Text Mara Braun Fotos Frauke Bönsch
Cornelia und Guido Augustin fühlen sich wohl in ihrem Traumhaus.
Zuweilen trifft einen die Liebe wie ein Blitz: „Ist am Preis noch was zu machen? Wir nehmen es!“ Der Satz purzelte Cornelia Augustin emotional und ansatzlos aus dem Mund, kaum dass sie und Gatte Guido die Immobilie in der Elbestraße 8-10 mit der Maklerin betreten hatten. „Ein idealer Einstieg in die Kaufverhandlung“, erinnert Guido sich grinsend daran, dass seine Frau als nächstes gleich die „Zu verkaufen“-Schilder aus den Fenstern nahm. Inhaltlich aber waren die beiden sich sofort einig: „Das Haus hatte nur auf uns gewartet.“
Oder genauer, die Häuser: Einstmals waren die Nummern 8 und 10 zwei Doppelhaushälften. Der Vorbesitzer der Augustins kaufte zu seinem Elternhaus (10) die Hälfte daneben, in der eine alleinstehende ältere Dame gewohnt hatte. „Das zweite Haus war in einem schlimmen Zustand. Es heißt, der Frau habe ein französischer Soldat das Herz gebrochen. Sie hat wohl alles verrotten lassen – und morgens immer ihren Nachttopf an der Straße ausgekippt.“
Die ursprüngliche Teilung bietet den besonderen Charme zweier Treppenhäuser, eines davon gleich neben dem Haupteingang zur Linken. „Anfangs haben wir uns öfters verloren“, erzählt Cornelia. „Einer ging vorne hoch, der andere hinten runter – und niemand wusste, wer wo ist.“ Im Treppenhaus hängen großformatige Bilder der vier Kinder des Paares, porträtiert von der Fotografin Heike Rost, einer engen Freundin. Die riesige Kugelleuchte über den Stufen funktioniert nicht, bietet aber eine Anekdote: „Die passte durch keine Tür“, berichtet Cornelia lachend davon, wie sie mit der Leuchte ums Haus schlichen, um am Ende festzustellen: „Wir kriegen sie durch keine Öffnung – es sei denn, wir quetschen.“
Zu sagen, das Haus habe einen besonderen Charme, wäre gnadenlos untertrieben. Die Liebe zum Detail, das feine Gespür für Räume und der Sinn für Stilelemente, mit denen Cornelia hier am Werk war, umspült die Besucher in jedem Zimmer – kein Wunder, dass sie ihre Passion inzwischen als Home-Stagerin zum Beruf gemacht hat. „Die Begeisterung, mit der Conny das alles angegangen ist, war die perfekte Bestätigung für unser erstes Gefühl: Hier sind wir richtig!“
Ein Ort für alle und alles
Für den Vorbesitzer war der Verkauf schmerzhaft, hatte er doch mit seiner verstorbenen großen Liebe glückliche Jahre hier verbracht. „Klar war, er verkauft nicht an jeden“, erinnern sich die Eheleute: „Für ihn musste es passen.“ Doch ebenso wie mit dem Haus funkte es mit seinem Besitzer auf den ersten Blick, zumal man Gemeinsamkeiten feststellte: „Er hat mit seiner zweiten Frau hier gelebt, die zwei Kinder mit in die Ehe gebracht hatte. So war es bei Conny und mir auch.“ Später kamen noch zwei Kinder dazu, eine weitere Parallele zu den Augustins, bei denen es Zwillinge sind. Auch deren Spielzeug prägt das Haus, wie der bunte Tisch in der offenen Küche, in der die Familie gerne Zeit verbringt. Hier rückt Guido lachend mit der nächsten Geschichte raus: Anfangs haben sie das Haus gemietet, als der Kauf anstand, war Cornelia hochschwanger. „Der Notartermin war dann im Schlafzimmer, Conny im Bett – und wir alle drum rum.“
Leben, lieben, arbeiten – all das passiert in der Elbestraße unter einem Dach: Von der Küche geht es ins gemeinsame Büro und übers zweite Treppenhaus in die obere Etage mit Schlaf- und Kinderzimmern. Ein Kinderzimmer ist unterm Dach, das neben viel Stauraum den Blick in den Garten bietet, und so auf Guidos „Sommerresidenz“, das Baumhaus. „Sobald es warm ist, sind wir viel draußen.“ In Sachen Wohlfühlort wird das Baumhaus im Winter vom großen Vintage-Clubsessel vertreten. Der allererste Blick fällt im Wohnzimmer aber auf den weißen Stützflügel. Den Vorbesitzer traf bei dessen Anblick fast der Schlag, erzählen die Eheleute: „Er hatte an genau der Stelle so einen Flügel stehen.“ Ein weiteres der geheimnisvollen Puzzlestücke, die ein Gesamtbild ergeben: Dieses Haus hat auf die Augustins gewartet.