von Michael Bermeitinger (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)
Die rund 5.000 jungen Feierwütigen, die in den letzten Jahren nach dem Rosenmontagszug am Narrenturm an der Ecke Rheinstraße/Railion gefeiert haben, müssen sich eine neuen Party suchen. Der MCV, der die Mega-Sause gemeinsam mit Radio RPR1 ausgerichtet hatte, streicht den Standort der Rosenmondnacht – ersatzlos. Kay-Uwe Schreiber vom MCV: „Dieser Bereich wurde immer defizitärer, auch durch die angestiegenen Sicherheitsanforderungen der vergangenen Jahre. Wir können die Veranstaltung nicht mehr realisieren.“ Man müsse schließlich Geld verdienen.
Bei der gemeinsam mit Stadt und Polizei einberufenen Pressekonferenz wirkte allerdings keiner der Vertreter traurig, eher im Gegenteil, denn die Partyzone um den Narrenturm sei, so hieß es unisono, auch aus Sicherheitsaspekten immer problematischer geworden. Polizeidirektor Achim Zahn, Leiter der Inspektion 2: „Wir mussten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten einsetzen – Streifenpolizisten ging nicht mehr.“
Jürgen Franz, Abteilungsleiter im Rechts- und Ordnungsamt, ergänzte die Zahlen:„Von 428 Hilfeleistungen durch Rettungsdienste am gesamten Rosenmontag fielen auf diesen Platz 333, von 123 Transporten die Hälfte, und von den 40 Glasverletzungen in der Stadt gab es allein 24 am Narrenturm.“ Weitere Argumente seien die Sperrung der Hauptverkehrsachse, die sich bis in den frühen Dienstag auswirke, aber auch die neuen Anwohner am Rhein. Kay-UweSchreiber: „Es ist auch viel Druck vom Winterhafen ausgegangen.“
Einen Ersatz für die Partyzone in der südlichen Altstadt werde es nicht geben, so das Mitglied der Zugleitung des MCV weiter, und Präsident Richard Wagner ergänzte:„Wir wollen ein neues Publikum ansprechen.“ Daher plant der Verein Ruhezonen:Eine „Kaffee-Lounge“ an der Alten Universität und eine „Fine-Lounge“ am Tritonplatz, die vor allem „Best Ager“ ¬– also die zahlungskräftige 50plus-Generation –, Firmen und Ehrengäste mit feineren Speisen und Getränken ansprechen soll.
Wohin soll das Partyvolk?
Wohin aber das mehrtausendköpfige Partyvolk soll, weiß keiner. Die Polizei hatte den Ernst-Ludwig-Platz favorisiert, dem steht aber ein Beschluss des Stadtvorstands entgegen sowie die Furcht des MCV, bei einer Matschwetter-Veranstaltung danach den kompletten Rasen erneuern zu müssen. Als Alternativen bietet sich nur die Innenstadt um die Lu an. „Es gibt ja noch die Narrentore am Schillerplatz und am Höfchen“, sagt Schreiber, zumal der kleine Platz zwischen Ludwigsstraße und Markt ab 2014 zur Lu-Festmeile gehören werde.
Allerdings dürften die beiden Narrentore auch nicht überschwemmt werden, so das Mitglied der Zugleitung, während Jürgen Franz ergänzte: Sollte ein Platz tatsächlich volllaufen, könne das bedeuten, dass Polizei und Ordnungsamt absperren müssten. Schlussendlich sei dies aber alles nur Gedankenspiele waren sich die Vertreter von Stadt, Polizei und MCV einig. Polizeidirektor Zahn:„Das sind Spekulationen, wir müssen es jetzt einfach ausprobieren.“ Außerdem könne man die frei werdenden Kräfte ja an den anderen Orten einsetzen.
Dass aber nun ein privater Veranstalter die Lücke beim Angebot fürs junge Feier-Volk mit einer eigenen Party am Railion-Eck ausfüllen könnte, hält Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte für ausgeschlossen. Auch Jürgen Franz vom Rechts- und Ordnungsamt schüttelt den Kopf: „Ein privater Anbieter hätte keine Chance für eine Genehmigung.“ Denn jede weiter Veranstaltung würde wieder Sicherheitskräfte und auch Rettungskräfte binden.