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sensor-Kolumne: Für Dr. Treznok ist (fast) immer Weihnachten

DrTreznok

Der Winter kommt, Weihnachten steht vor der Tür, und wieder einmal jammern alle über den Kommerz, der mit Weihnachtsgeschenken betrieben wird. Auch das Feuerwerk an Silvester wird kritisiert, weil man mit dem vielen verballerten Geld doch etwas Sinnvolleres anstellen könnte. Ich jammere da nicht mit. Schon seit September erfreue ich mich an Lebkuchen und Christstollen, und an der Silvesterknallerei beteilige ich mich nur deshalb nicht, weil unser Kater Miau davon furchtbare Angst bekommt.

Zugegeben, die Haltbarkeit einer Silvesterrakete ist nur von geringer Dauer, und viele Weihnachtsgeschenke entpuppen sich hinterher als idiotisch und landen im Müll. Aber das Argument, dass man mit dem Geld ganz andere Sachen hätte machen können, lasse ich nicht gelten, denn das Geld ist nicht verschwunden, sondern nur in Umlauf gebracht worden. Man schießt ja kein Geld in die Luft, sondern Raketen, und viele Einzelhändler würden ohne das Weihnachtsgeschäft pleite gehen. Ich könnte etwas ganz anderes kritisieren, nämlich, dass Weihnachten zum Winteranfang gefeiert wird, obwohl doch die Geburt Jesu Christi, um die es schließlich geht, sicher nicht im Winter stattgefunden hat.

Hirten waren auch vor 2000 Jahren nicht im Winter mit ihren Tieren auf der Weide. Man weiß zwar nicht, wann Jesus geboren wurde, aber bestimmt war es nicht zum Winteranfang. Deshalb plädiere ich dafür, Weihnachten zu verlegen, vielleicht in den Spätsommer, wo es sowieso an Feiertagen mangelt. Man könnte ja zum 24. Dezember ein Fest der Geschenke einführen, das auch den Atheisten Spaß macht, und die Jesus-Geburt dann im September feiern, natürlich ebenfalls mit Geschenken. Die Einzelhändler würden sich über den doppelten Umsatz freuen, es gäbe zusätzliche Feiertage, und in Bezug auf die Geburt des Heilands wäre man näher an der historischen Wahrheit dran.

Von mir aus könnte es dann auch das ganze Jahr über Lebkuchen und Marzipan geben. Zum Jahresanfang käme das Ostergebäck in die Supermärkte, kurz nach Ostern begänne der Verkauf von Christstollen, und direkt nach dem spätsommerlichen Weihnachten könnte das Winteranfang-Geschenke-Fest-Gebäck folgen. Für das Winteranfang-Geschenke-Fest bräuchte man noch einen anderen Namen. Vielleicht fällt den sensor- Lesern dazu etwas ein, oder den Atheisten, die auch schon Ostern zum Hasenfest umbenannt haben.

Wobei mir einfällt, dass man noch mehr Feiertage erfinden könnte, wenn man dieses Hasenfest tatsächlich einführt, unabhängig von Ostern, vielleicht mitten im Sommer, zwei Monate vor dem neuen Spätsommer-Weihnachten. Zu allen diesen Anlässen, Ostern und Hasenfest, Weihnachten und Winteranfang, könnte man Geschenke kaufen, es wäre sozusagen das ganze Jahr über Geschenke-Saison. Alle, Christen und Nicht-Christen, hätten das ganze Jahr über etwas zu feiern, und die Einzelhändler könnten ihre Umsätze noch weiter steigern. Silvester möchte ich allerdings nicht zweimal im Jahr haben, es reicht, wenn ich einmal pro Jahr eine traumatisierte Katze beruhigen muss.

Zwei Jahresanfänge pro Jahr würden auch bedeuten, die Erddrehung anzupassen, und das wäre mir wahrscheinlich zu schnell. Eine doppelt so schnelle Erddrehung, nur damit man doppelt so oft Silvester feiern kann, ist wahrscheinlich auch technisch kaum umsetzbar und lohnt sich nicht, nur damit man mehr Feuerwerk verkaufen kann. Wobei man Silvester auch noch zum Geschenke-Fest erklären könnte und das Geballere stattdessen abschafft. Man hätte dann sogar fünf Geschenke-Feste pro Jahr.

Ich habe auf jeden Fall nichts dagegen, ständig Geschenke zu bekommen. In diesem Sinne wünsche ich allen sensor-Lesern einen schönen Winteranfang und speziell den sensor-Werbekunden ein umsatzstarkes Weihnachtsgeschäft. Vielleicht bekomme ich ja 2015 Unterstützung für meine Idee, mehr Geschenke-Feste einzuführen. Bleibt noch die Frage, wann Jesus nun wirklich geboren wurde. Da das wohl nicht mehr rekonstruierbar ist könnte man eigentlich das ganze Jahr über Weihnachten feiern, außer im Winter.