Direkt zum Inhalt wechseln
|

So wohnt Mainz: Stein-Reich


von Ulla Grall
Fotos: Frauke Bönsch

Wohnraum war in Mainz schon immer knapp und somit begehrt. Genossenschaftlicher Wohnungsbau ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts oft die Lösung. Er ermöglicht kapitalschwachen Familien zu günstigen Preisen Wohnungen zu beziehen.

Ein solches Projekt ist die Görtzstiftung. Die zwischen 1903 und 1937 entlang der Unteren Zahlbacher Straße errichtete Wohnsiedlung wurde erbaut aus den Geldern der 1896 gegründeten Stiftung des Mainzer Kaufmanns Adolf Görtz. Drei Blocks aus insgesamt elf Häusern gliedern sich um die Innenhöfe auf deren Wiesengrün im Sommer Kinder spielen. Die Genossenschaft ist noch heute Betreiber der Siedlung, die 1985 unter Denkmalschutz gestellt und renoviert wurde.

Monika Friedrich wohnt hier seit sechzehn Jahren. „Um meine Wohnung, zwei Zimmer und Küche mit Balkon zu beziehen, musste ich Mitglied der Genossenschaft werden und die Wohnung selbst renovieren. Dafür ist die Miete sehr günstig, denn die Genossenschaft ist ein Non-Profit-Unternehmen. Erwirtschaftete Gewinne werden wieder in die Häuser gesteckt. Die Dusche in der ehemaligen Speisekammer habe ich auf eigene Kosten eingebaut, bei einem Auszug müsste ich sie wieder rückbauen.“ Aber an Auszug denkt Monika nicht, sie fühlt sich in der Siedlung sehr wohl.

Die Reiki-Meisterin und ihre Kristalle
Beim Betreten der Wohnung fallen unzählige Kristalle auf, die überall verteilt stehen. „Sie sind Teil meiner Arbeit“, erklärt Monika. Die Reiki-Meisterin bietet spirituelle Lebensberatung und macht so genannte Kristall-Arbeit. „Den Begriff Heilerin möchte ich nicht verwenden. Es sind die Kristalle, die da arbeiten, und es handelt sich um geistiges Heilen.“ So esoterisch das auch klingt, die 56jährige steht mit beiden Füßen auf dem Boden. Wie aber kam sie zu diesem Beruf? „Von Haus aus bin ich Sozialpädagogin. Nach dem Studium war ich mit einer Freundin ein Jahr lang unterwegs: Mit dem Fahrrad bereisten wir England, Schottland und Irland, dann Spanien und Frankreich. Alles mit einem Dreigang-Rad. Da war nix mit Gangschaltung!“ Den Abschluss des Reisejahrs bildete eine Woche in Taizé in Frankreich. „Ich erlebte dort eine Schweigewoche, die mich zu spirituellen Weisheiten geführt hat. Es war für mich eine Zeit der umfassenden, intensiven Liebe, ich spürte viel Energie. Von diesen Erlebnissen zehre ich noch heute“ sucht sie nach Worten, „es war wie ein Geschenk.“ Seit 1990 arbeitet Monika mit Reiki, der „universellen Lebensenergie“, die durch Handauflegen weitergegeben wird. Man kann bei ihr Einzelsitzungen buchen oder sich im „Usui-System der Natürlichen Heilung“ ausbilden lassen. Seit sie 1996 ihre Wohnung in der Görtz-Stiftung bezog, finden hier auch freie Treffen statt, bei denen sich Reiki-Praktizierende austauschen.
Aus der Zeit in der sie Reiki-Meisterin wurde, stammt auch ihr erster Kristall, eine große Amethyst-Druse. „Meine Meisterin sagte mir, ich solle etwas Verrücktes tun. Als ich diese Druse dann auf einem Markt sah, war ich hin und her gerissen. Der Händler bot sie mir später um ein Drittel billiger an. Da konnte ich nicht mehr Nein sagen und das war der Beginn meiner Verbindung zu Kristallen“.

Der Donnerkeil aus Tibet
So begann Monika die Ausbildung in Kristallarbeit und erhielt ihre ersten beiden „Heil-Kristalle“. „Damit konnte ich Einzelsitzungen geben.“ Es folgte eine Weiterbildung zur Durchführung von Gruppensitzungen. Freunde in Maulburg drängten sie in diese Richtung: „Meine Freundin wollte auch Kristallarbeit erlernen, also sagte ich zu ihr: Warum machst Du es nicht bei mir?“ Seither kommen immer mehr Menschen, die an dieser Ausbildung interessiert sind, zu Monika. Sie gibt Kurse und Sitzungen in Mainz, Ingelheim, Darmstadt und vor allem immer wieder in Maulburg bei Basel.
„Die Energie hat sich verstärkt, als mein dritter Kristall hinzukam, ein „Dorje“, also ein antiker Donnerkeil aus Tibet. Der war ursprünglich für Ärzte bestimmt und hat viel Heilerfahrung“, sagt sie und erzählt von ihren Abenteuern mit den Kristallen: Am Ende einer Reise mit einer Schamanin durch die Mongolei wurden zwei ihrer Steine vom Zoll beschlagnahmt. „Ich musste ohne die Kristalle zurück fliegen.“ Der mongolische Reiseleiter und die Schamanin setzten sich jedoch dafür ein, dass die Steine schließlich wieder zu Monika zurück fanden. „Als ich sie wieder in Händen hielt, schienen sie mir fast fremd. Es waren Stücke davon abgeschlagen.“ Nun liegen diese Kristalle wieder auf ihren Plätzen im Regal zwischen den anderen. „Die anderen Kristalle sind aber oft nur vorübergehend hier. Wenn jemand zu mir kommt und einen bestimmten Stein braucht, gebe ich ihn weiter. Das kann eine große Bereicherung sein.“ Aber erklären kann man das wohl nicht.

www.praxis-lebensbegleitung.de