Von Heiko Beckert und Mario Thurnes (aus der Allgemeinen Zeitung)
In der Residenzpassage sollen möglichst schnell neue Wohnungen entstehen – mindestens 40, wie die Stadt auf einer Bürgerinformation im Rathaus mitteilte. Der Abriss der alten Passage werde nicht vor 2016 beginnen, sagt Prokurist Frank Röhr vom Bauträger „Fischer und Co“.
„Im Prinzip ist es nichts Aufregendes“, sagt Jürgen Habel, Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, während der Bürgerinformation. Dabei besiegelt es das Ende einer Epoche der Mainzer Kinogeschichte. Denn von Residenz und Prinzess wird dem Verwaltungsmitarbeiter zufolge nichts übrig bleiben: „Die Kinosäle werden abgerissen.“ Im Lauf der Veranstaltung spricht er sogar schon von dem „ehemaligen Kino“, obwohl dort derzeit noch Filme auf der Leinwand flimmern.
Dass die Verwaltung den Bebauungsplanentwurf (B-Plan) „A269“ aufgestellt hat, zu dem der Bereich zwischen Spritzengasse und Kleine Langgasse gehört, liegt an Fischer und Co. Der Bauträger hatte eine Bauvoranfrage gestellt und wollte darin ursprünglich entlang der Passage ein aus Sicht der Stadt zu dichtes Wohnprojekt realisieren. Mit dem B-Plan „A269“ soll die Bebauungsdichte weiter begrenzt werden. Der alte B-Plan („A267“) gibt bereits einige Vorgaben vor.
„Es wird luftiger“
„Es wird luftiger“, beschreibt Röhr auf Anfrage den neuen Entwurf. Auf diesen Grundsatz habe sich Fischer und Co mit der Stadt geeinigt. Ansonsten wolle Röhr noch nicht so viele Vorgaben machen. Das Unternehmen werde bald einen Architektenwettbewerb ausschreiben.
Sicher ist: Die Passage wird abgerissen. „Es ist wirtschaftlicher“, sagt Röhr. Einen Bauantrag stellen, wolle Fischer und Co erst, wenn der B-Plan steht. Damit rechnet er nicht mehr in diesem Jahr. Einen genaueren Zeitplan will Röhr nicht angeben. Auch fehle aufgrund der unklaren Situation noch eine Detailzeichnung.
U-förmiges Bauwerk geplant
Eine Angebotsplanung gibt es aber schon. Die Stadt stellt diese auf ihrer Veranstaltung vor: Anstelle des Kinogebäudes ist demnach ein U-förmiges Bauwerk geplant, dazu sollen zwei kleinere Bauwerke im Innenhof auf der Seite der Schillerstraße entstehen. Schließlich könnte aus Sicht der Stadt auch der Parkplatz seitlich der Gaststätte „Filmriss“ verbaut werden. Die Pläne der Verwaltung sehen hier einen L-förmigen Block vor.
Röhr ist reserviert, wenn es um die Nachbargebäude der Passage geht: Die gehörten anderen. Ob diese zu investieren bereit seien, sei unklar. „Aber ein aufwendiges Projekt wie dieses zieht oft Synergien nach sich.“ Sprich: Die Umgebung werde aufgewertet, Investieren interessanter. Nach Ansicht Röhrs biete die Schillerstraße schon ein ansprechendes Umfeld, in der Großen Langgasse seien aber viele Gebäude weniger attraktiv.
Tiefgarage entsteht
Auch wenn Fischer und Co in der Frage tiefstapelt, will die Stadt in diesem Jahr noch Baurecht schaffen. Denn die Arbeiten sollen nicht mit der Generalsanierung der Großen Langgasse kollidieren.
Geplant ist eine Tiefgarage, die von der Großen Langgasse angefahren werden kann. Die Passage selbst wird ein öffentlicher Weg bleiben und weiter Geschäfte beheimaten.
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Kinosterben?
Zum Wegfall des Residenz Kinos äußert sich auch das Capitol / Palatin Kino:
„Wir fiebern diesem Termin nicht entgegen. Wer denkt, man könne nach der Schließung die Zuschauer des Residenz & Prinzess Filmtheaters einfach zu unseren addieren, sieht sich gewaltig getäuscht. Es gäbe dann schlicht zwei (und eine sehr große) Leinwand weniger in Mainz. Letztendlich würde es daher zu einem schmaleren Angebot und somit ganz einfach zu allgemein weniger Kinogängern führen. Völlig unabhängig davon, wie man zur „Cinéstar-Gruppe“ steht, bedeutet das ein Stück weniger kulturelle Vielfalt. Und das ist auch für uns und ohne Heuchelei: Keine gute Nachricht.“
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