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Startup-Szene Mainz: Ideen, Idealisten und Investoren

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von David Gutsche, Illustration: Lisa Lorenz

Startups, Kreative, Internet-Hipster – jung, bunt und mit neuen Geschäftsideen im Netz Geld verdienen. Das ist, wovon viele im Kreativbereich träumen – Macher, aber auch Investoren. Die Relität sieht manchmal anders aus …

Ob Architektur, Musik oder Werbung – der mittlerweile zur Kultur- und Kreativwirtschaft zusammengefasste Cluster ist eine vielfältige Branche. Ihr gehören sowohl freiberuflich arbeitende Künstler und Kulturschaffende als auch Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer wie Kunsthändler, Agenten und Galeristen an. Darüber hinaus zählen auch mittelständische Unternehmen wie Film- oder Musikproduzenten, Hersteller von Computerspielen oder Verlage dazu. Mittlerweile wird dieses wirtschaftliche Potenzial von der Politik nicht mehr übersehen und fast jedes Bundesland bietet finanzielle Förderungen an. Dazu gesellen sich immer mehr Informationsangebote, Anlaufstellen und Projekte. Man könnte fast meinen, es wird ein wenig unübersichtlich …

Bunte Vielfalt auch in Mainz
In Mainz gibt es als „offizielle“ Anlaufstellen für Gründer in erste Linie die Gründerbüros der Uni, der Fachhochschule und der Industrie- und Handelskammer. Hier wird man beraten, was Finanzierung & Co angeht. Daneben gibt es mehr oder weniger freie Treffen der Szene wie den Lean startup circle, das Gründergrillen, Rhein Main Startups oder das Mainzer Gründertreffen. Dann kommen die Gründerzentren wie der Nordhafen oder Coworking Plätze wie die alte Fahrkartendruckerei, WorkFriends, MIG, Masterdart, Die Blase …, Gründer-Messen wie die Ignition, RAM Regio Startermesse & Co. Und neuerdings gibt es auch den Gründerlotsen der Stadt Mainz, Gersi Gega, angesiedelt im Amt für Wirtschaftsförderung, finanziert vom Innenministerium zur Entwicklung und Bündelung der diversen Machenschaften vorgesehen sowie den neu etablierten Gründungsinkubator, der dem Institut für unternehmerisches Handeln der FH Mainz angegliedert ist: Hier haben Studierende und Absolventen die Möglichkeit, ihre Produkt- und Geschäftsidee in der Start-up-Phase bis zur Marktreife zu entwickeln. Für das Screening der Ideen, das Matching von Teams sowie die Betreuung und Bewirtschaftung, ist eine hochschuleigene „Gründungslotsenstelle“ ausgeschrieben worden, die ab Januar 2014 besetzt werden soll.

Die Branche wächst und gedeiht also. Die Akteure und ihre Projekte bleiben teils in der Region, anstatt nach Berlin & Co. zu ziehen und das ist gut so. Vernetzt sind alle mehr oder weniger, doch kocht jeder auch gern sein eigenes Süppchen, denn wer mag letztlich bei Erfolg schon gerne seinen Kuchen teilen? Das Phänomen dieser (Internet) Boom-Branche kommt natürlich vor allem durch die Entwicklung des Internets zustande – hauptsächlich durch die letzte große Web 2.0 Welle, quasi die Demokratisierung der Produktionsmittel, was als wichtiges soziologisches Phänomen nicht unerwähnt bleiben sollte. Denn heutzutage brauche ich keine großen Konzerne mehr, um Ideen auf die Beine zu stellen, längst können kleine Teams anfangen, übers Internet Dinge zu erstellen, zu vermarkten und vertreiben: siehe Musik, Film, vieles ist möglich(er) geworden.

So haben wir in und aus Mainz auch diverse (Erfolgs)projekte zu vermelden, wie den Weinhändler vicampo.de, Finanzier leihdeinerstadtgeld.de, den Partysupporter fiestafox.de, oder auch technische Gadgets wie sync-av.com. Beinahe täglich werfen neue Entwickler neue Projekte und vor allem Apps auf den Markt, oft auch finanziert durch Crowdfunding – vor lauter Bäumen blickt man manchmal kaum noch durch und nur am Ende setzen sich die besten Ideen durch. Viele floppen jedoch auch. Von hundert Ideen erzielt schätzungsweise nur eine letztlich den Durchbruch.

Wieder neues Startup-Netzwerk
In Mainz hat sich nun ein neues Netzwerk zusammengeschlossen: www. startup-mainz.de. Gegründet von Tilman Au, Geschäftsführer vom Internet- Dienstleister NIDAG und Startup- Unternehmer Alexander Schneider. Hier werden auch neue Projekte gesucht, gefördert mit Know-How und evtl. auch Kapital. Doch profitierten andersrum auch das Netzwerk durch Ideen und Manpower. „Was in Hamburg und Berlin funktioniert, klappt auch am Gründerstandort Mainz“, sagt Tilman Au. Das Netzwerk besteht aus Unternehmen verschiedener Branchen: Investitionsund Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), der Verlagsgruppe Rhein Main, Concept Renkes & Partner Wirtschaftsprüfungs- & Steuerberatungsgesellschaft, CONTEAM:GRUPPE, IPS Software, B + B Equity, Quadrolux, match2blue, MIG Mainzer Innovations- und Gründerzentrum, Allianz Buschlinger, Mainzer Volksbank, TCI Rechtsanwälte und der PR Agentur Bestfall. Das Innenministerium unterstützt das Netzwerk mit 100.000 Euro für zwei Jahre und die Partner beteiligen sich mit jeweils 2.500 Euro jährlichem Beitrag.

Wettbewerb „FUNKE“ ausgerufen
Aktuell veranstaltet das Netzwerk den Wettbewerb „FUNKE – Mainzer Startup Slam“: Gründer mit guten Geschäftsideen in den Feldern ECommerce, Social Media, mobile Technologien, IT, Online B2B- und B2C-Dienstleistungen, digitale Medien, Telekommunikation oder Gaming können sich bewerben. Es gibt Preise im Wert von 50.000 Euro zu gewinnen, im wesentlichen Beratungsleistungen der Mitglieder und ein mietfreies Büro für ein Jahr. Die Preisverleihung findet am 30. Januar im Roxy statt. Bewerben können sich alle, die beabsichtigen, ein Unternehmen zu gründen oder bereits seit 2011 gegründet haben. Der Unternehmenssitz muss in Rheinhessen liegen. Die Bewerbungsunterlagen, die bis zum 31. Dezember eingereicht werden, finden Interessierte unter startup-mainz.de.

„Einen Wettbewerb wie Funke hat es in Mainz und Umgebung noch nicht gegeben“, so Au. So ganz dürfte das jedoch nicht stimmen, denn gerade lief auch ein ähnlicher Wettbewerb des benachbarten Nordhafens und im November ging die Preisverleihung des diesjährigen Existenzgründer- Wettbewerbs „Pioniergeist“ der ISB Bank über die Bühne. Das Timing könnte besser sein, aber ok…

Dazu findet am 22. Januar eine Gründermesse von Gründerlotse Gersi Gega im KUZ statt: Junge Gründer treffen auf alte Hasen / Geschäftsführer von etablierten Unternehmen. Berührungsängste sollen abgebaut und neue Kontakte geknüpft werden. Gega rechnet mit 35 bis 40 Teilnehmern. Mehr Infos demnächst bei uns.