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So wohnt Mainz: Glück im Bauwagen

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Janina Zepter
Fotos Frauke Bönsch

Schon auf den ersten Blick wird klar: Wohnen im Bauwagen ist bunt. Der Platz mit den roten, grünen, blauen, großen und kleinen Bauwägen im Feld zwischen Uni-Parkplatz und 05er Stadion in der Frischluftschneise liegt idyllisch im Grünen. Alte Sofas dösen zwischen jungen Obstbäumen und bunten Blumenkübeln.

Daneben stehen eine überdachte Bühne für Feste und Konzerte sowie ein riesiges Trampolin und ein Gemüsegarten. Auf dem Platz wohnen etwa 20 Personen inklusive drei Kinder. Jeder besitzt seinen eigenen Wagen mit Stromanschluss und Holzofen. Daneben nutzen alle gemeinsam einen Bade- sowie einen Küchenwagen. Wir besuchen Anne (29, Politik-Studentin), Cata (31, Soziologin) und Eva (27, Kunst- und Philosophie- Studentin) in ihrer Welt.

Mikrokosmos Wagenplatz

Auf dem Platz herrscht eine entspannte Atmosphäre. So als würde die Zeit langsamer vergehen. Unsere Gastgeberinnen erleben ihr Zuhause als Mikrokosmos, in dem andere Prioritäten gelten als in der Welt da draußen. Zum Beispiel wird beim regelmäßigen Plenum der Bewohner alles rund ums Zusammenleben diskutiert. Im Bad hängt eine Liste, wer wann duschen will, denn das Wasser muss vorher mit Holz angeheizt werden. Beim Putzen und Kochen ist jeder mal dran. „Klar dauert hier alles länger, als wenn man alleine in einer Wohnung lebt. Aber wir möchten es gegen nichts anderes eintauschen.“ Worin für unsere drei Gastgeberinnen der Reiz am Wohnen im Wagen liegt, darin sind sie sich einig: „Du machst die Tür auf und bist draußen. Und wir leben zusammen mit anderen. Aber trotzdem hat jeder seinen eigenen Bereich.“ Selbstbestimmung ist angesagt: „Wenn ich eine Terrasse will, dann baue ich mir einfach eine“, sagt Cata.

Status legalisiert

Der Platz entstand 2008, als viele Bewohner samt Bauwägen wegen Verkleinerung von ihrem alten Ort am Haus Mainusch neben der Mensa wegziehen mussten. Mit Uni bzw. AStA wurde die Frischluftschneise – nach der der Platz benannt ist – als neuer Standort gefunden. Die Uni stellte den Bauantrag. Strom, Wasser und Abwasser wurden erschlossen und ein Wall aufgeschüttet. Die Wagenburg hat einen Überlassungsvertrag mit dem AStA, der wiederum einen Überlassungsvertrag mit der Uni geschlossen hat. Als „Miete“ zahlen die Bewohner die Erschließungskosten. Inklusive Heizkosten für das Holz kommen pro Person so etwa 150 Euro monatlich zusammen. „Der Mainzer Platz ist völlig legal. Da bilden wir in der Bauwagenszene die Ausnahme.“ Denn die meisten anderen Wagenplätze sind – wenn überhaupt – geduldet, meist eher illegal, da sie zumeist ungenutzte Brachflächen besetzen: „Jeder Quadratmeter Land in Deutschland ist einem Zweck zugeteilt. Entweder Bauland, Agrarland, Wald, Naherholung oder Gewerbegebiet usw. Wie Kommunen mit einer alternativen Wohnform wie Bauwagenplätzen umgehen sollen, dafür gibt es keine Regelung“, erklärt Eva. Den meisten Plätzen droht also immer die Räumung. „Es muss ja nicht jeder im Bauwagen wohnen. Aber wer im Wagen wohnen will, sollte auch die Möglichkeit bekommen, das legal zu tun“, wünschen sich die drei.

Forderung nach mehr Wagenplätzen

Im Bauwagen zu leben wünschen sich viele, ist sich Eva sicher: „Wir müssen regelmäßig aus Platzmangel Leute ablehnen.“ Die drei jungen Frauen wünschen sich daher, dass geeignete Flächen, auf denen nicht gebaut werden darf, für Wagenplätze freigegeben werden. Dass man sich damit keine unflätigen Waldschrate, sondern ganz normale Menschen in die Nachbarschaft holt, untermalt Anne mit einer Anekdote: Ein Ehepaar mit Hund kam auf ihrem Spaziergang am Wagenplatz vorbei. Anne führte die beiden herum und erklärte ihnen das Leben hier. Als sie schließlich eröffnete, dass auch sie selbst im Bauwagen wohnt, war das Paar mehr als erstaunt: „Das sieht man Ihnen gar nicht an. Sie sehen ja so adrett aus!“ Wer also auf Wagenplätzen das Klischee des ungepflegten Wilden erwartet, der wird enttäuscht. Skeptikern ist ein Besuch in der Frischluftschneise anzuraten. Eine Einladung zum Kaffee erhält man dort nicht selten obendrein.