Damit werden Künstler ausgezeichnet, die mit ihrem druckgrafischen Werk die Bedeutung von Mainz als Gutenberg-Stadt unterstreichen. Mit großer Mehrheit hat die Jury Tobias Gellscheid zum 20. Mainzer Stadtdrucker 2018/2019 gewählt. Kulturdezernentin Marianne Grosse übergan ihm heute den mit 6.000 Euro dotierten Preis im Gutenberg-Museum. In 1-2 Jahren folgt eine feine Ausstellung.
Tobias Gellscheid, geboren im thüringischen Pößneck, studierte von 2009 bis 2015 Malerei/Grafik an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale. Schwerpunkt seines Schaffens sind Holz-und Linolschnitte sowie die rare Technik des Holzstichs.
Hierbei fokussiert sich T. Gellscheid auf die Popkultur, als Phänomen der westlichen Nachkriegsgesellschaften, und konzentriert sich dabei auf deren ursprünglichste Präsenz innerhalb der 50er und 60er Jahre. Zu sehen ist zumeist eine opake Masse junger, vielmals weiblicher Fans, an deren ekstatischen Kulminationspunkt: schreiend, schwitzend und in völliger geistiger Auflösung begriffen. Der kurzlebige Moment der Ekstase, welche dem Wahn vorausgeht wird in Monate währender Detailarbeit in das Medium Holz graviert und somit seiner Flüchtigkeit enthoben, wobei das einarbeiten photografischer Effekte, wie beispielsweise Bewegungsunschärfen einen spielerischen Bezug zur ideenstiftenden Fotovorlage erzeugen.
An Bildtiteln, wie etwa „Helter Skelter“ lässt sich zudem der Abgrund erahnen in welchen T. Gellscheid durch seine letztlich eher beklemmenden Momentaufnahmen hinabschaut, handelt es sich bei diesem bekanntlich sowohl um den Titel eines Liebesliedes der „Beatles“, als auch um das Synonym für die von der „Manson-Family“ verübten Morde welche einst den „summer of love“ beenden sollten.