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Spielzeit 2015/16 am Staatstheater vorgestellt

theater

Heute Vormittag hat Intendant Markus Müller gemeinsam mit Generalmusikdirektor Hermann Bäumer, den Chefdramaturgen von Oper und Schauspiel, Ina Karr und Jörg Vorhaben, sowie Tanzdirektor Honne Dohrmann das Programm der kommenden Spielzeit 2015/16 am Staatstheater vorgestellt. (Foto: Martina Pipprich)
„Wir werden inhaltlich wie strukturell in unserer
zweiten Spielzeit das weiterführen und ausbauen, was
wir hier in Mainz begonnen haben“, betonte Müller,
„also die Zusammenarbeit mit unseren Hausregisseuren
und einem starken Ensemble, das in allen
Sparten praktisch unverändert bleibt, die theatrale Auseinandersetzung
mit der Stadt und der Region und die
regionale, überregionale und internationale Vernetzung
des Hauses.

Der Spielplan wird durch die Vielfalt
eines Mehrspartenhauses geprägt, wichtig ist uns die
hinter allen — klassischen wie zeitgenössischen —
Stoffen stehende Frage: Was geht uns das (heute) an?“
Nachdem in der laufenden Saison das Leitmotiv „Freiheit
und Autonomie“ das Programm prägt, kann für die
kommende Spielzeit die Auseinandersetzung mit dem
Zufall unserer Existenz, mit dem vermeintlichen
Schicksal, den Möglichkeiten zwischen eigener Entscheidungskraft
und unserer Sehnsucht nach mythisch
vorgegebener Geborgenheit als thematisch verbindendes
Moment formuliert werden. Ein Mann, wie du,
bleibt da / Nicht stehen, wo der Zufall der Geburt / Ihn
hingeworfen, sagt Sultan Saladin zu Nathan dem
Weisen und fordert ihn, ganz aufklärerisch, zur Prüfung
dessen durch Einsicht, Gründe, Wahl des Bessren
auf. Ein starker Satz, der als Starthilfe direkt in eine
schwierige, uns existenziell betreffende Diskussion
führen kann.
K.D. Schmidt, leitender Regisseur des Staatstheaters,
wird Lessings Nathan der Weise inszenieren — ebenso
wie die Uraufführung Am Sonntag bist du tot, eine
faszinierende, dramatisch zugespitzte Geschichte, die
zum einen von Missbrauch in der katholischen Kirche
und der zunehmenden Entfremdung der Menschen vom
Glauben und der Institution erzählt, zum anderen von
einem Mann, der gegen Brutalität, Gewalt und Härte
des Schicksals seine Leidensfähigkeit und seine Selbstbestimmung
zu behaupten versucht. Hausregisseur
Jan-Christoph Gockel wird in die Auseinandersetzung
mit einer Figur gehen, die als Antagonist von Nathan
gesetzt sein könnte — Shakespeares Macbeth, wahnhaft,
triebgesteuert und rasend angesichts der Unsicherheit
der ungeklärten Herrschaftsfrage. In bewährter
Zusammenarbeit mit Puppenbauer und Ensemblemitglied
Michael Pietsch wird er das alte, aktuelle Drama
um Macht und Rausch in Szene setzen. In Ramstein
Airbase – Games of Drones stellt sich Gockel, der
unweit des Ortes aufgewachsen ist, einer anderen, sehr
heutigen Machtfrage, die zwar für uns alle kaum
wahrnehmbar, darum aber nicht weniger kriegerisch
gestellt wird. Der Stützpunkt Ramstein erzählt viele
Geschichten, von deutsch-amerikanischer Freundschaft
ebenso wie von unübersichtlichem und unübersehbarem,
weil ferngesteuertem Drohnenkrieg. Vor unserer Haustür.
Zwei weitere außergewöhnliche Regisseure werden,
neben vielen anderen, in der kommenden Spielzeit am
Staatstheater arbeiten: Thom Luz, der mit seinen melancholischen
und eigenwilligen Theaterarbeiten immer
wieder für Aufsehen sorgt, verbindet eine längere
Arbeitsbeziehung mit Markus Müller und Jörg Vorhaben,
er wird ein neues Stück für Mainz entwickeln. Und
Jakop Ahlbom, ebenfalls ein Wegbegleiter des Leitungsteams,
wird Kafkas Prozess bilderstark und in bislang
nicht gesehener Weise auf die Bühne des Kleinen
Hauses bringen. Der Niederländer ist bekannt für seine
von Magie und Rätsel geprägten Theaterarbeiten, in
der die Figuren eine nur für die Dauer eines Abends
sichtbar zu werden scheinende Zwischenwelt bewohnen.
Für das Junge Staatstheater justmainz steht im Schauspiel
das Familenstück Eine Woche voller Samstage
nach dem Kinderbuch von Paul Maar (Regie: Ekat
Cordes) auf dem Programm sowie unter anderem die
Uraufführung von Anders, einem Stoff des beliebten
Autors Andreas Steinhöfel.
Heiter wird es gleich zu Spielzeitbeginn mit Monty
Python‘s Spamalot, einer spartenübergreifenden
Musicalproduktion, in der das Schauspielensemble, das
Philharmonische Staatsorchester, eine Sängerin aus
der Opernsparte sowie Musicaldarsteller als Gäste
gemeinsam die Geschichte der Arthusrunde in der
großartigen Version der britischen Komikertruppe auf
die Große Bühne bringen. Und: Peter Jordan inszeniert
gemeinsam mit Leonhard Koppelmann Pension Schöller,
darauf darf man sich freuen.
Im Musiktheater wird die Spielzeit mit einem Doppelabend
eröffnet, zwei Einakter aus den turbulenten
Jahren des beginnenden 20. Jahrhunderts: Der Zwerg
von Alexander Zemlinsky und Gianni Schicchi von
Giacomo Puccini nähern sich der Frage nach dem
Schicksalhaften einmal von der tragischen, einmal von
der komischen Seite. Es inszenieren Rebecca Bienek
und K.D. Schmidt, die musikalische Leitung liegt bei
Generalmusikdirektor Hermann Bäumer. Neben großen
bekannten Werken wie Giuseppe Verdis Rigoletto
(musikalische Leitung: Clemens Schuldt, Inszenierung:
Lorenzo Fioroni), Richard Wagners Der fliegende Holländer
(musikalische Leitung: Hermann Bäumer, Inszenierung:
Anselm Dalferth) sowie Charles Gounods Faust
(Margarete) in einer Inszenierung von Hausregisseurin
Elisabeth Stöppler, die außerdem Francis Poulencs
Dialogues des Carmélites in Szene setzen wird (musikalische
Leitung: Hermann Bäumer) entsteht in Zusammenarbeit
mit der Münchner Biennale die Uraufführung
If this then that and now what des Komponisten
Simon Steen-Andersen. Die neue Arbeit des dänischen
Komponisten, die sich zwischen Musiktheater, Performance,
Konzert und Installation bewegt, wird das
Festival für neues Musiktheater eröffnen.In Kooperation
mit den Schwetzinger SWR Festspielen inszeniert
Amélie Niermeyer die deutsche Erstaufführung der
Barockoper Veremonda von Francesco Cavalli (unter
der musikalischen Leitung von Gabriel Garrido).

Hausregisseur Niklaus Helbling wird diese Spielzeit im
Musiktheater inszenieren und nähert sich in seiner
Arbeit gemeinsam mit Paul-Johannes Kirschner dem
Mythos einer geheimnisvollen Frau: Lore Lay.
Weitergeführt wird, in drei neuen Teilen, die erfolgreiche
Reihe Hörtheater, in der wir auch dem Mainzer
Geräuschensemble wiederbegegnen. Im Kindermusiktheater
stehen zwei Uraufführungen, zum einen eine
Arbeit für die sehr kleinen Besucher ab 3 Jahren, zum
anderen das Musiktheaterprojekt I can see you from the
future von Komponist Jesse Broekman und Hausregisseurin
Sara Ostertag auf dem Programm.
Insbesondere nach dem großen Erfolg von Produktionen
wie Plafona Now und dem tanzmainz festival ist
der zeitgenössische Tanz in Mainz angekommen und
die neue Compagnie tanzmainz findet ein aufmerksames
Publikum. Die Idee hinter der Arbeit der Tanzsparte
— spannende Gastchoreografen aus aller Welt,
ein starkes und kreatives Ensemble sowie die internationale
Vernetzung von tanzmainz — trägt erste und
immer mehr Früchte. 2015/16 kommt mit Garry Stewart
einer der großen australischen Choreografen an den
Rhein: Objekt heißt seine Produktion, in der es ihm um
den Körper als hoch komplexes System von Funktionen,
die tänzerische Umsetzung dieser Faszination
dürfte aufregend werden. Hauschoreograf Guy Weizman bewegt sich gemeinsam mit Roni Haver in der thematischen Klammer der Spielzeit und nähert sich einer
mythischen Zahl, die oft mit den Ordnungsprinzipien
unseres Lebens zu verbinden ist. So heißt seine Produktion
für das Große Haus schlicht und einfach: 4.
Eine nicht zuletzt durch den fantastischen flämischen
Akkordeonisten Philippe Thuriot, der Bachs Goldberg-
Variationen live interpretiert, sehr eindringliche Arbeit
bringt Koen Augustijnen ins Kleine Haus: Sehnsucht.
Im tanzmainz-update stellen sich zwischen den zweijährlichen
Ausgaben des großen Festivals junge Choreografen
mit oft verblüffenden Kreationen vor.
Für ein Publikum ab 11 Jahren choreografiert
Alessandra Corti das spannende Tanzstück Unendliche
Nacht.
Das Jahresheft mit allen Premieren und Wiederaufnahmen
liegt ab sofort aus und ist auf www.staatstheatermainz.com

zu sehen, dort ist auch das gesamte Programm
online. Im Juli erscheint die justmainz-Broschüre mit dem
ausführlichen theaterpädagogischen Programm und
den partizipativen Angeboten. Ebenfalls in den nächsten
Wochen wird der umfangreiche Konzertspielplan
für alle Altersstufen in einer eigenen Broschüre veröffentlicht.