Direkt zum Inhalt wechseln
|

Staatstheater: Theatertage Rheinland-Pfalz vom 12. bis 19. März 2022 – Else Lasker-Schüler-Preis für Kathrin Röggla

Foto: Andreas Etter

Mit der Verleihung des Else Lasker-Schüler-Preises beginnen die 2. Theatertage Rheinland-Pfalz im März 2022. Die vier Mehrspartenhäuser des Landes zeigen, welche Vielfalt die Theater in ihren verschiedenen Sparten für das Publikum bereithalten. Die Theatertage stehen unter der Überschrift „Neue Dramatik“ – ganz im Sinne des ausgelobten Preises, mit dem zeitgenössische Autorinnen und Autoren sowie deren Werke gewürdigt werden.

Blick über die Landesgrenzen hinaus öffnen
Im Mittelpunkt des Festivals stehen auch Stücke aus benachbarten europäischen Ländern sowie den USA. Die dramaturgische Klammer bildet jener offene und internationale Nachbarschaftsbegriff, der das Land Rheinland-Pfalz und seine Geschichte prägt. Insgesamt 18 Stücke sind während des Festivals zu sehen, gerahmt von einem umfangreichen Begleitprogramm.
Beim heutigen Pressegespräch stellten Katharina Binz (Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration), Urs Häberli (Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern und Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Preis-Jury), Markus Müller (Intendant Staatstheater Mainz) und Jörg Vorhaben (Chefdramaturg Schauspiel am Staatstheater Mainz) die Preisträger des Else Lasker-Schüler-Preises sowie das Programm der Theatertage Rheinland-Pfalz 2022 vor.

Else Lasker-Schüler-Preis für Autorin Kathrin Röggla
Der Else Lasker-Schüler-Preis unterteilt sich in einen Dramatikerpreis und drei Stückepreise. Die Preise werden von einer Jury vergeben – die in diesem Jahr aus Esther Boldt (Autorin und Theaterkritikerin), Meike Klingenberg (ZDFkultur/3sat), Prof. Dr. Franziska Schößler (Universität Trier), Ulrich Khuon (Intendant des Deutschen Theaters Berlin) und Markus Müller (Intendant Staatstheater Mainz) sowie als Vorsitzenden der Jury Urs Häberli (Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern) besteht.
Den Dramatikerpreis 2022, mit 10.000 Euro dotiert, erhält die Autorin Kathrin Röggla, zu deren bekanntesten Theaterstücken Wir schlafen nicht, Draußen tobt die Dunkelziffer und Worst case zählen. Die Jury begründet ihre Entscheidung: „Kathrin Röggla ist eine hellwache Beobachterin unserer Gegenwart, eine forcierte Denkerin und Aktivistin, nah dran am Puls der Zeit, an ihren Überforderungen und ihrem Optimierungswahn; kein Wunder, dass ihre Figuren, sich selbst fremd geworden, gerne im Konjunktiv oder in der dritten Person von sich selber sprechen. Die gebürtige Salzburgerin recherchiert für ihre Stücke vor Ort, macht Interviews mit übernächtigten IT-Leuten und findet in der rastlosen New Economy Alkoholismus, Wirklichkeitsverlust und Perversion, Panik und Gespenster. Sie befragt hoch verschuldete Konsument*innen und schaut den Medien mit ihrer Katastrophenlust aufs Maul. Doch ihre Stücke sind keine Dokumentardramen, sondern „außer Rand und Band geratene Wunderwürfel“ (Röggla); sie haben Rhythmus, Bildlichkeit und Gestik, sind artistische Zuspitzungen und hoch reflektierte Antworten auf das, was die Autorin wahrnimmt.“

Die drei Else Lasker-Schüler-Stückepreise werden 2022 wie folgt vergeben:
Den ersten Stückepreis, mit 5.000 Euro dotiert und verbunden mit der Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern, erhält Ariane Koch für „Die toten Freunde“ (Dinosauriermonologe).
Der zweite Preis in Höhe von 3.000 Euro geht an Patty Kim Hamilton für ihr Stück „Peeling Oranges“.
Und mit dem 3. Stückepreis, dotiert mit 2.000 Euro, wird Svenja Viola Bungarten für „Die Zukünftige“ ausgezeichnet.
Urs Häberli unterstreicht die Bedeutung des Preises: „Seit 1993 lobt das Pfalztheater Kaiserslautern im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur den Else Lasker-Schüler-Dramatiker- und Stückepreis aus. Unser Dramatikerpreis gehört zu den renommiertesten Theaterpreisen im deutschsprachigen Raum. Mit dem Hauptpreis konnten wir bislang zahlreiche Autorinnen und Autoren für ihr vorliegendes literarisches Gesamtwerk auszeichnen. Zu ihnen gehören Elfriede Jelinek, Peter Handke, Sibylle Berg und zuletzt Felicia Zeller. Der Stückepreis, seit 2014 dreiteilig, fördert junge Dramatikerinnen und Dramatiker. Der erste Preis ist mit der Uraufführung am Pfalztheater verbunden.

18 Produktionen, neue Dramatik und der Blick über die Grenzen: Das Programm der Theatertage
„17 Border Crossings“ heißt eine der eingeladenen Produktionen – und dieser Titel kann programmatisch für das gesamte Festival gesehen werden. Denn es geht darum, Grenzen zu überschreiten: zwischen den unterschiedlichen Sparten und den verschiedenen Häusern, aber auch zwischen Ländern. Die Theatertage richten ihren Blick nicht nur auf Rheinland-Pfalz, sondern sehen des Bundesland im Kontext seiner Geschichte und seiner internationalen Bezüge. Gastspiele aus Belgien, Frankreich und Luxemburg stehen ebenso auf dem Programm, wie eine Produktion aus den USA als inhaltliche Referenz auf eine lange gemeinsame Beziehung.
2020 mussten die Theatertage wegen der Coronapandemie ausfallen. Zukünftig werden sie alle zwei Jahre stattfinden, nach Mainz 2022 übernimmt 2024 das Theater Koblenz die Ausrichtung des Festivals.
Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Tanz, Kinder- und Jugendtheater – die Sparten sind so vielfältig wie die Theater und wie die Welt, die sie für die Bühne übersetzen. Zugleich bietet das Festival viele Möglichkeiten zu lebhaftem Austausch, ein Aspekt, den auch Kulturministerin Katharina Binz betont: „Ich freue mich, dass die Theatertage Rheinland-Pfalz nach der pandemiebedingten Absage 2021 im nächsten Jahr wieder stattfinden können. Mit dem Festival können unsere Mehrsparten-Theater im Land zeigen, auf welch erst-klassigem künstlerischen Niveau sie arbeiten. Außerdem können sich bei den Theatertagen Künstlerinnen und Künstler mit dem Publikum austauschen, über das, was Theater in unserer Zeit ausmacht. Aus diesem Grund fördert das Kulturministerium die Theatertage 2022 mit 100.000 Euro.“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Dramatikerpreis  
Markus Müller, Intendant des Staatstheater Mainz, dankt dem Ministerium für die Unterstützung und freut sich bereits darauf, Gastgeber für die Theatertage Rheinland-Pfalz zu sein: „Gerade in Zeiten, in denen Kultur und Theater immer wieder gefährdet scheinen und in denen plötzlich wieder Grenzen gezogen werden, die wir für überwunden hielten, setzt ein solches Festival die richtigen Signale. Acht Tage dürfen wir den ganzen inhaltlichen und ästhetischen Reichtum des Theaters konzentriert erleben und ich bin sehr gespannt auf die Inspiration durch die Arbeiten unserer Nachbarhäuser aus Rheinland-Pfalz. Und da wir den Begriff ‚Nachbar‘ gerne eher inhaltlich als geografisch definieren – ebenso auf die Stücke aus Europa und den USA. Auch freue ich mich sehr darüber, dass Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer zugesagt hat, die Theatertage Rheinland-Pfalz mit der Verleihung des Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreises am 12. März 2022 zu eröffnen. Allen vier Preisträgerinnen gratuliere ich von Herzen!“

Fokus liegt auf Gegenwartsdramatik und Neukreationen
Für das Programm der zweiten Theatertage Rheinland-Pfalz ist Jörg Vorhaben, Chefdramaturg Schauspiel am Staatstheater Mainz, verantwortlich. Für ihn sind die Theatertage eine Werkschau vielfältigster Formen, die Chance, den Horizont zu weiten – und sie sind eine Plattform, wo sich Theaterschaffende, Künstlerinnen und Künstler und Publikum begegnen: „Wir werden zeitgenössischen Tanz und Ballett, klassisches und modernes Musiktheater, Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater und Performances erleben. Die eingeladenen Stücke sind so vielschichtig wie unser Leben. Außerdem lädt ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Workshops, Symposien und Begegnungsformaten zum Austausch ein. Uns geht es darum, Grenzen spielerisch zu überwinden – zwischen Genres, zwischen Ländern und zwischen Menschen. Die acht Theatertage im kommenden März sollen eine lebhafte Börse der darstellenden Kunst in unserem Bundesland und darüber hinaus sein, ich freue mich sehr darauf. Ich bedanke mich von Herzen bei den Kolleginnen und Kollegen aus Trier, Kaiserslautern und Koblenz für die Zusammenarbeit.“